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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gegeben, dich zu überholen. Sie hielt neben dir an, um dich abzukanzeln und hat deshalb Lidfields Wagen nicht gesehen.«
    Die Stille stülpte sich über uns wie eine große Käseglocke.
    Esther Witson hatte sich als erste wieder gefaßt. »Wenn Sie das tun, habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden!«
    »Nicht so stürmisch, meine Damen«, beruhigte Mysgart. »Wir wollen doch—«
    »Sie halten den Mund«, sagte Esther. »Diese Fettmamsell ist in Schlangenlinien durch die Gegend gegondelt. Erst war sie links, plötzlich ist sie direkt vor meiner Nase nach rechts ausgeschert und dann hielt sie an, wedelte wild mit den Armen und —«
    »Wer ist eine Fettmamsell?« schrie Bertha.
    »Sie!«
    »Aber meine Damen —« versuchte Mysgart es noch einmal.
    »Ich hab' es nicht nötig, mich von einer dürren Ziege mit Raffzähnen Fettmamsell nennen zu lassen«, fauchte Bertha. »Ich bin muskulös, aber nicht fett. Machen Sie, daß Sie rauskommen!«
    »Und weil Sie den Weg versperrten«, fuhr Esther Witson unbeirrt fort, »und weil ich versuchte, an Ihnen vorbeizukommen, bin ich gegen meinen Willen auf die Kreuzung geraten und —«
    »Mein liebes Kind!« sagte Mysgart. Er war aufgesprungen und hatte sich zwischen seine Klientin und Bertha gestellt. »Ich muß Sie ernstlich bitten, derartige Erklärungen zu unterlassen.«
    »Ach, reden Sie doch nicht, dazwischen«, keifte Esther Witson. »Sie ist schuld an dem Unfall. Jetzt soll sie auch dafür blechen!«
    »Sie waren ja so versessen darauf, mir Ihre Meinung zu sagen«, schoß Bertha Cool zurück, »daß Sie sich beinahe den Hals verrenkt haben. Kein Wunder, daß Sie blindlings in die Gegend gefahren sind. Ich hab' nur Ihr Pferdegebiß gesehen und —«
    »Ich verbitte mir diese Anspielungen auf meine Zähne, Sie Tonne!«
    Mysgart öffnete die Tür zum Gang. »Miß Witson — ich bitte Sie!«
    »Wenn's nach mir gegangen wäre, hätten wir uns den Besuch bei Ihnen geschenkt«, rief Miß Witson über seine Schulter zurück. »Ich kann dicke Leute nicht ausstehen.«
    »Machen Sie die Klappe zu — es zieht!« riet Bertha fürsorglich. »Oder klemmt die Futterluke? Bei den Zähnen wundert mich gar nichts.«
    Die Tür knallte zu.
    Bertha sah mich an. Sie war rot wie ein gekochter Krebs. »Das hast du mir eingebrockt«, schnaufte sie. »Manchmal könnte ich dich in der Luft zerreissen. Aber du bist ja so aalglatt — dich kann man gar nicht fassen. Furchtbar ist das mit dir!«
    »Deine Zigarette schmort Löcher in die Schreibtischplatte«, bemerkte ich.
    Bertha griff nach dem Stummel und zerdrückte ihn im Aschenbecher. Sie sah direkt gemeingefährlich aus.
    »Früher oder später wäre es doch herausgekommen«, sagte ich. »Es ist besser so, glaub mir das. Mit der Wahrheit jonglieren kann man nur als erstklassiger Artist — sonst läßt man besser die Finger davon. Den Vergleich, den Crail von uns verlangt, bringen wir schon noch zustande, aber nicht dadurch, daß wir Mysgart denken lassen, er hätte Chancen, den Prozeß zu gewinnen. Ein Vergleich bringt Mysgart in diesem Fall nur um sein fettes Honorar. Wenn du in seinem Sinne aussagst, wird er eine Menge juristischen Hokuspokus abziehen. Falls er damit durchkommt, präsentiert er seiner Klientin hinterher eine Rechnung über dreitausend Dollar. Wenn du die Wahrheit sagst, läßt er sich vielleicht zu einem Vergleich bewegen. So — und nun muß ich an die Arbeit. Zu deiner Aussage bin ich wieder zurück. Überleg dir, was du sagen willst.«
    Ich verließ das Büro. Bertha hatte die Stirn schon in Denkerfalten gelegt und antwortete nicht mehr.
    Elsie Brand tippte unentwegt. Sie sah auf, ohne innezuhalten, und kniff langsam das rechte Auge zu.
    Ich zwinkerte zurück und verschwand.

14

    Genau um drei Uhr siebzehn kam ich zurück ins Büro.
    Die Protokollaufnahme war schon im Gange. An Elsie Brands Schreibtisch saß ein Gerichtsstenograph und notierte jedes Wort. Bertha Cool saß auf dem Zeugenstuhl und machte ein recht zufriedenes Gesicht. Der Mann um die Fünfzig, mit dem fliehenden Kinn und den habgierigen Augen, der neben Frank Glimson saß, mußte Rolland B. Lidfield sein, der Kläger.
    Soweit wie möglich hatte John Carver Mysgart seine nicht unbeträchtliche Körperfülle zwischen Esther Witson und Bertha Cool geschoben. Er hatte Esther hinter sich verschanzt und kritzelte eifrig in einem Notizbuch. Offensichtlich notierte er sich eine Frage, die er Bertha stellen wollte, wenn er an die Reihe kam.
    Sie sahen alle auf, als

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