Dann eben nicht, Jeeves
sogleich annehmen.«
Bis hierher war ja alles glatt gelaufen, das werden Sie mir sicher bestätigen. Freundliches Geplauder zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, kein Wölkchen am Himmel, alles sehr harmonisch. Leider muß ich sagen, daß es nun zu einer bedauerlichen Trübung der Atmosphäre kam; die Großwetterlage schlug um, ein Gewittertief zog herauf, und schon im nächsten Augenblick war die Szene von Mißklängen erfüllt. Es war nicht das erstemal, daß so was im Hause Wooster passierte.
Daß sich die Lage zuzuspitzen drohte, merkte ich zuerst, als sich ein gequältes und mißbilligendes Hüsteln aus Bodennähe vernehmen ließ. Ich muß dazu erklären, daß obiger Dialog stattfand, dieweil ich, nachdem ich den Astralleib abgetrocknet hatte, mich in aller Ruhe ankleidete, hier eine Socke überstreifend, dort in einen Schuh schlüpfend und so nach und nach vom Unter- übers Oberhemd bis hin zum Schlips und dem Dreiviertellangen die Montur vervollständigend, während Jeeves weiter parterre meine Siebensachen auspackte.
Jetzt erhob er sich, etwas Weißes in der Hand. Als ich es sah, war mir klar, daß wieder mal eine häusliche Krise fällig war, einer jener unglücklichen Zusammenstöße zweier willensstarker Männer, und daß Bertram Wooster seiner kriegerischen Ahnen gedenken und kämpfen müssen würde, wenn er nicht untergebuttert werden wollte.
Ich weiß nicht, ob Sie letzten Sommer in Cannes waren. Wenn ja, dann werden Sie sich erinnern, daß jeder, der etwas auf sich hielt und »in« sein wollte, zum Schwoof im Casino mit normalen Smokinghosen ging und weiter oberhalb derselben einen weißen Samtblazer mit Messingknöpfen trug. Und seit ich im Bahnhof von Cannes den Expreß bestiegen hatte, war es mir immer wieder durch den Kopf gegangen, wie dieses Ding wohl bei Jeeves ankommen würde. In Fragen der Abendgarderobe ist Jeeves nämlich leider etwas kleinkariert und konservativ. Früher hatte ich mal Ärger mit ihm wegen ungestärkter Hemden. Und obwohl diese weißen Samtblazer an der Cote d’Azur der Schlager der Saison waren – le dernier cri –, gab ich mich schon im Palm Beach Casino, als ich mit meinem Prachtexemplar das Tanzbein schwang, keinerlei Illusionen darüber hin, daß es deswegen bei meiner Rückkehr Krawall geben würde. Aber ich nahm mir vor, hart zu bleiben.
»Ja, Jeeves?« sagte ich, und obwohl ich dabei liebenswürdig blieb, hätte ein aufmerksamer Beobachter in meinen Augen ein Funkeln wie von Stahl bemerken können. Niemand bringt Jeeves’ Intelligenz mehr Hochachtung entgegen als ich, aber seiner Neigung, dem Busen, der ihn nährt, Vorschriften zu machen, muß man energisch begegnen. Ich fand diesen Samtblazer todschick, und ich beabsichtigte, mit derselben Verve dafür zu kämpfen, die mein Ahnherr Sieur de Wooster in der Schlacht von Azincourt an den Tag gelegt hatte.
»Ja, Jeeves?« sagte ich. »Ist etwas, Jeeves?«
»Ich fürchte, daß Sie bei Ihrer Abreise aus Cannes versehentlich das Jackett eines andern Herrn eingepackt haben, Sir.«
Ich legte noch etwas Stahlhärte zu.
»Mitnichten, Jeeves«, sagte ich ganz ruhig. »Das fragliche Bekleidungsstück gehört mir. Ich habe es da unten gekauft.«
»Und Sie haben es getragen, Sir?«
»Jeden Abend.«
»Aber Sie wollen es doch sicher nicht hier in England tragen, Sir?«
Ich merkte, daß wir jetzt zu des Pudels Kern gekommen waren.
»O doch, Jeeves.«
»Aber Sir …«
»Ja, bitte, Jeeves?«
»So etwas steht Ihnen nicht, Sir.«
»Da bin ich entschieden anderer Meinung, Jeeves. Ich glaube, daß dieses Jackett allseits viel Beifall finden wird. Morgen abend werde ich es auf Pongo Twistletons Geburtstagsparty der Öffentlichkeit vorstellen, und ich bin sicher, daß es Stürme der Begeisterung hervorrufen wird. Keine Widerrede, Jeeves. Keine langen Diskussionen. Ich weiß nicht, was für absurde Einwände Sie gegen dieses Jackett zu machen haben, aber ich werde es jedenfalls tragen.«
»Sehr wohl, Sir.«
Er fuhr mit dem Auspacken fort, und ich ließ das Thema fallen. Ich hatte den Sieg davongetragen, aber den unterlegenen Gegner dann noch zu demütigen ist nicht die Art der Woosters. Nachdem ich angekleidet war, entbot ich dem Mann ein wohlgelauntes Adieu, und da ich zum Essen ausging, machte ich ihm den großmütigen Vorschlag, sich doch den Abend freizunehmen und einen guten Film anzusehen oder so was. Als Wink mit der Friedenspalme, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Er wollte aber nicht viel davon
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