Daniel und Ismael
er mich von sich aus nicht mehr sehen will? Nein, daran darf ich nicht denken. Ich muss an uns glauben. An ihn.
Ich habe meine Kamera mitgebracht und lege einen Schwarzweißfilm ein, um mich abzulenken. Der glitzernde Bach, das Spiel von Licht und Schatten zwischen den Bäumen sind reizvolle Motive. Aber irgendwie will es nicht so werden, wie ich es mir vorstelle.
Wieder denke ich an Ismael, an seine Küsse, seinen nackten Körper, sein Lächeln. Endlich höre ich Stimmen. Ich warte gespannt. Es ist Ismael, er hat die kleine Ruth an der Hand. Ich gehe ihm entgegen und umarme ihn ganz fest.
“Hallo Ruth”, sage ich dann.
“Hallo Danel”, kräht sie.
“Woher kann sie denn meinen Namen?”
“Hab ich ihr beigebracht. Ich musste sie mitbringen, sonst hätte ich mich nicht loseisen können.”
“Nun erzähl schon, was ist los?”
“Also - ich darf weiter mit dir befreundet sein.”
“Was heißt befreundet sein?”
“Das wir uns sehen können. Ab und zu jedenfalls. Solange es meinen Glauben und mein Engagement bei den Bekennern nicht beeinflusst.”
Ab und zu. Das ist besser als gar nichts. Viel besser. Ich umarme Ismael so fest ich kann und küsse ihn, es ist mir relativ egal, was Ruth von uns denkt. Dann setzen wir uns ins Gras. Ruth läuft zwischen den Bäumen rum, um einen Schmetterling zu fangen.
“Wie hast du das geschafft?”
“Meine Mutter war fertig wegen meinem Verschwinden. Dadurch hat mein Vater wohl ein schlechtes Gewissen bekommen und die Sache noch mal überdacht. Sie waren einfach froh, als ich wieder da war. Irgendwie hatten sie ein Einsehen.”
Ich lege meinen Arm um Ismaels Schulter.
“Und meine Eltern wollen dich kennen lernen. Also benimm dich anständig.”
“Ob ich das schaffe? Ich falle doch sofort über dich her und reiß dir die Kleider vom Leib.”
“Tu dir keinen Zwang an”, sagt Ismael zwinkernd, “Aber wenn du noch ein bisschen mit mir zusammen sein willst, sollten meine Eltern nicht so bald erfahren, wie es um unsere Freundschaft wirklich bestellt ist.”
“Dann muss ich mich wohl zusammenreißen.” Ich gebe ihm einen Kuss. Ich will jetzt nicht daran denken, dass es anstrengend sein wird, meine Gefühle immer zu verstecken. Unser Zusammensein immer zu verstecken. Wenigstens können wir zusammen sein. Erst jetzt fällt die Angst von mir ab, die mich die letzten zwei Tage gefangen hielt.
“Ismel, Danel!” Ruth kommt begeistert angerannt. Ismael lässt sich nach hinten ins Gras fallen. Ruth steigt auf ihn wie auf einen Berg, Sonnenflecken spielen auf den beiden. Ismael liegt ganz entspannt da und lächelt, während Ruth überschäumend lacht. Ich hole meine Kamera hervor, die Belichtung muss doch zu meistern sein. Nachdem der Film voll ist, bin ich sicher, es werden wunderschöne Fotos von den beiden.
“Was macht Danel da?”, hat Ruth gefragt.
“Fotos von uns beiden, dann sehen wir in zwanzig Jahren noch, wie hübsch du bist”, hat ihr Ismael geantwortet.
“Willst du Fotograf werden?”, fragt er mich, als ich die Kamera wegpacke.
“Das ist nicht so leicht. Aber gefallen würde mir das schon. Mal sehen, ich kann mich ja mal drüber informieren.”
Später läuft Ruth runter zum Wasser, um Blätter schwimmen zu lassen. Ich lasse mich auch ins Gras fallen.
“Daniel, glaubst du, dass Gott es gut mit uns meint?”
Buh, das sind Fragen. “Also zuerst einmal meine ich es gut mit dir. Und, ja … wieso soll Gott es nicht gut mit uns meinen, wenn er sogar deine Eltern weichgeklopft hat”, ich grinse.
“Ich meine es auch gut mit dir”, sagt Ismael lächelnd. Ich lege den Arm um ihn, halte ihn fest und lasse ihn nicht mehr los.
Black-eyed
I was never faithful
And I was never one to trust
Borderlining schizo
And guaranteed to cause a fuss
I was never loyal
Except to my own pleasure zone
I'm forever black-eyed
A product of a broken home
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Z. ist, obwohl gar keine so kleine Stadt, derart am Ende der Welt gelegen, dass sich nicht mal McDonalds herverirrt hat. Also trifft sich die angesagte Stadtjugend an der Tankstelle. Die zukünftig angesagte Jugend (weil noch autolos), trifft sich im Stadtpark. Ich gehöre weder zu der einen, noch zu der anderen. Dazu bin ich zu uncool. Ich habe noch nicht einmal ein Auto, für ein männliches Individuum über achtzehn die absolute Grundvoraussetzung, um dazuzugehören. Doch ich weiß, dass auch ein Auto an meinem Status nichts ändern würde. Ich spiele im Laientheater, ich singe im Kirchenchor und w enn ich
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