… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
mit einem Finger ein paar Ordner herum, um die Etiketten zu lesen. Mann, ihr war noch nie aufgefallen, wie viel Krach Papier machte!
Grundgütiger! Ihre neue Tätigkeit als Wirtschaftsspionin regte sie derart auf, dass ihr schon der Schweiß auf der Stirn stand. Trotzdem war Quinns totale Geistesabwesenheit so ermutigend, dass sie sich tatsächlich traute, ein paar Akten hochzuheben. Mit allen zehn Fingern.
Als sie bei der vierten Akte angekommen war, machte ihr Herz einen kleinen Satz. Anton/Bliss stand auf dem Etikett. Projekt 29-10. Lori schlug sie auf.
Als Erstes stieß sie auf die Skizze einer wunderschönen Villa mit einer zweistöckigen Veranda, die von polierten Kiefernstämmen getragen wurde. Das Haus ruhte zwischen Espen und leuchtend grünem Gras. Ganz unten auf dem Blatt war ein Band aus blauem Wasser eingezeichnet.
Sollte das das Grundstück am Fluss sein? Vielleicht, aber es war unwahrscheinlich, dass sie gleich einen solchen Glückstreffer landete.
Ansonsten enthielt die Akte nur Notizen, denen sie keine weiteren Informationen entnehmen konnte – jedenfalls keine, die sie verstanden hätte. Nur Zahlen und unentzifferbare Kürzel. Ganz hinten steckte eine E-Mail von Anton/Bliss, in der es um eine Siedlung mit Aussicht auf einen Fluss ging.
„Was siehst du dir da an?“ Quinns Stimme traf sie wie ein Donnerschlag.
Lori schluckte so hart, dass sie fast erstickte.
„Hey“, fuhr er fort. Seine Stimme kam näher. „Alles okay?“
Sie ließ die Akte fallen und fuhr herum. „Ja, alles bestens.“
Seine gehobenen Brauen senkten sich ganz langsam – genauso wie sein Blick. „Gut. Du siehst nämlich auch bestens aus.“
„Ähm … danke.“
„Und ein bisschen … zerzaust.“
Sie hatte gestern Nacht zwar schon alle Grenzen der Peinlichkeit übertreten, trotzdem fuhr sie sich unsicher durchs Haar. Quinn kam näher und schlang seine Arme um ihre Taille. Sein Kuss linderte ihre Schamgefühle ein bisschen, und als er fertig war mit der Küsserei, saß Lori auf den Akten, die sie gerade noch durchstöbert hatte.
Quinn wich ein paar Zentimeter zurück, hörte aber nicht auf, ihren Rücken zu streicheln. „Wie lange bist du schon hier?“
Mist. „Ach, du weißt schon. Eine Minute vielleicht oder zwei.“
„Hm. Ich würde wetten, es war länger.“
Sie suchte verzweifelt nach einer sinnvollen Ausrede für ihre Schnüffelei, doch Quinn kam ihr zuvor. „Tut mir leid, dass ich dich ignoriert habe“, sagte er zerknirscht.
„Ich … äh …“
„Manchmal bin ich einfach ein ziemlicher Arsch.“
Er hatte tatsächlich nichts mitbekommen! Lori schüttelte den Kopf und grinste vor Erleichterung wie eine Irre. „Du kannst niemanden ignorieren, den du gar nicht wahrnimmst.“
„Verdammt.“ Er verzog das Gesicht und ließ sie los. „Da hast du recht. Es tut mir so leid, Lori. Kann ich mein Verhalten miteinem Frühstück wiedergutmachen?“
„Quinn, du hast gearbeitet. Ich bin dir wirklich nicht böse. Woran sitzt du eigentlich gerade?“
Er warf einen frustrierten Blick in Richtung Zeichentisch. „Am Haus. Woran sonst?“
„An deinem Haus? Darf ich mal sehen?“
„Bist du dir sicher, dass du das willst? Ich kann dir nur davon abraten, mit mir darüber zu reden. In einer Stunde wirst du mich sonst anflehen, endlich aufzuhören.“
Seine Worte erzeugten eine knisternde Spannung zwischen ihnen, und ihre Blicke hielten einander fest. Dann grinste Quinn. „Ha! Jetzt bist du endlich wieder meiner Gnade ausgeliefert! Vielleicht fessle ich dich ja an meinen Bürostuhl!“
Lori verdrehte die Augen und ging zum Zeichentisch, damit Quinn nicht sah, wie sie errötete.
„Warte!“ Er sprang ihr in den Weg. „Lass mich noch schnell was machen, dauert nur eine Sekunde.“ Er zog ein paar große Bögen Papier aus einer Posterrolle, breitete sie aus und winkte Lori näher.
Sie gab sich alle Mühe, nicht über seine Nervosität zu lachen, scheiterte jedoch gründlich. Doch als sie einen Blick auf die colorierte Zeichnung warf, verging ihr das Lächeln.
Sein Haus war großartig. Natürlich war es das. Aber es war ganz anders, als sie erwartet hätte. Sie hatte mit einem traditionellen Holzhaus gerechnet, einer Hütte im Großformat. Aber das hier hatte nichts mit einem klassischen Cottage zu tun.
Ja, die Wände waren aus Holz, aber nicht aus grob gehauenen Stämmen, sondern aus schmalen Brettern mit silbriger Patina, so als hätten sie schon Hunderte von Wintern überstanden. Das Spitzdach
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