Daniel Taylor zwischen zwei Welten
Garage meiner Eltern zu suchen haben!« Vanessa war die ganze Situation nicht geheuer. Langsam ging sie rückwärts auf die Tür zu. Aus den Augenwinkeln suchte sie nach einem Gegenstand, den sie zu ihrer Verteidigung benutzen konnte. Gartenwerkzeuge hingen an der Wand, eine Schaufel, Harken und Rankstangen.
»Die Dämonen dürfen mich nicht finden, und ich wollte unter vier Augen mit dir sprechen«, sagte Carpenter. »Hör zu, Vanessa…«
Sie erschrak, weil er ihren Namen kannte, aber Daniels Vater sprach einfach weiter, als hätte er Angst, sie könne gleich davonlaufen. »Ich weiß, dass du mit Daniel zusammen bist. Anne hat es mir am Telefon erzählt, auch dass er verschwunden ist. Kannst du mir irgendetwas sagen? Was weißt du über die Dämonen?«
»N-nicht viel«, stammelte sie.
»Weißt du, wo Daniel jetzt ist?«
Vanessa hörte die Sorge aus seiner Stimme. Die ganze Situation war absurd. Daniels echter Vater wusste über Dämonen Bescheid. Ihr Weltbild ging vollständig in die Brüche.
Moment – natürlich wusste er über Dämonen Bescheid! Daniel war ein Halbdämon! Vanessa versuchte sich zu sammeln. Vielleicht steckte Danny in Schwierigkeiten oder sogar in ernsthafter Gefahr?
»Da war eine rothaarige Dämonin, sie heißt Sirina. Sie wollte Daniel mit in die Unterwelt nehmen.« Tränen trübten ihre Sicht und die Stimme wollte ihr versagen. »Sie sollte seine Frau werden. Ich glaube, Daniel ist mit ihr gegangen.«
»Verflucht!« Carpenter fuhr sich hektisch durchs Haar. »Ich hätte es wissen müssen.«
Wissen müssen? Vanessa stockte der Atem. Das klang, als wüsste Dannys Vater über alles Bescheid. Alles und noch viel mehr. Seiner Reaktion nach zu urteilen, steckte Daniel verdammt tief in der Klemme.
Ein Leben als Dämon ist nicht so schlecht, wie ich erst gedacht habe. Entspannt lehnte sich Daniel gegen die weichen Kissen. Er lag auf einem breiten Bett, das mit schwarzen Laken bezogen war und das er sein Eigen nennen durfte, genau wie das prunkvolle Gemach drumherum. Als zukünftiger Anführer genoss er jetzt schon besondere Privilegien, doch am besten gefiel ihm, dass er seine dämonischen Fähigkeiten immer besser beherrschte. Seit wann war er in der Unterwelt? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Manchmal kam es ihm wie Tage vor, dann wieder wie Wochen.
Mittlerweile konnte er nicht nur Geschosse aus seiner Handfläche abfeuern, sondern auch Portale erschaffen – nur wohin sich das Tor öffnete, damit tat er sich noch schwer.
Er hatte unwahrscheinlich schnelle Reflexe, konnte wie ein Schatten an anderen vorbeihuschen. Daniel fühlte sich stark, unbesiegbar und endlich einer Gemeinschaft zugehörig.
Sirina lag neben ihm, streichelte seine Brust durch das Hemd und fütterte ihn mit Weintrauben. Wie Daniel – Silvan, so hieß er jetzt! – soeben erfahren hatte, würde er keine menschliche Nahrung mehr benötigen, sobald er ein richtiger Dämon war. Essen war dann lediglich Lustgewinn. Dafür musste er lernen, Energie aus negativen Gefühlen zu gewinnen oder sich sogar von Seelen zu ernähren. So weit war er jedoch längst nicht.
»Kann ich dir einen weiteren Wunsch erfüllen, mein Gebieter?«, säuselte Sirina und leckte ihm den Fruchtsaft von den Lippen. Silvan ließ es zu, um sich daran zu gewöhnen, mit dieser Furie den Rest seiner Tage zu verbringen. Sein Magen verkrampfte sich.
Er kam sich zwar wie ein König vor, aber irgendwie war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken, diese Höllenbrut eines Tages anzuführen. Das würde praktisch bedeuten, dass ich gegen Mom und Vanessa in den Krieg ziehe. Noch befand er sich in »Probezeit«. Er musste sich erst als würdig erweisen, der zukünftige Herrscher zu werden, und dazu wollte ihm der Rat eine Aufgabe stellen. Daniel hatte keine Ahnung, wie die aussehen sollte, aber noch war es nicht so weit. Zuerst musste er an seinen Fähigkeiten feilen.
Daniel dachte an Antheus. Dieser äußerst starke Dämon gönnte Silvan nicht den Anspruch auf den Thron. Antheus wäre in der Rangfolge der Nächste und hatte sich schon auf eine zukünftige Herrschaft eingestellt, als die Oberen mit Marlas Hilfe Daniel aufgespürt hatten.
Marla sah er leider selten, die Oberen ließen ihn kaum zu Atem kommen. Daniel hätte so gern mit ihr gesprochen. Marla war plötzlich ungewöhnlich still. Daniel erinnerte sich noch zu gut an ihre Reaktion, als Vanessa in Mikes Armen gelegen hatte. Ob Marla etwas für ihn empfand? Besaß seine dämonische Schwester
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