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Daniel Taylor und das dunkle Erbe

Daniel Taylor und das dunkle Erbe

Titel: Daniel Taylor und das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Davis
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ausgezeichnet, denn die brachte seine langen Beine zur Geltung. Abgerundet wurde das Bild durch einen Umhang, der fast bis zum Boden reichte.
    Daniel verbeugte sich galant und säuselte: »Sie sehen in Ihrem Kleid aber auch zum Anbeißen aus, Mylady.« Als er ihre Hand küssen wollte, schubste Vanessa ihn spielerisch weg. Ihre Wangen brannten. »Du Scherzkeks.« Sie fühlte sich geschmeichelt, weil Danny ihr weinrotes Kleid gefiel. Es war schon sehr alt und aus feinstem Samt mit einer raffinierten Schnürung, die Nessas schlanke Taille noch schmaler wirken ließ und ihre Brüste anhob. Für ihre Hochsteckfrisur hatte sie sich extra viel Mühe gegeben; eine Stunde hatte sie dafür gebraucht.
    Sie schäkerten ein wenig herum und machten sich dann auf den Weg. Bis zu Rebecca waren es zu Fuß wenige Minuten. Es war bereits nach zehn Uhr und düster, doch auf den Straßen herrschte reges Treiben. Mumien, Gespenster und Prinzessinnen verlangten Süßes oder spielten Streiche; die Bewohner von Little Peak hatten ihre Vorgärten und Häuser mit gruseligen Lampions oder ausgehöhlten Kürbissen geschmückt, und die Luft war erfüllt von Kinderlachen sowie aufgeregtem Schnattern.
    »Seltsam«, unterbrach Vanessa den kurzen Moment der Stille, da sie es nicht ertrug, wenn Schweigen zwischen ihnen herrschte, »das Erdbeben gestern hat sich anscheinend nur auf unsere Schule konzentriert, das haben sie in den Nachrichten gebracht. Ich frage mich, wie das möglich ist, wo Little Peak wie ein Kegel auf der tektonischen Platte sitzt. Eigentlich hätte es überall rumpeln müssen. Vielleicht ist eine Höhle eingestürzt?«
    Daniel lächelte. »Du solltest Wissenschaftlerin werden, Nessa. Du bist echt schlau.« Sie erkannte, dass Danny seine Worte ernst meinte, worauf ein einsamer Schmetterling in ihrem Magen nach einem Ausgang suchte und sie ihm nicht erklären konnte, dass sie das tatsächlich vorhatte. Ich hab dich so lieb, Daniel Taylor, ach, wenn ich dir doch sagen könnte, wie viel du mir bedeutest! Vanessa bekam weiche Knie.
    »Stopp!«, rief er plötzlich, worauf sie erschrocken die Luft einsog.
    »Was ist?«
    »Du hast da eine Wimper am Auge.« Danny beugte sich zu ihr hin, um ihr mit dem Daumen das Haar wegzustreichen. Ein unglaublich guter Duft stieg ihr in die Nase. Sein Aftershave?
    Dann stutzte sie: Eine Wimper? Wie konnte er das im schwachen Licht der Straßenlaternen erkennen? Das ist bestimmt nur ein Vorwand, um mich zu küssen , hoffte sie. In freudiger Erwartung wollte Nessa die Lider schließen. Ihr Herz pochte wild. Sie spürte wieder dieses Knistern zwischen ihnen, doch da hatte sich Daniel bereits aufgerichtet und fuhr mit dem Gespräch fort: »Weißt du schon, was du nach dem Abschluss machen wirst?«
    »Na, auf jeden Fall College, anschließend auf die Uni«, sagte sie etwas verwirrt. »Vielleicht Politikwissenschaften studieren.« Was hab ich mir gerade ausgemalt? Dass er mich küsst? Vergiss es endlich, Nessa.
    »Du willst Politikerin werden?« Daniel grinste. »Ich könnte mir vorstellen, dass du mal Präsidentin wirst.«
    Lachend schüttelte sie den Kopf. »Politikwissenschaft hat nichts mit Politik zu tun, sondern mit Wissenschaft.«
    Daniels Grinsen wurde breiter. »Sag ich doch, du solltest Wissenschaftlerin werden.«
    »Und du?«
    Danny kickte einen Stein in die Wiese. »Ich weiß nicht, ich hab eigentlich keinen Nerv mehr zum Lernen. Am liebsten möchte ich weg aus Little Peak.«
    Nessa schluckte. Er wollte den Ort verlassen? Das durfte er nicht, er konnte nicht einfach weggehen! Sie würde doch auch bleiben, zumindest könnte sie jedes Wochenende nach Hause kommen, denn die Universität, die sie sich ausgesucht hatte, war nicht zu weit weg. Danny war immer schon ein Teil ihres Lebens gewesen und Nessa wollte, dass er mehr als das wurde. Vorsichtig fragte sie: »Und warum bist du dann noch an der Schule? Deine Pflichtjahre hast du doch rum.«
    »Na ja, die High School will ich auf jeden Fall abschließen, das bin ich meiner Mom schuldig. Sie möchte, dass ich mal einen anständigen Job bekomme, und jetzt, wo es ihr so schlecht geht, kann ich ihr diesen Wunsch nicht abschlagen.«
    Vanessa spürte, was Daniel bewegte. Hätte ihn die Kuwalski nicht durchfallen lassen, wäre er in diesem Jahr fertig geworden und hätte seine Mutter finanziell unterstützen können. Angeblich zahlte sein Vater nichts.
    »Hast du dir denn überhaupt keine Gedanken gemacht, was du mal machen möchtest?«
    Daniel grinste.

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