Daniel und Ismael
sandigen Boden auf.
“Das Zelt ist aber nicht sehr groß. Passen wir mit unserem ganzen Zeug da überhaupt rein?”, fragt Ismael mich, als alles steht.
“Aber klar, das geht schon.” Und im Notfall können wir uns ja übereinander legen, denke ich verschmitzt. “Komm, ich zeig dir den See.”
Wir gehen runter zum Ufer, das zu einem schmalen Sandstrand abfällt. Der Wind treibt weiße Segelboote über das Wasser. In der einen Hälfte des Sees befinden sich mehrerelanggestreckte Inseln, die dem See seinen Namen geben.
Wir gehen am Strand entlang, bis wir zu einer abgelegeneren Ecke kommen, wo Bäume und Schilf am Ufer wachsen. Dort steigen wir schon mal mit den Füßen ins Wasser, Schwärme winziger Fische werden davon vertrieben. Wenn man eine Weile ganz ruhig steht, kommen sie wieder zurück.
“Die Ostsee wäre doch schöner gewesen”, sagt Ismael. Ich schaue ihn an, er grinst.
“Na warte!”, ich nehme ihn in den Schwitzkasten, bis er vor Lachen nicht mehr kann, abrutscht und ins Wasser fällt.
“Das fordert Revanche!” Ismael stürzt sich auf mich, um mich auch ins Wasser zu schubsen. Ich wehre mich nicht all zu lange, nur dass ich ihn mit mir ziehe. Schließlich sind wir beide patschnass und können vor Lachen nicht mehr.
“So, wo wir jetzt aussehen wie die begossenen Pudel können wir auch schwimmen gehen”, schlage ich vor.
Wir holen unsere Badesachen und gehen wieder runter zum Strand. Mir bleibt fast die Luft weg, als ich Ismael in seiner Badehose sehe, eine schwarze, enganliegende mit etwas längerem Bein. Sie betont seine schmalen Hüften und seine, naja, knackige Rückenansicht. Einigen Mädchen, die in der Nähe sitzen, entgeht dieser Anblick auch nicht. Sie gucken und kichern. Ismael ist sich gar nicht bewusst, welches Aufsehen er beim weiblichen (und männlichen) Geschlecht erregt. Irgendwie fühle ich Genugtuung darüber, dass er die albernen Weiber überhaupt nicht beachtet.
Ismael erweist sich als echte Wasserratte, er schwimmt viel ausdauernder als ich, mit ruhigen, gleichmäßigen Schwimmzügen. Ich versuche mitzuhalten, muss aber bald aufgeben und umkehren. Irgendwann kommt er zurück, wir planschen noch ein bisschen im seichten Wasser herum und legen uns dann in die Sonne.
“Warum schwimmst du so weit?”, frage ich ihn.
“Weil man alles hinter sich lassen kann, wenn man weit hinaus schwimmt.”
Am zweiten Tag leihen wir uns ein Ruderboot aus. Uns abwechselnd rudern wir zwischen den Inseln hindurch. Das Wasser wird von dem gleichmäßigen Wind nur wenig bewegt, die Sonne strahlt von einem Himmel, an dem nur einige Schönwetterwolken segeln. Auf der Rückseite einer Insel finden wir eine kleine Bucht. Wir ziehen das Boot ans Ufer und legen uns in den warmen Sand. Rechts und links stehen Weiden, dann zieht sich Schilf bis ins Wasser hinein und lässt nur einen schmalen Blick frei. Das Licht glitzert auf den kleinen Wellen, die auf den Sand rollen, weit weg sieht man das andere Ufer. Ismael liegt neben mir auf der Seite. Ich schaue ihn glücklich an. Er strahlt über das ganze Gesicht,während er mich anlächelt.
“Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin”, sagt Ismael, er dreht sich auf den Rücken, breitet die Arme aus und blinzelt in die Sonne. Dann schaut er wieder zu mir rüber. Wieso kann er mich jetzt nicht einfach küssen, der Moment ist perfekt. Nein, nicht traurig sein, er ist eben nicht so, und wenn er so wäre, würde es auch nur Probleme geben.
“Wollen wir schwimmen gehen?”, fragt Ismael. Wir laufen ins Wasser, dass es nur so spritzt und schwimmen los. Nach wenigen Zügen stoßen wir auf eine Sandbank, die sich an ihrer höchsten Stelle nur dreißig Zentimeter unter dem Wasserspiegel erstreckt. Es ist ein tolles Gefühl, mitten im See im Wasser zu liegen.
Wir rudern erst zurück, als die Sonne den See schon in warmes Abendlicht taucht und unsere leeren Bäuche rebellieren.
Nur abends im Zelt liegen wir auf unseren Matratzen und ich wünsche mir, da wäre nicht diese Lücke zwischen uns.Am vierten Tag nehme ich endlich meinen ganzen Mut zusammen und robbe mit meinem Schlafsack zu Ismael rüber. Ich lege mich dicht neben ihn und meinen Kopf an seine Schulter. Er bleibt ruhig liegen. “Ismael, als ich damals gesagt habe, dass ich dich süß finde…”
“Hm.” Ich spüre, dass seine Schultern sich anspannen.
“Ich finde dich immer noch süß. Aber nicht nur das, ich mag dich auch sehr gerne. Weil du ein besonderer Mensch bist.”
“Hör auf, das
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