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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Böschung hoch und krabbele selbst rutschend und immer wieder abgleitend hinterher, bis ich endlich den Schlackeweg an der alten Bahntrasse erreiche. Hier sind wir zumindest vorerst in Sicherheit. Wir sind beide nass bis auf die Haut, Sallys Fell klebt an ihrem Körper, und mir hängt das Haar in die Augen.
    Sally schüttelt sich und setzt sich neben mich, als ich mich auf dem Boden zusammenkauere und die Fäuste gegen meinen steinharten Bauch presse, weil eine weitere Schmerzwelle einsetzt. Ein Schwall warmer Flüssigkeit strömt zwischen meinen Beinen heraus. Meine Fruchtblase ist geplatzt. Ich breche in Tränen aus. Alex … Alex … Wie soll Alex mich hier bloß finden? Er weiß doch nicht, wo ich bin.
    Meine Zähne klappern, und Tränen brennen in meinen Augen, während ich meine Taschen nach meinem Handy durchsuche. Der Akku ist leer, und ich sitze hier mitten in der Pampa. Es ist beinahe stockfinster, rings um mich herum ist nur Wasser, der Sturm ist so heftig, dass die Bäume entlang der Bahntrasse sich ächzend und knarzend biegen. Sally sieht mich mit ihren großen braunen Augen an, als erwarte sie von mir zu wissen, was wir jetzt tun sollen. Obwohl ich mir in einem solchen Moment hilfreichere Begleiter vorstellen könnte, bin ich froh, dass wenigstens sie bei mir ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich vollkommen durchdrehen würde, wenn ich jetzt allein wäre.
    Die Schmerzen werden immer schlimmer. Atmen. Vergiss nicht zu atmen. Beug dich vor, auf Hände und Knie. Vorwärts, rückwärts. O mein Gott.
    »Bitte, Böhnchen. Bitte sei gesund.«
    Wo kam das jetzt her? Der Schmerz klingt ab. Er verschwindet nicht völlig, aber auf einer Skala von eins bis zehn ist er von zwölf auf acht abgesackt. Ich wiege mich weiter vor und zurück und streichle meinen Bauch. Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich will mein Baby, unser Baby, nicht verlieren. Ich will, dass er oder sie lebt und gesund und glücklich ist …
    Ich weiß, dass die Chancen dafür ziemlich schlecht stehen, wenn wir hierbleiben, also richte ich mich auf. Sally stupst mit der Schnauze gegen meine Hand, und es gelingt mir, aufzustehen und in nördliche Richtung zu wanken. Mit einem Ruck schiebe ich mir die Haare aus den Augen und starre zu den Blinklichtern und Sirenen hinüber, die auf der Alten Brücke aufgetaucht sind. Die Rettung ist nah, und meine Zuversicht wächst. Ich muss mich höchstens noch fünf Minuten auf den Beinen halten.
    Die Hoffnung darauf, dass unsere Tortur bald ein Ende hat, verleiht uns neue Kraft, und so taumeln Sally und ich den Schlackeweg entlang, bis er im Wasser verschwindet. Ich nehme all meinen Mut zusammen, und wir platschen und waten etwa hundert Meter in das Wasser hinein, das uns von der Alten Brücke trennt. Schließlich reicht es Sally bis zum Hals und mir schon über die Knie. Sally zögert, während ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setze und sie hinter mir herzerre. Aber als die Strömung mich von den Beinen zu reißen droht, muss ich anhalten. Ich kann nicht schwimmen.
    Mein ganzer Körper schmerzt – vor Kälte und der Anstrengung, mich gegen die Strömung zu stemmen, Sally mitzuziehen, mich immer weiterzukämpfen … Am liebsten würde ich weinen. Wenn ich nicht so furchtbare Angst hätte, würde ich das auch tun, aber ich muss mich konzentrieren. Ich muss uns hier rausbringen. Das Wasser folgt uns, es steigt erbarmungslos an, je länger der Regen fällt, und der Fluss verschluckt nach und nach alle Orientierungspunkte im Tal. Der Graben und Teile der Hecke auf beiden Seiten des Weges sind bereits in einer wirbelnden schwarzen Landschaft versunken, die einem von Pennys Bildern entsprungen zu sein scheint.
    Die Brücke ist zu weit weg, als dass uns jemand von dort aus bemerken könnte. Es gibt keinen Ausweg.
    Das Einzige, was ich jetzt noch tun kann, um das Leben meines Babys zu retten, ist, um Hilfe zu rufen, so laut ich kann.
    Auf der Brücke gerät etwas in Bewegung. Mehr Autos. Mehr Menschen.
    Ich schreie so laut, dass meine Stimme rau wird. Bis ich mich selbst nicht mehr höre, weil das Tosen des Sturms, das Krachen umstürzender Bäume, das Rauschen des Flusses und der prasselnde Regen alles andere übertönen. Ich halte einen Moment inne, um wieder zu Atem zu kommen, und klammere mich an Sallys Halsband.
    Das Wasser steigt noch immer. Zentimeter um Zentimeter. Ich schätze, bei diesem Tempo bleiben uns noch etwa fünfzehn Minuten, bis es uns verschlingt und mit sich fortreißt. Ich mache

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