Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
ich.«
»... ... Wow!«
»Wirklich wow?«
»Absolut wow! Ich wusste ja damals im Kinofoyer schon, dass ich gerade die schärfste Maus unter der Sonne vor mir hatte, aber dass du mit ein paar Klamotten und ein bisschen Schminke sooo ..., also, Hammer!«
In dem Moment betrat Polly ihr Zimmer.
»Die sind doch einfach endbescheuert! Oder? Echt! Sobald ich achtzehn bin, überfall ich ’ne Bank und zieh aus! Hundert Prozent! Kommt ihr mit zu Luise? Ich hab keinen Bock mehr hier. Vielleicht ziehen wir einfach zu Luise, bis ich achtzehn bin. Merken die hier eh nicht.«
Luise legte vor unserer Nase ein Tänzchen hin.
»Ich nehm sie alle! Tatsache! Ich nehm die! Wie viele sind das denn? Wie geieieil! Ich pfeffer meine Puppen jetzt endgültig in die Ecke und zieh zehn Mäuse groß! Das ist echt endgeil! Ist doch genau die richtige Zeit! Ich hab eh schon nicht mehr richtig mit meinen Puppen gespielt. Spielst du noch mit denen, Polly? Nee, oder? Auch nicht mehr so richtig, ne? Jetzt kommt nämlich die Zeit, wo wir Tiere großziehen, und dann kommt ja sowieso die Zeit, da kriegen wir selber Babys.«
Puh, die Luise. Schoss wieder aus allen Rohren.
»Das weißte vorher nicht, wie viele das werden, das sind mal vier, mal zwölf, weißte nicht.«
»Boah. Das ist krass! So ’n Unterschied? Britta, merkst du nix? Wie viele das sind in deinem Bauch? Merkt man das gar nicht? Ich hoffe, ich merke das mal, ob ich ein Kind kriege oder drei. Das merkt man doch, wieso das denn nicht?«
Während Luise ihrer Begeisterung freien Lauf ließ, bezog sie schon ihrer Freundin Polly das Gästebett. »Cool, du schläfst hier. Muss ich meiner Ma mal eben sagen.«
Sekunden später stand sie mit ihrer Mutter im Zimmer.
»Und ihr zwei wollt mal Schwestern spielen, sagt die Luise? Hallo, Polly.«
»Darf ich echt hier schlafen?«
»So lange du willst. Wir müssen nur deinen Eltern Bescheid sagen, das ist ja klar.«
Polly flog Frau Jakobs an den Busen, der mal, wie in der Auseinandersetzung mit Felix’ Mutter, heftig auf- und abwogen konnte und ein anderes Mal, wie hier gerade, zum beliebten Kuschelziel wurde.
Manche Frauen hatten Brüste, da konntest du nichts groß mit anfangen. Reine Anwesenheit. Und dann gab es Damen wie Frau Jakobs, die brachten mit ihren Brüsten quasi ganze Packungen Papiertaschentücher mit.
Das berührt jetzt natürlich nur den Aspekt des Trostes, von dem man ja im Leben nie genug bekommen kann.
Die Frage der Ästhetik wird bei Ihnen allerdings äußerst kontrovers diskutiert. Was ich verstehen kann. Punkt.
Polly war in der Zwischenzeit aus dem Eldorado wieder aufgetaucht und strahlte ihre Freundin an.
»Wir können ja zusammen die Kinder zur Welt bringen! Als zwei Hebammen!«
»Cool, ja, genau, so ’ne Unterwassergeburt!«
»Ääähm …«, versuchte ich mich ins Gespräch zu räuspern.
»Dann lassen wir die Badewanne volllaufen, und dann tun wir die Britta da rein, und dann so voll sanfte Geburt, hab ich mal im Fernsehen gesehen. Plopp, plopp, plopp, eins nach dem anderen, das merkste gar nicht, das wird dir auch gefallen, Britta.«
»Ähm, ich glaube, es ist besser, ich ziehe mich, wenn es so weit ist, mit Ferdinand zurück und bringe unsere Kinder zur Welt, wie das alle anderen Mäuse auch machen. Das ist ganz lieb von euch, aber ich krieg das schon hin.«
Die Äußerung hätte ich mir ebenso gut sparen können, da die Mädchen sich in ihren fürsorglichen Überlegungen noch nicht ganz ausgepowert hatten.
In den folgenden Tagen erwachte ich jeden Morgen von Wasserrauschen, da die zwei kleinen Damen in Vorbereitung meiner Niederkunft die Badewanne kontinuierlich mit handwarmem Wasser füllten. Verweise auf ökologische Faktoren prallten an den engagierten Hebammen ab.
Und dann war es so weit.
Ich brachte sieben kerngesunde Kinder zur Welt. Vier Jungen und drei Mädchen. Ihre Namen? Das können Sie sich doch denken:
Malte, Paul, Felix, Ben, Polly, Luise und Mara.
Und genau so verteilten wir unsere Kinder. Uns Mäusen fällt es vergleichbar leicht, unsere Kinder recht früh in andere Obhut zu geben. Nur, dass unser kleiner Ben vom Großen bereits das Rülpsen gelernt hatte, stieß mir ein wenig auf. Ferdinand und ich wohnten weiterhin bei Polly, und an den Wochenenden kamen die Kinder uns besuchen, die auf zwei Beinen wie auch die mit den vieren.
Es war ein wunderbares Leben.
Die Zeit ging dahin, die Tage mit den Menschen- und Mäusekindern blieben ereignisreich, und
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