Daniel Taylor und das dunkle Erbe
auftauchten.
Daniel half Rebecca, die Stühle aus dem Häuschen zu tragen und davor abzustellen.
Na klar, das war typisch Becky, andere für sich arbeiten zu lassen oder – hatten die beiden in dem Haus noch etwas ganz anderes vor? Als sie wieder in der dunklen Hütte verschwanden, schob sich Nessa zur Tür hinaus auf die Veranda, um zu ihnen hinüberzugehen. Sie wollte nicht lauschen, wirklich nicht, doch es war einfach zu verlockend.
»Bist du mit Vanessa zusammen, ich meine, seid ihr ein Paar?«, hörte sie Becky fragen.
Vorsichtig lugte Vanessa ins Häuschen hinein und erblickte Danny, der Becky anstarrte. »Was?« Sein Mund blieb offen stehen.
Obwohl Daniels Gesicht weiß gepudert gewesen war, hätte sie schwören können, dass es in diesem Moment noch blutleerer aussah. »Was sollte ich denn von Nessa wollen? Wir sind Kumpel, sonst nichts.«
Vanessa erstarrte. Es war, als würde ihr Danny mit einem stumpfen Messer das Herz aus der Brust schneiden, so sehr schmerzte sein abfälliger Kommentar. Ja, was sollte er auch von mir wollen? , dachte sie sarkastisch und spürte ein Brennen in den Augen. O nein, sie würde bestimmt nicht zu heulen anfangen! Sie atmete tief durch, dann schritt sie in die Hütte hinein.
»Also bist du noch zu haben, du süßer Vampir?« Gerade als Daniel zu einer Antwort ansetzte, bemerkte Rebecca sie. »O hey, Vanessa!«
»Hallo, Becky, vielen Dank für die Einladung, deine Feier ist wirklich toll«, presste Nessa heraus. In Wahrheit wäre sie lieber schreiend davongerannt. Und Daniel wollte sie zum Mond schießen! Dass sie sich so in ihm getäuscht hatte; sie hatte tatsächlich geglaubt, er hätte vielleicht doch Interesse an ihr. Wie dumm sie war, so naiv!
Noch immer strahlte Rebecca Daniel an. »Ach, das ist doch gar nichts, gleich habe ich eine Ankündigung zu machen und dann geht der Spaß erst richtig los!«
Vanessa runzelte die Stirn, weil sie keine Ahnung hatte, wovon Rebecca sprach. Sie wollte es auch nicht herausfinden. Sie wollte nur noch weg von hier, blödes Halloween, blöde Party! Nach Dannys Aussage war ihr die Lust gründlich vergangen.
»Kommt mit, ihr beiden, die Stühle kann ich später aufstellen, die anderen werden jetzt sowieso an der Fensterscheibe kleben.« Schwungvoll wurden sie von Becky aus dem Gartenhaus gedrückt und konnten kaum anders, als vor ihr herzulaufen. Als sie sich alle wieder in dem überfüllten Wohnzimmer befanden, drehte Rebecca an der Stereoanlage die Lautstärke herunter und begann mit ihrer Rede: »Hallo! Alle mal aufpassen, ich habe eine Ankündigung zu machen!«
Nun war Vanessa doch neugierig und beschloss, noch ein Weilchen länger zu bleiben. Mit verschränkten Armen stellte sie sich neben Danny, der ebenso unglücklich aussah wie sie.
»Dieses Jahr veranstalten wir kein albernes Wer-ist-in-mich-verliebt-Spiel. Nein, dieses Jahr habe ich mir etwas wirklich Aufregendes ausgedacht.« Rebecca machte eine kurze Pause, wohl um zu überprüfen, ob ihr alle die volle Aufmerksamkeit schenkten, aber die war ihr bereits sicher. Die Gäste hatten sich um sie versammelt und starrten sie gebannt an.
»Das Spiel wird zugleich der Höhepunkt des Abends«, fuhr Becky theatralisch fort und stieg auf einen Stuhl, damit alle sie besser sehen und hören konnten. »Wie ihr wisst, wohnt neben uns Edna Adams. Sie gilt als die gruseligste Einwohnerin von Little Peak, und ob an den Gerüchten etwas dran ist, wollen wir heute herausfinden. Es wird gemunkelt, dass sie ihren Mann umgebracht haben soll, denn der alte Joe wurde schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Und immer wenn Edna gefragt wird, wie es ihrem Mann geht, sagt sie: ›Mein lieber Joe ruht sich aus. Er schafft es nämlich nicht mehr außer Haus.‹ Ja, und wie es der Zufall so will – oder sollen wir es Schicksal nennen …«, Becky zog wie ein Zauberer einen Schlüssel aus dem tiefen Ausschnitt ihres Kleopatra-Kostüms, »ist die gute alte Edna über Halloween zu ihrer Schwester gefahren und hat meine Mutter damit beauftragt, ihre Katzen zu hüten.«
Mehrere »Ohs« und »Ahs« gingen durch die Gruppe, was die Gastgeberin sichtlich erfreute. »Es heißt, an Halloween seien die Schleier zwischen den Welten besonders dünn, sodass Geister und andere magische Wesen ungehindert in unsere Welt eindringen können. Wenn der alte Joe also umgebracht wurde, spukt sein Geist vielleicht gerade in Ednas Haus!«
In dem Zimmer war es still geworden. Die Musik dudelte leise im Hintergrund und
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