Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
hörte ich kaum hin. Ich mußte diesen rätselhaften Dingen auf den Grund kommen.
    »Sagen Sie mal, Jeeves, wie kommt das?«
    »Sir?«
    »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Sie meinen, Sir …«
    »Natürlich meine ich. Sie wissen doch genau, wovon ich rede. Was ist geschehen, während ich weg war? Das ganze Haus strotzt ja förmlich von Happy-Ends.«
    »Jawohl, Sir. Ich freue mich sagen zu können, daß meine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.«
    »Wieso Ihre Bemühungen? Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß Ihre verrückte Idee mit der Feuerglocke etwas damit zu tun hat?«
    »Doch, Sir.«
    »Reden Sie keinen Stuß, Jeeves. Die Sache war ein Reinfall.«
    »Nicht ganz, Sir. Ich fürchte, Sir, daß ich nicht ganz offen war, als ich vorschlug, die Feuerglocke zu läuten. In Wahrheit hatte ich nämlich nicht damit gerechnet, daß dies bereits die gewünschten Ergebnisse zeitigen würde. Ich hatte das eigentlich nur als Vorspiel zu den – wie man sagen könnte – zentralen Abläufen des Abends gedacht.«
    »Sie reden ja konfus, Jeeves.«
    »Keineswegs, Sir. Es war von entscheidender Bedeutung, die Damen und Herren zu veranlassen, aus dem Haus zu kommen, um sie dort eine gewisse Zeit festzuhalten.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Mein Plan basierte auf psychologischen Überlegungen, Sir.«
    »Inwiefern?«
    »Bekanntlich werden Personen, die unglücklicherweise durch Streit entzweit sind, durch nichts so leicht wieder geeint wie durch die gemeinsame Ablehnung einer dritten Person, Sir. In meiner eigenen Familie, wenn ich einmal ein persönliches Beispiel heranziehen darf, galt allgemein der Grundsatz, daß man in Zeiten häuslichen Unfriedens nur Tante Annie einzuladen brauchte, um alle Familienmitglieder wieder miteinander auszusöhnen. Die von Tante Annie hervorgerufene Animosität ließ die übrigen Streitigkeiten völlig in den Hintergrund treten. Ich kam deshalb auf den Gedanken, Sir, Sie als denjenigen erscheinen zu lassen, der für den unfreiwilligen nächtlichen Aufenthalt der Damen und Herren im Garten verantwortlich war, um auf diese Weise allseits eine heftige Abneigung gegen Sie hervorzurufen, die rasch zu einer Verständigung zwischen den zerstrittenen Parteien führen würde.«
    Hierzu hätte ich gerne etwas gesagt, aber er fuhr schon fort.
    »Diese Überlegung erwies sich in der Folge als richtig. Alles ist, wie Sie sehen, Sir, wieder in Ordnung gekommen. Nachdem Sie sich mit dem Fahrrad entfernt hatten, waren sich die bislang einander entfremdeten Lager in der Beschimpfung Ihrer Person so einig, daß das Eis – wenn ich dieses Bild einmal gebrauchen darf – bald gebrochen war, und es dauerte nicht mehr lang, bis Mr. Glossop mit Miss Angela unter den Bäumen wandelte und mit ihr Anekdoten über Ihre Studienzeit beziehungsweise frühe Kindheit austauschte, während Mr. Fink-Nottle an der Sonnenuhr lehnte und Miss Bassett mit Geschichten aus Ihren Schultagen unterhielt. Mrs. Travers erzählte unterdessen Monsieur Anatole …«
    Jetzt gab ich Laut.
    »Was Sie nicht sagen«, sagte ich. »So war das also! Und jetzt ist wahrscheinlich die Folge Ihrer dämlichen Psychologie die, daß Tante Dahlia stinkwütend auf mich ist und es Jahre dauern wird, bis ich mich hier wieder sehen lassen kann – Jahre, Jeeves, in denen Anatole Abend für Abend seine köstlichen Gerichte zubereiten wird …«
    »Durchaus nicht, Sir. Um dieser Eventualität vorzubeugen, habe ich ja den Vorschlag gemacht, Sie sollten mit dem Fahrrad nach Kingham Manor fahren. Als ich dann die Damen und Herren davon unterrichtete, daß ich den Schlüssel gefunden hätte, und es ihnen zu Bewußtsein kam, daß Sie diese lange Fahrt umsonst unternommen hatten, wich ihre Feindseligkeit gegen Sie fast augenblicklich einer gelösten Heiterkeit. Es wurde viel gelacht.«
    »So, wurde es?«
    »Jawohl, Sir. Möglicherweise werden Sie ein paar gutgemeinte Neckereien erdulden müssen, Sir, aber nichts weiter. Wenn ich es einmal so ausdrücken darf, Sir: Es ist alles vergeben und vergessen.«
    »So?«
    »Jawohl, Sir.«
    Darüber dachte ich eine Weile nach.
    »Sieht fast so aus, als hätten Sie alles wieder ins Lot gebracht.«
    »Jawohl, Sir.«  ,
    »Tuppy und Angela grüßen wieder als Verlobte, ebenso Gussie und die Bassett. Onkel Tom scheint mit dem Geld für ›Mylady’s Boudoir‹ über den Tisch gekommen zu sein. Und Anatole bleibt uns erhalten.«
    »Jawohl, Sir«
    »Da kann man wohl sagen: ›Ende gut, alles gut‹.«
    »Sehr treffend,

Weitere Kostenlose Bücher