Daniel Taylor und das dunkle Erbe
plötzlich in ihn gefahren? Er empfand für Vanessa alles andere als brüderliche Gefühle! Bevor er in eine unangenehme Situation geraten konnte, stand er auf.
Wie ein Kobold hüpfte Marla um ihn herum. »Du wirst lernen, deine Emotionen zu beherrschen, Silvan. Dämonen lieben nicht mit dem Herzen, hörst du!«
Ich bin aber nur ein halber Dämon, hast du gesagt , schickte er an Marla. Daniel hatte ihren Zorn deutlich gefühlt, bevor sie sich in Luft aufgelöst hatte …
»He, Silvan, ich hab dich was gefragt!«, holte ihn Marla in die Gegenwart zurück. »Ist das Klappergestell da jetzt deine Tussi oder nicht?«
Ich heiße nicht Silvan! , dachte Daniel wütend. Und Vanessa ist kein Klappergestell! Verschwinde endlich aus meinem Kopf!
»Oh, und wie du Silvan heißt! Das ist der Name, den dir deine richtige Mutter gegeben hat«, antwortete Marla. »Akzeptier es endlich! Du bist ein Dämon und hast dich von der da«, mit einem schwarz lackierten Fingernagel deutete sie auf Vanessa, »fernzuhalten!«
Daniel versuchte, nicht auf das zu hören, was Marla ihm sagte.
»Du bist zu Höherem berufen. Du wirst ein mächtiger Dämon werden, so sagt es die Prophezeiung.«
Was für eine Prophezeiung?
»Das Orakel von Memnost.«
Was war denn das schon wieder? , überlegte Daniel. Noch nie was davon gehört.
»Aber das wirst du, sobald du mit mir kommst.«
Warum entführst du mich nicht einfach, böse Dämonin? , spottete er.
»Du musst freiwillig mitkommen. Du musst erst erkennen, wer du wirklich bist.«
Daniel versuchte, nicht mehr auf diesen Schwachsinn einzugehen.
Du bist nicht real, ich bilde mir das nur ein! Sein Puls klopfte heftig. Warum musste er ausgerechnet jetzt diese Wahnvorstellungen bekommen, wo es mit Vanessa so schön war?
»Ich fass es nicht, nach allem, was war, denkst du das immer noch? Na, dann pass mal auf!« Marla blieb mitten auf dem Weg stehen und stellte Vanessa ein Bein.
Bevor Daniel begriff, was soeben geschehen war, fing er Vanessa blitzartig auf.
Vanessa stieß einen Schrei aus, doch sie schlug nicht auf dem Boden auf, denn Daniels Arme hatten sich bereits um sie gelegt. Er riss sie nach oben und drückte sie gegen seine Brust.
O Gott, sie wollte Nessa etwas antun! Sein Herz hämmerte wie verrückt. Vanessas Gesicht lag an seiner Halsbeuge, und er spürte die Wärme ihrer Gestalt, die sich perfekt an die seine schmiegte. Sie umarmte ihn, kuschelte sich fester an ihn. Durch das Cape betastete sie seinen Rücken; ihr Busen presste sich gegen seine Brust.
»Was ist denn passiert?«, flüsterte sie. Ihre Stimme bebte, ihr Körper zitterte in seinen Armen. »Wie hast du so schnell reagieren können?«
Die Antwort konnte er ihr selbst nicht geben. Im Moment wollte er Nessa nie wieder loslassen. Daniel steckte seine Nase in ihr frisch gewaschenes Haar und inhalierte den blumigen Geruch. Wenn ihr was zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verziehen. Aus den Augenwinkeln suchte er nach Marla, doch er sah sie nicht. Na warte, Dämonin, dafür wirst du bezahlen! Daniel stieß ein »Verflucht noch mal« aus, das Nessa anscheinend auf sich bezog, da sie sich von ihm abdrückte.
»Tut mir leid, Danny, ich weiß gar nicht, wie das geschehen ist, plötzlich bin ich gestolpert. Ich muss irgendwo hängen geblieben sein.«
»Geht es dir gut? Tut dir was weh?« Er musterte sie von oben bis unten, wobei er sie an den Schultern festhielt. Immer wieder blickte er sich um.
»Es ist dir sicher peinlich, mit so einem Trampel wie mir gesehen zu werden.« Vanessa ließ den Kopf hängen.
»Was?!« Sie konnte ja nicht wissen, dass er nach der Dämonin Ausschau hielt, die wie vom Erdboden verschluckt war. »Nein, ich wollte nur sehen, worüber du gestolpert bist«, schwindelte Daniel sie an. »Der Weg ist hier sehr uneben.« Er wollte ihr so gerne die Wahrheit sagen, doch er musste erst verdauen, was soeben passiert war. Was hat diese Marla über Mom gesagt? Vor Aufregung hatte er alles vergessen.
Er strich Nessa eine Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrer komplizierten Frisur gelöst hatte, und wunderte sich, wie weich ihr Haar war. »Du bist kein Trampel, wie kommst du darauf?«
Sie zuckte mit den Schultern und verzog ihr Gesicht, als sie einen Schritt zurück machte.
»Zeig mal.« Nachdem Daniel in die Hocke gegangen war, hob er Vanessas langes Samtkleid an. Auf ihrem Schienbein zeichnete sich ein rötliches Mal ab, ein Abdruck der Niete von Marlas Stiefeln, aber mehr als ein blauer Fleck würde es
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