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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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zu fahren, ihr Bauchgefühl hat Natalie noch nie getäuscht. Er war so voller Zorn, voller blinder, ohnmächtiger Wut, Verzweiflung und Resignation. Warum hat sie sich nur neben ihn gesetzt statt draußen stehen zu bleiben, sie hätte sich weigern müssen einzusteigen, dann hätte er den Wagen nicht gestartet. Erst klären was los ist, ihn beruhigen, jedes Kind weiß, dass man mitten in einem ungeklärten Streit nicht fahren soll, schon gar nicht im Dunkeln, und sie war die Einzige, die es hätte verhindern können. Mit Max um den Block gehen, die anderen hätten eben warten müssen. In Ruhe mit ihm reden. Die Eltern anrufen, ein Taxi holen, irgendwas. So wütend hatte sie Max noch nie gesehen, so konnte er nicht fahren, verdammt. Aber dann ging alles ganz schnell, Max hatte den Eindruck erweckt, er wolle sofort los, als wäre alles zu spät, also war sie neben ihn in den Sitz geglitten und schon waren sie auf der Straße, schnell hatte Natalie gemerkt, dass Max zu schnell fuhr, hochtourig, er schaltete hektisch, im Auto hatte eine angespannte Atmosphäre geherrscht, keiner von ihnen hatte ein Wort gesprochen. Das ungute Gefühl in Natalies Magen, ihrer Brust war angewachsen wie ein Geschwür, ins Unerträgliche gewuchert, sie weiß noch, dass sie wie gelähmt war, sich nicht einmal in ihren Sitz gekrallt hat, es war so unwirklich, wie sie plötzlich diese unabwendbare Gewissheit gespürt hatte, dass gleich etwas Grauenvolles passiert, hatte es wie einen Film wahrgenommen oder einen Traum, dass Max auch vor dieser Rechtskurve nicht abbremste, sondern darauf zuschoss oder sie vielleicht nicht sah, zu spät sah, das Steuer muss er noch herumgerissen haben, sonst wäre er frontal gegen den Baum gekracht. Aber nur seine Seite hatte es voll erwischt. Das weiß sie nicht mehr, war bewusstlos gewesen. Will es nicht wissen. Sie weiß es nur zu genau. Und für immer, für immer wird sie jenen Abend mit sich herumschleppen.
    Draußen wird es jetzt rasch heller. Natalie steht auf und geht zum Fenster, um es zu öffnen. Sie will nicht nur darauf warten, dass es wieder dunkel wird.
    Als Jonathan kommt, ist er ihr erst einmal wieder fremd. Am Abend zuvor war ihr alles leichter erschienen; mit ihm zu reden, ihn anzusehen, neben ihm zu gehen. Das sommerabendliche Flirren in der Innenstadt hatte ihrer Trauer zwar keine Erleichterung verschaffen können, doch sie konnte sich zumindest mit anderen Gefühlen vermischen, ihr etwas Ablenkung verschaffen. Jetzt steht Jonathan wieder vor ihr, steht in ihrem Zimmer, der Blick scheu, kann ihrem noch nicht wieder standhalten. Er trägt andere Klamotten als gestern, die Baumwollhose kittfarben, das T-Shirt und die Leinenschuhe schwarz, nur der Zopf ist geblieben. Eine Weile stehen sie unschlüssig herum, jeder von ihnen weiß, dass noch immer die Frage nach Max’ Malsachen im Raum steht, die irgendwo sein müssen.
    Â»Ich will gar nicht darauf bestehen«, sagt er, nachdem Natalie ihn kurz allein gelassen hat, um jedem von ihnen einen Latte macchiato zu bereiten. »Nur weil ich die Sachen ersteigert habe … du musst mir auch kein Geld zurückgeben. Das sind ja alles Erinnerungen für euch, die wichtig sind, behaltet sie doch ruhig. Ich wollte halt was Günstiges haben und gebrauchte Stifte, Pinsel und so kosten nur einen Bruchteil von neuen. Ich kann mich wieder im Internet umsehen.«
    Â»Ist schon okay«, sagt Natalie leise. »Von mir aus kannst du sie haben, glaub ich. Wir suchen nachher gleich mal.«
    Â»Aber deine Eltern«, wendet Jonathan ein. »Wenn die das nicht möchten, lassen wir es.«
    Als hätten sie sie gerufen, steht Natalies Mutter plötzlich im Zimmer, ihre Handtasche noch über die Schulter gehängt, sie war einkaufen. Als sie Jonathan erblickt, stutzt sie.
    Â»Schon wieder Besuch?«, fragt sie und blickt zwischen ihm und Natalie hin und her. Natalie nickt und nennt ihr Jonathans Namen, zögert kurz, doch dann gibt sie sich einen Ruck und erzählt ihr den Grund für ihre Bekanntschaft miteinander.
    Â»Seine Malsachen?«, wiederholt die Mutter und legt ihre Stirn in Falten. »Max wollte seine Malsachen nicht mehr haben? Das kann nicht sein. Das hört sich an, als ob er …«
    Â»Auf diese Frage werden wir keine Antwort bekommen, Mama«, unterbricht Natalie sie. »Fest steht, dass er sie loswerden wollte, und es ist ja auch kein

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