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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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ihn an deine Haut, Maz. Er braucht jetzt deine Wärme.« Er legt einen muffig riechenden Mantel um mich und das Baby. Ich senke den Blick und sehe seinen spitzen kleinen Kopf. Seine Haut ist fleckig. Er grunzt bei jedem hektischen Atemzug, als fiele es ihm schwer, Luft in seine Lungen zu saugen.
    »Wir müssen euch beide schnellstens ins Krankenhaus schaffen«, fährt Alex fort. Schemenhaft wird mir bewusst, dass wir von Männern in leuchtend gelben Regenjacken umringt sind, dass das warme Gewicht meines Babys nicht länger in meinen Armen liegt und dass ein weiterer Schwall warmer Flüssigkeit aus mir herausströmt und meine letzten Kräfte mit sich reißt.

26
    Rettung in letzter Minute
    Als ich aufwache, liege ich im Bett, der Geruch von Desinfektionsmittel kratzt in meiner Nase, und ein grelles Licht scheint mir in die Augen. Eine Blutkonserve hängt an einem Infusionsständer neben mir und ist durch einen Schlauch mit dem Katheter in meinem Handrücken verbunden.
    »Hallo, Maz.« Ich drehe den Kopf und sehe Alex, der an meiner Seite sitzt. »Du bist im Krankenhaus. Es ist alles in Ordnung, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Und das Baby?«, frage ich leise.
    »Dem Baby geht es gut.« Er beugt sich zu mir herüber, und ich erkenne vereinzelte Bartstoppeln an seinem Kinn. »Ich nehme an, du kannst es kaum erwarten, ihn zu sehen.«
    Ich nicke schwach. Warum fühle ich mich so komisch, so weggetreten und von allem losgelöst?
    »Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe, Alex«, sage ich. »Ich glaube, ich habe dich angeschrien. Unten am Fluss.«
    »Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Du warst nicht ganz du selbst. Darum bist du ausgerastet.« Er lächelt. »Warte kurz, ich hole dir einen Stuhl.«
    »In das Ding setze ich mich auf keinen Fall«, protestiere ich, als mir klar wird, dass er einen Rollstuhl meint. Ich lasse mich aus dem Bett gleiten, aber meine Beine sind unkoordiniert wie die eines neugeborenen Fohlens. »Ich kann laufen«, beharre ich, als Alex mir eine Hand auf die Schulter legt und mich zurück aufs Bett drückt.
    »Würdest du ausnahmsweise mal nicht widersprechen. Du hattest großes Glück. Du hast an dem Abend viel Blut verloren, und es wird eine Weile dauern, bis du wieder ganz bei Kräften bist, und darum fahre ich dich jetzt in diesem Rollstuhl zu unserem Baby, ob es dir nun passt oder nicht.«
    »Wo ist es denn? Das Baby.« Mich schaudert. »Ich habe geträumt … dass es gestorben ist.«
    »Er ist auf der Baby-Intensivstation, aber es geht ihm gut.« Ich kann Alex’ Gesicht nicht sehen, doch ich spüre seine Finger, die eine Träne von meiner Wange wischen. »Er ist ein paar Wochen zu früh gekommen und hatte Probleme mit seiner Lungenfunktion, außerdem war er etwas unterkühlt. Aber er ist in guten Händen.« Ich kann sein Lächeln hören, während er weiterspricht. »Er ist unglaublich, Maz.«
    »Als du vorhin ›an dem Abend‹ gesagt hast, was hast du da gemeint?«, will ich wissen. »Wie lange war ich weg?«
    »Fast vierundzwanzig Stunden. Ich bin die ganze Zeit zwischen euch beiden hin und her gependelt.«
    »Wie spät ist es?« Meine Uhr ist weg – ich muss sie beim Hochwasser verloren haben, denn stattdessen habe ich ein Bändchen mit meinem Namen darauf am Handgelenk. Ich denke an das dunkle, unaufhörlich steigende Wasser zurück und unterdrücke dabei die Angst, die in mir aufflackert.
    »Kurz nach sechs. Böhnchen ist gestern Abend um neun Minuten nach neun zur Welt gekommen, und er wiegt fünf Pfund und sechs Unzen. Wenn du es lieber in Kilo hättest, das steht auch irgendwo in seinen Unterlagen.« Alex hält kurz inne. »Wenn du mir gesagt hättest, dass du unbedingt eine Wassergeburt willst, hätte ich uns ein Becken spendiert.«
    Er steuert den Rollstuhl mit dem daran befestigten Infusionsständer in den Eingangsbereich einer anderen Station und meldet uns bei einer Schwester an, die uns den Flur entlang begleitet. Sie ist höchstens einen Meter fünfzig groß und macht große, federnde Schritte, bei denen unter dem Saum des Kleids ihre kräftigen Waden zum Vorschein kommen. Auch ihre Arme sind dick. Ihr Haar ist lang und dicht, und sie hat es in einem Mozartzopf zusammengefasst. Ich schätze sie auf mindestens vierzig, und das beruhigt mich, immerhin kümmert sie sich um mein Baby.
    »Der Kleine ist gesund und munter«, sagt sie, doch ich höre ihr gar nicht richtig zu. Ich bin den Tränen nahe, meine Brüste sind empfindlich, und ich habe einen

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