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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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mir nichts mehr vor. Ich, mein Baby – ich unterdrücke ein Schluchzen – und der Hund werden ertrinken, und von all den Todesarten, die ich mir in meinen schlimmsten Albträumen ausgemalt habe, war Ertrinken immer diejenige, die mich am meisten erschreckte …
    Vor Angst wie gelähmt warte ich ab. Ich spiele mit dem Gedanken, mich in die eisigen Fluten vor mir zu stürzen, um es hinter mich zu bringen, aber entweder bin ich dafür zu feige, oder der Wunsch weiterzuleben ist nach wie vor zu stark, und so wende ich mich von der Brücke ab und wate mit Sally zurück zu der immer kleiner werdenden Insel des Schlackewegs, wo wir das Unausweichliche abwarten.
    Nach einer Weile merke ich, dass der Sturm eine Atempause einlegt. Der Wind flaut ein wenig ab, und ich höre Stimmen, die von der Brücke herüberklingen. Ich bilde mir sogar ein, Alex’ Stimme zu hören. Ist es ein Wunschtraum? Spielt mir meine Fantasie einen Streich? Denn ich gäbe alles darum, ihn zu hören, ihn zu sehen, von ihm umarmt zu werden. Mich schaudert vor Kälte und Erschöpfung. Nur noch ein letztes Mal.
    Jetzt ruft er. Er brüllt. Ich höre die Panik in seiner Stimme.
    »Bist du da irgendwo, Maz? Wo zum Teufel bist du? Maz!«
    Das Wasser zwischen mir und der Brücke leuchtet im Schein zweier Autoscheinwerfer auf. Geblendet kneife ich die Augen zu und winke. Sally beginnt zu bellen. Über den tosenden Wind hinweg höre ich das Brummen eines Dieselmotors. Das Fahrzeug kommt näher, doch dann bleibt es plötzlich stehen.
    Haben sie uns gesehen? Bitte, bitte, mach, dass sie uns gesehen haben …
    Fetzen einer geschrienen Unterhaltung wehen zu mir herüber. Wieder Alex’ Stimme. Ein zweiter Mann? Es geht um einen bellenden Hund. Haben sie Sally gehört?
    Verzweifelt beuge ich mich zu ihr hinunter.
    »Bell weiter, Sally!«, dränge ich sie. Anscheinend hält sie das Ganze für ein Spiel, denn sie antwortet mit einem begeisterten Bellen. »Bell, Sally. Braver Hund.« Sie bellt und bellt, als hinge ihr Leben davon ab, und genau das tut es ja auch, denke ich, während ich die Ohren spitze und angestrengt auf die Stimmen horche.
    »Hörst du das nicht? Da ist ein Hund.«
    »Alex!«, schreie ich. »Alex, hier sind wir!«
    »Maz? Gott sei Dank, du bist es …«
    Allmählich schälen sich der Umriss eines Traktors und die Gestalt eines Mannes aus der Dunkelheit, doch ich kann ihn nicht mehr hören. Seine Stimme wird von einem heftigen Windstoß mitgerissen.
    »Bleib stehen!«, brülle ich, als der Mann, von dem ich inzwischen sicher bin, dass es sich um Alex handelt, tiefer ins Wasser hineinwatet. »Das ist zu gefährlich. Die Strömung!«
    Er zögert, dann kehrt er zum Traktor zurück. Ich glaube, er redet mit jemandem, aber ich kann es nicht genau erkennen. Jetzt ist er zurück am Rand des Wassers, befestigt ein Ende eines Seils am Traktor und bindet sich das andere um die Hüfte. Er hält eine Taschenlampe im Mund, setzt den ersten Fuß ins Wasser und schwimmt auf uns zu. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als ich ihn etwa auf halbem Weg aus den Augen verliere, und meine Erleichterung darüber, dass er uns gefunden hat, weicht panischer Angst.
    Verlass mich nicht, Alex … Du hast es mir versprochen …
    Ich suche die Wasseroberfläche ab, und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, ehe er ein paar Meter vor Sally und mir wieder auftaucht. Das nasse Haar liegt glatt an seinem Kopf an. Er watet aus dem Wasser heraus, die Jeans und das Polo-Shirt kleben an seinem muskulösen Körper.
    »O Maz«, sagt er mit rauer Stimme und schließt mich dabei in die Arme, »ich dachte, ich hätte dich verloren …«
    »Es tut mir leid«, schluchze ich. Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Ich hätte Sally mit ins Herrenhaus nehmen sollen, statt zu versuchen, sie zu Penny in die Schule zu bringen. »Woher wusstest du, wo wir sind?«
    »Frances hat mich angerufen, als ich noch oben bei Stewarts Rindern war. Sie wollte mir Bescheid sagen, dass du allein weggefahren warst, obwohl sie dir davon abgeraten hatte. Sie hat gesagt, du seist nach Talyford rausgefahren, und dann hat uns jemand erzählt, er habe gesehen, wie ein Wagen bei der Alten Brücke weggespült worden sei. Stewart hat mich im Traktor hergebracht. Der Rest war nur noch Spekulation und eine große Portion Glück.« Alex schneidet eine Grimasse. »Aber jetzt bist du in Sicherheit, Schatz. Lass uns zusehen, dass wir dich nach Hause bringen.«
    Noch während er redet, türmt sich eine neue Schmerzwelle in meinem Becken

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