… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
es ihr auch nach seinem Tod noch jedes Mal eiskalt den Rücken hinuntergelaufen, wenn sie auch nur daran gedacht hatte, einfach ihre Sachen zu packen und zu gehen. Aber weil sie sowieso kein Geld für einen Neuanfang hatte, brauchte sie auch nicht ernsthaft darüber nachzudenken.
Joe hatte einen Treuhandfonds für sie eingerichtet. Ihr erster Impuls war gewesen, das Geld einfach zu ignorieren. Aber dann hatte sie bemerkt, dass es sich ziemlich exakt um die Summe handelte, die die Behandlung ihres Vaters gekostet hatte. Und es war ihr absolut angemessen vorgekommen, dass Joe für die Arztrechnungen aufkommen sollte. Tief in sich hoffte sie sogar, dass seine Seele dadurch ein wenig mehr Frieden finden würde.
Auch Lori hatte zu ihrer Überraschung etwas Frieden gefunden. Das bloße Wissen darum, was ihrem Dad widerfahren war, hatte die Leere in ihrem Herzen gefüllt, deren Existenz sie sich niemals hatte eingestehen wollen. Eine schmerzliche Wahrheit war eben besser als gar keine Wahrheit.
Sie hatte die Pokale eingemottet und die schrecklichen Ölschinken abgehängt, die ihr Vater so geliebt hatte. Sie hatte die vergilbten orangefarbenen Vorhänge entfernt – und dann hatte sie einfach nicht mehr aufhören können. Pastellgelbe Wände, ein blauer Sofaüberwurf, eine hübsche Kristalllampe, die sie im Ausverkauf gefunden hatte.
Ihr Schlafzimmer wirkte dank des weißen Bettüberwurfs und der rosa-braunen Kissen sogar noch strahlender. Das Bad war allerdings ein Problem gewesen. Fliesen verlegen konnte Lori nicht. Aber immerhin hatte sie sich getraut, die Ablagenherauszureißen und durch Granitimitat zu ersetzen. Und um von den scheußlichen rosafarbenen Kacheln abzulenken, hatte sie die Wände rosa-braun gestreift tapeziert.
Währenddessen hatte sie fast ununterbrochen an Quinn denken müssen. Wie oft war sie versucht gewesen, ihn anzurufen, beispielsweise um ihm zu erzählen, dass unter der goldgesprenkelten Tapete eine noch viel größere Geschmacklosigkeit verborgen gewesen war? Wie oft hatte sie das Telefon in der Hand gehabt?
Sie vermisste ihn. Tag für Tag. So kurz ihre Affäre auch gewesen war, sie hatte tiefe Spuren in Loris Seele hinterlassen. Das mit Quinn war mehr als nur ein Flirt gewesen. Nein, mittlerweile konnte Lori es nicht mehr leugnen: Sie war verliebt in Quinn Jennings, oder wenigstens verdammt nah dran.
Aber leider glichen Wahrheiten einander nicht aus. Ihr Leben war immer noch ein heilloses Chaos. Und sich zu verlieben würde es nicht besser machen. Sie musste selbst herausfinden, was sie wollte und wie ihre Zukunft aussehen sollte.
Und das tat sie. Das Grundstück am Fluss stand zum Verkauf, die Verhandlungen wurden von dem gewieftesten Immobilienanwalt abgewickelt, den sie hatte finden können. Nachdem sie ihre Schulden abbezahlt hatte, hatte sie außerdem einen Kredit aufnehmen können, mit dem sie ihren Angestellten eine kleine Abfindung gezahlt hatte, als sie die Werkstatt für immer geschlossen hatte. Die Beseitigung der Öllache hatte eine halbe Ewigkeit gedauert, aber inzwischen war es fast fertig. Jetzt musste sie nur noch den Winter über bleiben, weil sie sich bei der Stadt vertraglich verpflichtet hatte, die Straßen zu räumen. Aber dann … na ja, dann würde sich ihr Leben in irgendeiner Form verändern. Ob sie nun bereit dafür war oder nicht.
Heute hatte Lori allerdings nichts weiter zu tun, jedenfalls solange kein plötzlicher Schneesturm aufkam. Sie starrte zum Fenster hinaus auf die dicken weißen Flocken, die aus dem Himmel schwebten. Aus irgendeinem Grund hatte Quinn ihr weniger gefehlt, als sie wenigstens noch die Möglichkeit gehabthatte, ihn zu sehen. Aber jetzt, da der Pass geschlossen war, dachte sie kaum mehr an etwas anderes.
Lori streckte sich auf dem Sofa aus und musterte missmutig die Decke. Sie war voll und ganz damit beschäftigt, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Falls sie im nächsten Mai noch hier war, würde sie vielleicht über den Pass fahren und bei Quinn anklopfen. Mit ihm essen gehen. Vielleicht war sie ja dann bereit für eine richtige Beziehung.
Aber was, wenn ihr eine großbusige Blondine die Tür öffnete?
„Meine Güte, jetzt krieg dich wieder ein, Lori Love.“ Es waren noch sieben Monate bis Mai. Die Wahrscheinlichkeit, dass Quinn in der Zwischenzeit nicht in das Bett irgendeiner anderen Frau stolperte, war ausgesprochen klein. Der bloße Gedanke rief ein schmerzhaftes Ziehen in ihrer Magengrube hervor.
Aber anrufen würde sie Quinn
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