Daniel Taylor und das dunkle Erbe
Frau plötzlich vor ihm gestanden hatte.
Überrascht stellte er fest, dass Vanessa und Colleen auf der anderen Seite des Sees saßen. Natürlich hatte er gewusst, dass Nessa hier sein würde, er hatte nur nicht damit gerechnet, sie wirklich zu sehen. Der See war groß und es gab viele Buchten, die schwer einsehbar waren. Allerdings hatte er irgendwie gehofft , auf sie zu treffen, so rein zufällig.
Daniel blickte direkt in ihre Augen. Bitte hilf mir, Nessa, ich weiß nicht mehr weiter , schickte er ihr seine Gedanken, bevor er im Wald verschwand. Wie gern wollte er sich jemandem anvertrauen, doch er konnte es nicht riskieren, dass seine einzige richtige Freundin ihn für verrückt hielt. Dann hätte er niemanden mehr auf dieser Welt. Mit den anderen Jungs, mit denen er sich früher des Öfteren, jetzt nur noch ab und zu traf, konnte er nicht wirklich etwas anfangen. Entweder waren sie ihm zu kindisch oder sie hatten bloß Mädchen im Kopf. Beides entsprach nicht seinem Interesse, obwohl er zugeben musste, dass er bei Vanessa durchaus eine Ausnahme machen könnte. Nun verhältst du dich kindisch, Taylor , schalt er sich. Vanessa und ich sind wie Geschwister.
»Du hast doch jetzt mich, Silvan!« Marla trottete auf dem schmalen Pfad neben ihm her und zog eine Schnute.
»Hau ab, du bist nicht real!« Er warf sich auf sein Badetuch und schloss die Lider. Plötzlich begann wieder dieses unangenehme Pochen in seinem Hinterkopf, das sich kontinuierlich verstärkte.
»Silvan, sie werden dich bald holen kommen, dann musst du vorbereitet sein. Lass mich endlich rein! Du verwandelst dich, halte es nicht auf.« Ihre Stimme erklang ganz nah an seinem Ohr, und auf einmal berührte ihn etwas an der Schulter. »Ich will dir doch nur helfen!«
Sofort riss Daniel die Augen auf. »Hast du mich angefasst?« Nein, das war sicher der Wind , beruhigte er sich. Marla war eine Einbildung! Abermals kniff er die Lider zusammen, da ihn das Licht schmerzhaft blendete.
»Was soll ich denn noch alles tun, um dir zu beweisen, dass es uns gibt?«
Warum nehmen meine Kopfschmerzen immer zu, wenn du in der Nähe bist? , fragte er sie in Gedanken.
»Meine Anwesenheit beschleunigt deine Verwandlung, weil ich dir von meinen Kräften abgebe.« Leiser setzte sie hinzu: »Von den wenigen, die ich hab.«
»Verwandlung?«
Marla seufzte. »Sag mal, hörst du mir überhaupt zu? Du wirst ein Dämon!«
»Du spinnst doch«, murmelte er. »Oder ich.« Ein Superheld zu werden, könnte er durchaus akzeptieren, aber ein Dämon?
Marla stemmte die Hände in die Hüften. »Um dir wirklich helfen zu können, musst du mich in deinen Kopf lassen.«
Langsam wurde Daniel sauer. »Du machst das extra?!«
»Hier, sieh da hinein.« Marla hielt ihm seine Sonnenbrille vors Gesicht. In dem verspiegelten Glas sah er, dass seine Pupillen so geweitet waren, dass man kaum noch etwas von der Iris erkennen konnte.
»Scheiße!« Hektisch schnappte er nach Luft. »Was passiert mit mir?«
»Wehre dich nicht dagegen, Silvan, lass die Verwandlung zu! Sei endlich du selbst, sei ein Dämon!«
Dann kam Vanessa und schaffte es auf wundersame Weise, ihn von den Kopfschmerzen zu befreien. In ihrem Schoß fühlte er sich sicher und geborgen und war, genau wie Marla gesagt hatte, er selbst: nämlich Daniel Taylor aus der Grayson Street Nummer 26.
Ein Kribbeln zog sich durch seine Nervenbahnen, als ob eine Armee Ameisen durch ihn hindurchmarschierte. Im ersten Augenblick wusste er nicht, ob es an Nessas Berührungen lag oder ob Marla tatsächlich existierte und er ein halber Dämon war, wie sie ihm ständig zu erklären versuchte.
Seine Augen … Nessa durfte ihn so nicht sehen! Er schämte sich schon genug dafür, dass sie ihn in diesem Zustand erlebte. Krampfhaft hielt er die Lider geschlossen, nur ab und zu blinzelte er, bis ihn die Sonne nicht mehr blendete.
Marla stapfte um sie beide herum. Ihre Augen blitzten. Sie schien ernsthaft beleidigt zu sein. »Wer ist sie, Silvan? Diese Menschentussi kannst du dir gleich abschminken, die ist nichts für dich, du bist einer von uns!«
Aber er schloss Marla immer mehr aus seinem Kopf aus, weil es sich wunderbar anfühlte, was Vanessa mit ihm anstellte. Wärme durchflutete sein Inneres. Was macht sie da mit ihren Händen? , fragte er sich. Das tat verdammt gut!
Daniel hielt die Luft an, als sie über seinen Bauch fuhr, und es in seiner Leistengegend angenehm zog. Wenn sie so weitermachte, könnte das peinlich für ihn werden! Was war
Weitere Kostenlose Bücher