Daniel Taylor und das magische Zepter
James winkte sie herbei, und Mike folgte, ohne zu zögern. Er zerrte Marla an der Hand hinter sich her, denn als reine Dämonin konnte Marla sie alle nicht sehen, solange sie sich nicht selbst im Schutzkreis des Amuletts befand. Daniel hörte Marlas Stimme in seinem Kopf, aber sie klang verzerrt. Er tippte sich an die Stirn. »Ich kann dich nicht verstehen!« Das Amulett musste die Gedankenübertragung blockieren.
»Was Mike sagt, stimmt«, sagte sie laut und blickte Daniel dabei an. Anscheinend nahm sie ihn doch wahr. »Ich dachte, du hast Vanessa versteckt?«
»Das habe ich!«Er wollte so schnell wie möglich in die Unterwelt.
»Sie kommen, haltet euch gut fest!«, schrie James.
Daniel sah gerade noch, dass sich ein Lichtkreis – ein Portal! – auf der Wand bildete, dann fühlte er ein Reißen, als würden sich alle Zellen seines Körpers trennen. Bunte Lichter zuckten auf, und plötzlich lag er wieder auf dem Boden. Um ihn herum war alles dunkel und still. Daniel hörte sich atmen und jemanden, der ihm ins Gesicht schnaufte.
»Was ist passiert?«, wisperte seine Mutter.
Der Druck auf seinem Brustkorb ließ nach, und langsam durchschnitt Daniels scharfer Blick die Finsternis. James war aufgestanden und deutete auf einen Tisch, der in der Mitte eines Raumes stand.
»Ich mache Licht«, sagte er und ließ eine weiße Kugel aus Energie in seiner Hand erstrahlen. »Kommt, bleibt alle dicht bei mir, wie dürfen uns nicht trennen. Solange das Amulett uns verbirgt, können die Dämonen uns nicht aufspüren.«
Daniel wusste überhaupt nicht mehr, was los war. Er tat einfach, was man ihm sagte. In seinem Kopf gab es ohnehin nur Platz für einen Gedanken: Vanessa.
»Wir sind in einem meiner Unterschlüpfe, einer Hütte in Kanada. Leider gibt es hier keinen Strom, bloß einen Generator hinter dem Haus.« James kam in ihre Mitte, und sie gingen ein Stück, bis Daniel einen Holztisch erkannte, um den vier einfache Stühle standen.
James griff sich die Öllampe, die sich darauf befand, und entzündete sie mit einem Funken Energie.
Anstatt sich an den Tisch zu hocken, führte er sie zu einem Schrank.
»Wow«, sagte Daniel. »Ich hab mir ja gedacht, dass du dich beamen kannst, aber gleich so viele von uns auf einmal?«
James öffnete die Schranktür und holte einen in silberner Folie verpackten Riegel heraus. »Ich kann mich an jeden Ort bringen, den ich mir vorstelle. So konnte ich oft in deiner Nähe sein, obwohl ich in Kanada lebe und auch sonst viel in der Welt herumreise.« Er riss das Papier auf und biss hinein. Es war ein Powerriegel, wie Sportler sie aßen. »Aber die Teleportation verbraucht sehr viel Energie. Mehrmals hintereinander klappt das daher nicht.«
Sie ließen sich auf dem Boden nieder, dicht aneinandergedrängt.
»Der Schutzkreis des Amuletts reicht nicht so weit«, erklärte James.
Daniel saß zwischen seinem Dad und seiner Mutter, vor ihm hockte Marla halb auf Mikes Schoß. Sie starrte mit aufgerissenen Augen auf James. Jetzt, wo sie sich mit ihnen im magischen Wirkungskreis befand, konnte sie ihn natürlich richtig sehen.
»Marla, ich bin so glücklich, dass du lebst!« James ergriff ihre Hand. Seine Augen schimmerten. »Ich dachte immer, sie hätten dich getötet.«
Marla starrte ihn weiterhin an, ohne etwas zu sagen.
»Du siehst deiner Mutter so unglaublich ähnlich.« James zog Marla zu sich und umarmte sie. Marla hing erst steif in seinem Griff, doch dann legte auch sie die Arme um James und schloss die Augen.
James fuhr über ihren Rücken. Marlas Pullover war regelrecht zerfetzt! Daniels Atem stockte.
»Wer hat dir das angetan?«, fragte James, als er Marla losließ und sie sich wieder auf Mikes Schoß hockte.
»Metistakles«, wisperte sie.
»Metistakles …« James’ Brauen zogen sich zusammen. »Deine Mutter hat mir von ihm und den Mitgliedern des Rates erzählt. Ich werde nicht zulassen, dass er dir je wieder wehtut. Keiner von ihnen!«
»Ich auch nicht«, sagte Mike und drückte Marla an sich.
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
Marla und Blondie – Daniel konnte es kaum glauben. Immerhin bedeutete das, Mike wollte nichts von Vanessa.
James wandte sich an Mike. »Wer bist du?«
»Ich bin Michael Standon, Vanessas Tanzpartner. Wir sind gerade aus der Tanzschule gekommen, als ein Dämon sie mitgenommen hat!«
»Vanessa war mit dir auf dem Abschlussball!?« Daniel fühlte schlagartig wieder diese alte, unbegründete Eifersucht auf Mike. Daniel empfing von Blondie
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