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Daniel und Ismael

Daniel und Ismael

Titel: Daniel und Ismael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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meinen Armen und hat mich geküsst und mit mir geschlafen. Und was das Verrückteste ist, ich bin sicher es war kein Traum.
    Am nächsten Morgen wache ich aus einem unruhigen Schlaf auf, dämmriges Licht sickert durch die Zeltwand.
    “Ismael, bist du noch da?”, frage ich noch ganz verschlafen.
    “Ja, wieso soll ich nicht da sein?”
    “Ich hatte Angst, du bist zerplatzt wie eine Seifenblase.”
    “Ich bin hier”, sagt er fest und kommt an meine Seite gerutscht. “Daniel, bin ich jetzt so einer?”, flüstert er.
    “Was für einer?”
    “Du weißt schon, was ich meine”, sagt er gequält.
    “Schwul, sag einfach mal schwul!”, antworte ich heftig. Doch dann umarme ich ihn und flüstere: “Die Frage kannst du dir nur selbst beantworten.”
    Vormittags gehen wir zum Strand hinunter. Ismael tobt im flachen Wasser herum, während ich am Ufer sitze. Die Mädchenclique versucht wieder, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Ja, Mädchen, da könnt ihr gucken, bis euch die Augen ausfallen, aber dieser hinreißende Typ gehört zu mir. Und er hat sogar nur Augen für mich. Jedes Mal wenn er mich anschaut, oder gar anlächelt mit seinen blitzenden Augen, läuft mir ein Schauer durch den Körper und ich kann mein Glück kaum fassen. Mir wird klar, dass er mich in den letzten Tagen öfter so angesehen hat, aber ich habe es nicht verstanden.
    Obwohl ich in Gedanken versunkenbin, merke ich doch, dass eins der Mädchen auch zu mir rüberschaut. Ein ziemlich hübsches Mädchen. Wahrscheinlich will sie sich über mich an Ismael ranmachen, aber es ist mir sowieso egal.
    Am Nachmittag verlassen wir den Zeltplatz und gehen ein Stück die Landstraße entlang. Etwas abseits von der Straße, hinter einem wackligen Lattenzaun, entdecken wir einen alten Obstgarten, vergessen von der Zeit. Wir kriechen durch eine Lücke im Zaun und stehen zwischen fast hüfthohem Gras. Ismael lässt sich irgendwo in die grünen Wogen sinken.
    “Ich schau mal, ob ich hier ein paar Augustäpfel finde, die schon reif sind”, sage ich.
    Als ich endlich mit ein paar kleinen hellgrünen Äpfeln zurückkomme, hockt Ismael da, den Kopf auf die angezogenen Beine gelegt und weint. Er hat sein Gesicht zwischen seinen Armen versteckt, aber ich merke es trotzdem. Ich warte eine Weile, wie erstarrt vor Hilflosigkeit in dieser ungewohnten Situation. Schließlich knie ich mich neben ihn.
    “Beruhige dich doch.” Ich lege etwas unbeholfen den Arm um ihn.
    Er hebt den Kopf nicht, während er sagt: “Aber verstehst du denn nicht, was es bedeutet … ”, ich spüre, dass er zittert, “meine Eltern …, und meine Geschwister, ich hab sie doch lieb … , und mein Leben.” Ich verstehe, was er meint, und ich verstehe auch, dass es für ihn schwerer ist als für mich. Es tut mir leid, dass er Kummer hat. Kummer wegen mir, schießt mir durch den Kopf, doch ich weiß, dass das nicht wahr ist.
    “Ismael, beruhige dich, beruhige dich”, ich umfasse ihn ganz fest, damit er zu zittern aufhört.
    “Dann lassen wir es eben, wenn es so schlimm für dich ist, aber beruhige dich. Dann lassen wir es eben”, flüstere ich beschwörend - und traurig. Ich spüre, wie er ruhiger wird, dann hebt er den Kopf und dreht ihn zu mir. Seine Augen sind gerötet. “Weißt du, was du gesagt hast?”
    “Ja. Was?”
    Er legt seine Hand an meine Wange. “Du hast gesagt, dass du darauf verzichtest, wenn es mir dann besser geht.” Seine Hand ist ein bisschen feucht von seinen Tränen. Schon diese Berührung lässt mich bedauern, dass es schon wieder aus ist, bevor es richtig angefangen hat. Doch Ismael sagt: “Ich fürchte, das kann ich nicht annehmen. Und ich fürchte, das würde mich auch nicht froher machen.”
    Ich kann nicht anders, ich muss glücklich lächeln, während ich in seine braunen Augen schaue. Ich muss so glücklich aussehen, dass Ismael auch zaghaft und mit einer Spur Traurigkeit lächelt. Er beugt sich vor und küsst mich schüchtern, auf seinen Lippen schmecke ich Tränen.
    “Daniel, wieso lässt Gott das zu?”
    “Was?”
    “Dass ich … es wird zwischen mir und meinen Eltern stehen. Sie werden es nie verstehen, sie werden mich verachten. Wieso lässt Gott das zu, ich wollte doch nichts Böses tun?”
    Ich überlege, was ihn trösten kann. Ich bin nicht religiös, deswegen fällt es mir schwer, seinen Hader mit Gott nachzuvollziehen. Doch dann fällt mir etwas ein. “Ismael”, flüstere ich, “weißt du, was dein Name bedeutet?” Er schüttelt den Kopf.
    “Ich

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