Dann gib ihm die Axt
sich's?«
»Ich bin in eine Ehe eingebrochen«, sagte Georgia Rushe entschlossen.
»Na und?« fragte Bertha.
»Ich will mir darüber keine moralischen Belehrungen anhören.«
»Haben Sie Geld genug, um unsere Rechnungen zu zahlen?« erkundigte sich Bertha.
»Natürlich. Sonst wäre ich nicht hier.«
»Dann können Sie einbrechen, soviel Sie wollen, Verehrteste«, sagte Bertha grimmig. »Was wollen Sie von uns? Nachweise weiterer einbruchsfähiger Ehen? Wird prompt erledigt!«
Miß Rushe lachte ein bißchen unsicher. Schließlich bemerkte sie: »Ich bin froh, daß Sie es so sehen, Mrs. Cool.«
»In Ehen wird meist nicht eingebrochen«, sagte Bertha. »Wenn sie zerbrechen, sind die Ehepartner selber schuld.«
»Ich bin jetzt seit fast vier Jahren bei Mr. Crail«, sagte Georgia Rushe.
»Wer ist Mr. Crail?« fragte Bertha.
»Ellery Crail ist Vorstandsvorsitzer der Jalousienfabrik Crail AG.«
»Von der Firma habe ich schon gehört. Seit wann ist er verheiratet?«
»Seit acht Monaten.«
Ich lehnte mich zurück und zündete mir eine Zigarette an.
»Zuerst habe ich in der Personalabteilung gearbeitet«, fuhr Georgia Rushe fort. »Damals war Ellery noch verheiratet. Kurze Zeit, nachdem ich in die Firma kam, starb seine Frau. Es war ein schwerer Schlag für ihn. Wie sehr er sie geliebt hat, weiß ich nicht. Tatsache ist, daß sie ihm fehlte. Er ist ein häuslicher Mensch, wissen Sie. Ein großer treuer Mann mit einem Herzen von Gold, der selber so grundanständig ist, daß er 'sich einfach nicht vorstellen kann, daß Menschen auch anders sein können.«
Sie hielt einen Augenblick inne und seufzte abgrundtief. »Als er den ersten lähmenden Schock und Kummer überwunden hatte, ergab es sich, daß wir uns ab und zu auch außerdienstlich trafen.«
»Sie meinen, er lud Sie ein?« fragte Bertha.
»Ja, wir aßen manchmal zusammen.«
»Theater?«
»Ja.«
»Besuchte er Sie in Ihrer Wohnung?«
»Nein.«
»Und Sie ihn?«
»Nein. Der Typ ist er nicht.«
»Wann hat seine jetzige Frau ihn kennengelernt?«
»Ich war überarbeitet. Wir hatten geschäftlich viele Probleme. Mr. Crail fand, ich müßte einmal gründlich Urlaub machen, und
schlug vor, ich sollte einen ganzen Monat verreisen. Als ich zurückkam, war er verheiratet.«
»Da hat er Sie also gründlich reingelegt?«
Georgia Rushes Augen sprühten. »Er ist einer hinterlistigen, gemeinen, intriganten, heuchlerischen, scheinheiligen Person auf den Leim gegangen.«
»Sie hat ihn also überrumpelt«, stellte Bertha fest.
»Ja, so ungefähr.«
»Wie ist es passiert?«
»Es begann eines Abends, als Mr. Crail mit dem Wagen aus dem Werk kam. Er sieht nachts nicht besonders gut, und es hatte geregnet, die Straßen waren glatt. Trotzdem glaube ich, daß es nicht allein seine Schuld war, wenn er das auch jetzt behauptet. Direkt vor ihm fuhr eine Limousine. Die Ampel schaltete auf Rot, und die Limousine bremste sehr plötzlich. Das Bremslicht funktionierte nicht. Irma hat natürlich geschworen, sie hätte ein Handzeichen gegeben, aber die schwört das Blaue vom Himmel herunter, wenn es sich für sie lohnt.«
»Irma ist seine Frau?«
»Ja.«
»Weiter, bitte.«
»Mr. Crail fuhr in ihren Wagen hinein. Der Materialschaden war gar nicht aufregend. Mit fünfzig Dollar hätte man die Werkstattrechnung für beide Wagen bezahlen können.«
»Personenschaden?« fragte Bertha.
»Eine Rückgratverletzung. Ellery stieg sofort aus und rannte zu dem Wagen, den er angefahren hatte. Als er sah, daß eine Frau am Steuer saß, entschuldigte er sich und beteuerte, der Unfall sei natürlich seine Schuld. Irma Begley warf einen Blick auf Ellerys zuverlässiges, ehrliches Gesicht, sah in seine sympathischen Augen und beschloß, sich diesen Mann zu angeln. Sie hat dabei ein Höllentempo vorgelegt, das muß ihr der Neid lassen.«
»Sie hat ihm die Rolle der hilflosen kleinen Frau vorgespielt«, mutmaßte Bertha.
»Irma Begley hatte einen strategisch günstigen Zeitpunkt erwischt. Nach dem Tod seiner Frau fühlte Ellery sich einsam. An mir hing er mehr, als er sich selber eingestehen mochte. Aber ich war ja verreist. Später habe ich in den Akten ein Telegramm gefunden, in dem er anfragte, ob ich nicht meinen Urlaub abkürzen und zurückkommen könnte. Dieses Telegramm ist aus irgendwelchen Gründen nie bei mir angekommen. Mein ganzes Leben sähe sonst vielleicht anders aus. So hat er einfach angenommen, ich hätte nicht geantwortet.«
Ich sah auf die Uhr.
Miß Rushe fuhr hastig
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