Daniel Taylor zwischen zwei Welten
Wochen, als er Toby, dem Arschkriecher, nur mit Gedankenkraft die Luft abgeschnürt hatte. Die Fähigkeiten lagen in ihm verborgen. Er musste lediglich einen Weg finden, sie kontrolliert herauszulassen.
Es war düster in der Halle und der Ruß der brennenden Fackeln kratzte in seiner Lunge. Wieso gab es hier unten denn keinen Strom? Daniel überlegte scharf. Wie tief sie sich wohl unter der Erde befanden? Wie sollte hier auch Energie gewonnen werden können? Durch Geothermie vielleicht oder Gase! Warm genug war es ja. Daniel schwitzte höllisch.
Zack! Ein geistiger Schlag jagte durch sein Bewusstsein und Daniel krümmte sich zusammen.
Metistakles tippte sich an den kahlen Schädel. »Zerbrich dir den Kopf nicht über Dinge, die dich nichts angehen.«
Daniel fand, dass das Thema ihn sehr wohl etwas anging, wenn er hier einmal den Haufen Unterweltler anführen sollte. Doch er wollte dem dämonischen Unterricht mit mehr Aufmerksamkeit folgen als den Geschichtsstunden bei der Kuwalski. Daniel versuchte, in seiner Hand eine Energiekugel zu erzeugen. Es kribbelte und winzige Lichtblitze zuckten auf seiner Handfläche. Eine Kugel wollte ihm jedoch nicht gelingen, egal wie sehr er sich anstrengte.
Metistakles stand grinsend neben ihm und schaute auf ihn herab. »So einfach ist es auch wieder nicht. Es erfordert eine gewisse Beherrschung und höchste Konzentration, seine Kräfte zu bündeln. Je mehr du übst, desto routinierter wirst du mit deinen Fähigkeiten umgehen können, Silvan.«
Silvan! Wann würde er sich an seinen Dämonennamen gewöhnen?
Metistakles drang in seinen Geist ein und zeigte ihm, wie er ein Energiegeschoss auf seiner Handfläche erzeugen konnte. Leider erinnerte es Daniel daran, wie seine Mom ihn damals gehalten hatte, als er Fahrrad fahren gelernt hatte. So ähnlich war Metistakles’ Hilfe nun auch. Nur nicht so fürsorglich, eher demütigend. Erneut fing sich Daniel von ihm einen mentalen Schlag ein, der wie ein Schwerthieb durch sein Gehirn fuhr.
»Du musst endlich diese menschlichen Gefühle beherrschen!« Metistakles’ verärgerte Stimme hallte durch das Gewölbe, und er hob eine pechschwarze Augenbraue. »Sie machen dich schwach und lenken dich ab!«
Daniel nickte. Er schwitzte und jeder Muskel zitterte, als er sich erneut konzentrierte, seine Erinnerungen ausblendete und es diesmal wirklich schaffte, einen Energieball von der Größe einer Murmel auf seiner Handfläche zu materialisieren. Stolz erfüllte ihn. Er hatte es geschafft! Grinsend hielt er die Hand unter die Nase seines Lehrmeisters.
Metistakles’ nickte milde lächelnd. »Gut. Ich habe gewusst, dass du es kannst. Je dunkler deine Gedanken sind, desto leichter wird dir Magie fallen, desto großartiger wird sie sein.«
Obron betrat den Saal. Mit ihren rasierten Köpfen und den grauen Umhängen glichen sich die Dämonenoberen alle wie ein Ei dem anderen. Doch nachdem sich Daniel gefühlt schon seit Tagen hier unten befand, konnte er sie unterscheiden. Durch Metistakles’ rechte Augenbraue zog sich eine Narbe, Antheus war der Größte von allen und Obron hatte die längste Nase von den dreien.
Obron war Marlas Vater, und er war Kitanas Mann gewesen. Das Orakel von Memnost hatte Obron am Tag, als er ein Oberer wurde, vorhergesagt, dass Kitanas Kind einmal dazu bestimmt sei, der neue Herrscher zu werden. So viel hatte Metistakles ihm verraten, aber Daniel hatte keine Ahnung, wer oder was dieses Orakel war und wo es sich befand. Überhaupt hielten sich die anderen sehr bedeckt und hatten ihm verboten, Fragen zu stellen. Alles würde sich mit der Zeit ergeben, hatten sie gemeint.
Obron nickte ihnen zu und stellte sich neben den Herrscher. Xandros – der Star-Wars-Imperator-Verschnitt – war mittlerweile tausend Jahre an der Macht, und länger als diese Periode durfte ein Dämon nicht herrschen. Das war Dämonengesetz, denn ab einem gewissen »Alter« konnte ein Dämon nicht mehr seine vollen Kräfte ausschöpfen – und nur ein starker Herrscher war ein mächtiger Herrscher.
Xandros saß stocksteif auf seinem Thron und überwachte Daniels Fortschritte, ohne ein Wort zu sagen. Daniel fühlte, dass Xandros seine Untergebenen wie Marionetten lenkte, damit diese seine Befehle ausführten.
Cool, wenn er das auch einmal beherrschte, würde er zuerst der Kuwalski … Nein, diese Zeiten waren ja vorbei. Er würde hier unten leben. In ewiger Dunkelheit.
Ein Sehnen breitete sich in seiner Brust aus. Daniel kannte das Gefühl:
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