… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
mehr in die Arbeit gestürzt, je länger seine Beziehungen andauerten. Und zwar bewusst. Das war seine Trennungsmethode: Wenn es ihm zu intim wurde, entzog er sich eben. So lange, bis seine jeweilige Partnerin aufgegeben hatte.
Aber während seiner Zeit mit Lori hatte er überhaupt keinenGrund dazu gesehen. Gearbeitet hatte er natürlich trotzdem. Aber sobald er den Stift weglegte, dachte er an Lori. Und wenn er ein Projekt abgeschlossen hatte, war sie diejenige, der er das Ergebnis zuerst zeigen wollte.
Bei seinen vorherigen Freundinnen war es immer wieder passiert, dass er nach stundenlanger konzentrierter Arbeit hochgesehen und gedacht hatte: Oh verdammt, ich bin zu spät, jetzt ist sie bestimmt stinksauer.
Wenn er nun von der Arbeit hochsah, erwartete er fast, dass Lori vor ihm stand, mit dem Fuß wippte und ihn anlächelte.
Weil sie ihn verstand.
Dumm nur, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, sie zu verstehen.
„Zeit“, flüsterte er. Das war alles, was sie brauchte.
Er sah kurz auf die träge herabschwebenden Schneeflocken hinaus, dann packte er seine Sachen zusammen. Zeit für eine Runde Schwimmen. Und dann wieder ab an den Schreibtisch.
„Schönen Abend noch, Mr Jennings“, sagte Jane, als er an ihr vorbeikam.
„Stehen morgen irgendwelche Meetings an?“
„Nein, nichts“, erwiderte sie.
Die Hand schon an der Türklinke, hielt er inne und wandte sich zu Jane um. „Finden Sie, dass ich wie ein Regenschirm aussehe?“
Mit großen Augen schüttelte sie den Kopf. Aber ihr Blick zuckte zu seinen Schultern. Seufzend ließ er sich gegen die Tür sinken. „Ich hab’s echt versaut, Jane. Und zwar gründlich. Sie braucht ein bisschen Zeit.“
Janes Miene wurde für einen Augenblick ganz weich. Lori hatte recht gehabt: Sie war hübsch. „Das verstehe ich. Aber warten Sie nicht zu lange. Ich mag sie, und sie ist die einzige Frau, die Sie jemals dazu gebracht hat, ab und zu mal Ihre Arbeit zu vergessen.“
„Hm, ja“, erwiderte er, bevor er hinaus in den Schnee trat. Gerade als er seinen Wagen erreicht hatte, hörte es auf zu schneien.Und während er dastand, die Hand aufs Autodach gestützt, und überrascht in den Himmel hochsah, brach die Sonne durch die Wolkendecke. Quinn blickte zum Pass nach Tumble Creek hinauf. Er funkelte im Sonnenlicht.
Vor ein paar Wochen hatte er in der Tribune gelesen, dass Lori die Werkstatt geschlossen hatte. Und Molly behauptete, dass sie sich toll machte.
Es waren jetzt schon fünf Wochen. War das genug Zeit?
Quinn dachte an die Bücher, die sie so mochte. In den Geschichten gab es keine Jungfrauen in Nöten. Allerdings waren die Helden auch keine Weicheier. Lori brauchte niemanden, der sie rettete. Aber es konnte auch nicht schaden, auf einem weißen Hengst bei ihr vorbeizureiten und mal nachzufragen, ob sie Lust auf einen Ausflug hatte.
„Ein weißer Hengst ?!“, murmelte Quinn angewidert. Im Namen der Forschung hatte er eindeutig ein paar zu viele von diesen Geschichten gelesen.
Und dann kam ihm ein Gedanke. Ein Gedanke an etwas Großes, Gelbes. Etwas, das den verschneiten Pass überwinden konnte und trotzdem wendig genug war, um durch die Schneegatter zu passen. Und vor allem: etwas, mit dem Lori garantiert einen Ausflug machen wollte.
Er hatte ihr einen Bonus versprochen, den sie jedoch nie bekommen hatte. Das konnte er ja wohl nicht den gesamten Winter auf sich sitzen lassen, oder? Sie zählte doch auf ihn!
Überzeugt, dass er den perfekten Vorwand gefunden hatte, um Lori Love einen Besuch abzustatten, stieg er in seinen Wagen und fuhr davon in den Sonnenuntergang.
Lori packte noch eine alte Videokassette in die Kiste und versuchte dabei, nicht das Gesicht zu verziehen. Es tat weh, sich von den alten Reisereportagen zu trennen. Aber es stand nun mal als nächster Punkt auf ihrer Liste, und an die hielt sie sich eisern. Wenn es ein sicheres Zeichen dafür gab, dass jemand in der Vergangenheit lebte, dann war es ganz sicher eine Videosammlung. Seufzend wischte Lori sich die staubige Hand an der Jogginghose ab und nahm sich die nächste Kassette vor.
Griechenland. Leise legte Lori das Band zu den anderen in den Karton.
Die Poster hatte sie schon lange abgehängt und im Schrank verstaut. Denn bald würde sie eigene Reisefotos haben.
Auch ihre Büchersammlung war ziemlich geschrumpft: Alles, was älter war als fünf Jahre, musste gehen.
Als die letzte Videokassette ausgemistet war, stand Lori auf und sah sich um. „Verdammt, irgendwie bin ich
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