Daniel Taylor zwischen zwei Welten
auf. Sie spürte, dass die anderen nah waren, und ihre Kräfte reichten nicht mehr aus, ein neues Tor zu erschaffen. Sie hatte sich den letzten Rest Magie nur für diesen Moment aufgehoben. Ihre Familie in Sicherheit zu wissen war alles, was sie wollte.
»O nein, Marla!« Sie schloss ihre Tochter in die Arme und vergrub die Nase in deren schwarzen Locken. »Wärst du doch nur bei James geblieben…«
»Wo ist dein Sohn?!«, hallte plötzlich eine ihr bekannte Stimme durch den Raum. »Wir haben vom Orakel von seiner Geburt erfahren!«
Kitana wirbelte herum, wobei sie Marla fester an sich zog. »Obron!« Es war erschreckend, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Der große Dämon mit dem langen grauen Mantel ragte bedrohlich vor ihr auf. Hinter ihm entstiegen einem Portal zwei weitere seiner Art. Der Hohe Rat …
»Ganz recht, Kitana!« Obrons giftiger Blick bohrte sich in sie, und er zwang sie mit mentaler Kraft auf die Knie. »Du bist erbärmlich. Dich mit einem Menschen zusammenzutun!«
Obrons Aufmerksamkeit richtete sich auf Marla, die sich zitternd an Kitana presste. »Wo ist das Kind?«, fragte er noch einmal scharf.
Kitanas Stimme bebte, sie bekam kaum Luft. »Ihr werdet ihn niemals bekommen!«
»Es ist seine Bestimmung, Kitana! Er ist unser zukünftiger Herrscher, auch wenn er zur Hälfte Abschaum ist, so lautet das Gesetz!«
Niemals würden die Dämonen ein Halbblut auf dem Thron dulden. Obron wollte Silvan nur, damit er ihn manipulieren und für seine Zwecke missbrauchen konnte. Kitana kannte Obron lange genug, um seine wahren Absichten zu durchschauen.
Auf ein Kopfnicken hin traten die zwei anderen Dämonen auf sie zu, um ihr Marla aus den Armen zu reißen. Augenblicklich fing die Kleine zu weinen an. »Mama!« Marla streckte die Arme nach ihr aus.
Kitanas Blut rauschte in ihren Ohren, und ihr schnürte es den Hals zu, als sie Marla ansah, die vergeblich versuchte, den beiden Oberen zu entkommen, die ihre Finger in das schwarze Haar ihres Kindes gekrallt hatten.
»Mama?« Obron spuckte auf den Boden. »Mit deiner Menschlichkeit hast du unsere Tochter total verweichlicht! Es ist wohl besser, ich übernehme ihre Erziehung.«
»Bitte, nimm sie mir nicht weg!« In ihrer Verzweiflung warf sich Kitana vor Obrons Füße.
Der schnaubte verächtlich und trat ihr in den Bauch. »Schwach bist du geworden, Weib. Du bist eine Schande für uns alle! Ich hätte es vorhersehen müssen.«
Während sich Kitana unter Schmerzen krümmte und dabei Obrons Beine berührte, saugte sie so viel Energie von ihm ab, wie sie konnte. Auch wenn sie selbst verloren war, musste sie doch ihre Tochter von hier fortbringen.
»Wo ist das Horusauge?«, fragte Obron. »Ich weiß, dass du es hast!«
»Ich sag es dir, wenn du Marla gehen lässt«, flüsterte Kitana, schwer darauf bedacht, Obron und die anderen nicht in ihren Kopf zu lassen. Früher hatte das Horusauge sie vor mentalen Übergriffen geschützt. Obron musste eben in ihren Gedanken gelesen haben, wozu es gut war. Niemand hatte je erfahren, wer Kitana wirklich war, und niemand durfte herausfinden, wo sich das Zepter befand. Es war Kitanas Aufgabe, es zu schützen. Es war ihre Erbschuld.
»Das soll ich dir glauben, Verräterin?!«, rief Obron erzürnt. »Du hast es diesem Menschen gegeben, nicht wahr!«
»Lasst mich wenigstens noch von Marla verabschieden, Herr«, sagte sie unterwürfig. Ihr ganzer Körper bebte, ihr Herz raste, Schweiß brach ihr aus sämtlichen Poren, schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. Sie hatte panische Angst!
Obron zischte wie eine Schlange. »Wieso sollte ich dir diesen Gefallen tun, Verräterin?«
»Bitte, sie ist doch meine Tochter! Ich möchte ihr nur Lebewohl sagen.«
Überraschenderweise bedeutete Obron den anderen, die schreiende Marla loszulassen. Sofort kam ihr Kind auf sie zugerannt und warf sich in ihre Arme.
Sobald du ein Portal siehst, läufst du hindurch , schickte sie Marla ihre Gedanken. Hast du verstanden?!
Marla sah sie aus großen Augen an, die zu sagen schienen: Ich werde dich nicht verlassen, Mama! , denn Marla konnte zwar Gedanken empfangen, selbst aber keine schicken, da ihr Gehirn dafür noch nicht genügend ausgereift war.
Kitana fühlte die Liebe, die ihre Tochter für sie empfand. Die letzten zwei Jahre an James’ Seite waren die schönsten ihres Lebens gewesen. Kitana hatte zum ersten Mal gespürt, was es bedeutete, geliebt zu werden und Liebe zu geben. Das konnte ihr niemand mehr nehmen, nicht einmal der
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