Daniel Taylor und das magische Zepter
Ferien sind vorüber, alle fragen nach dir, und du weißt doch, wie schlecht ich lügen kann.« Nie wieder wollte sie ihn loslassen. Alles, was zwischen ihnen gestanden hatte, war vergessen. Sie war einfach froh, dass er lebte und zurückgekommen war.
»Die Zeit in der Unterwelt muss anders ticken«, murmelte Daniel in ihr Haar.
Vanessa seufzte. Hatte er sie denn nicht vermisst? »Bleibst du jetzt hier?«, wagte sie zu fragen, auch wenn sie die Antwort längst kannte. Daniel hatte sich verändert, das spürte sie mit jeder Faser ihres Seins.
»Nein. Ich bin gekommen, weil ich eine Aufgabe zu erfüllen habe.«
Das Zepter … Die Dämonen hatten ihn also schon manipuliert? Sie hob den Kopf und blickte ihn an. »Was für eine Aufgabe?«, fragte sie, um sicherzugehen. Alles in ihr schrillte. Er verließ sie wieder? Und warum klang seine Stimme so kalt?
»Es ist ein Test, ob ich als Herrscher geeignet bin«, sagte er. »Und ich werde nicht versagen. Nie mehr.«
»Da steht ihr Fahrrad!«, rief Anne und deutete mit dem Strahl ihrer Taschenlampe auf Vanessas Mountainbike, das an einer Stange lehnte. »Vanessa? Daniel!«
James besah sich die Stelle hinter dem Trimm-dich-Gerät näher. »Hier sind Zweige abgebrochen. Vielleicht sind sie in den Wald gegangen?«
Annes Puls raste, das Blut rauschte in ihren Ohren. »Daniel?!«, schrie sie panisch und schreckte zwei Waldkäuzchen auf. Wenn sie ihr Kind nicht bald zurückbekam, würde sie noch durchdrehen! Sie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
Anne heftete sich an James’ Fersen und kämpfte sich mit ihm durch die Sträucher.
»Hier verliert sich die Spur«, sagte er. »Sie müssen durch ein Portal verschwunden sein.«
Mittlerweile wusste Anne, wie sich Dämonen fortbewegten. Sie hatte James haargenau über alles ausgefragt, besonders über Daniel.
Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. »Heißt das jetzt, dass Daniel und Vanessa verschwunden sind?«
»Ich weiß es nicht.« James klang verzweifelt. Immer wieder fuhr er sich durchs Haar und ließ den Lichtstrahl der Lampe über den Waldboden gleiten.
»Ich kann nicht mehr«, flüsterte Anne und schloss die Augen. Die plötzliche Schwäche und Übelkeit, die sich in ihren Körper schlich, war übermächtig. Anne spürte gerade noch, wie James sie umarmte und fest an sich zog, bevor sie das Bewusstsein verlor.
»Danny, das kann nicht dein Ernst sein!« Schnaubend setzte sich Vanessa im Baumhaus auf die Matratze am Boden. Sie zitterte, doch Silvan beobachtete sie lediglich mit kühlem Interesse. Das war also das Mädchen, das ihn beinahe davon abgehalten hätte, seine Ausbildung zu vollenden? Die Oberen hatten ihn gewarnt, er solle nicht auf sie hören. Vanessa würde versuchen, ihn zu manipulieren. Die Oberen hatten recht behalten. Vanessa hatte tatsächlich versucht, ihm einzubläuen, dass die Dämonen lediglich an das Zepter wollten und ihn danach wohl töten würden. Als Silvan sich dazu nicht geäußert hatte, hatte sie über das Baumhaus zu meckern angefangen.
Sie runzelte die Stirn und blickte auf die Campingtoilette, die Wasserkanister und die Tasche mit Lebensmitteln. Er hatte das alles schon vor Tagen besorgt. Warum?
Kurz flackerte ein Bild in seinem Kopf auf: Vanessa, die nicht Vanessa war und auf die er geschossen hatte … Sobald er es einigermaßen beherrscht hatte, Portale zu erzeugen, war er sofort hierhergekommen, hatte die Campingtoilette aus der Garage seiner Mutter geholt und den Vorratsschrank geplündert … Daran konnte er sich kaum noch erinnern!
Sein Gehirn schien jeden Moment zu explodieren. Es schmerzte höllisch. Er musste endlich seine Aufgabe erledigen! Der Griff um das Messer, das er in seiner Manteltasche versteckte, verstärkte sich.
Vanessas Nörgeln machte ihn wütend. Er ergötzte sich an ihrem Ärger und ihrer Furcht. Im Wald hatte er ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt.
»Ich will nicht, dass dir etwas passiert!«, stieß er heftig hervor und setzte sich neben sie. Vielleicht beruhigten sie diese Worte. Menschen wollten so etwas hören, oder nicht?
Vanessa seufzte. »Du hast dich so verändert! Wo ist mein Daniel?«
»Dein Daniel ist nicht hier.« Er lachte düster. Ob er sich ein wenig mit ihr vergnügen sollte, bevor er sie tötete? Irgendwie gefiel ihm das Mädchen. Sie war süß, und ihre Angst schürte seine Lust.
Ihre Augen wurden groß, als er sie auf die Matratze schubste und sich auf sie legte.
»Daniel!«, rief sie und versuchte, ihn von sich zu
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