Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
auf. Ich ringe nach Luft.
    »Ich k-kann mich nicht bewegen.«
    »Du musst«, sagt er, offenbar verwirrt über meinen plötzlichen Wunsch, auch nur einen Moment länger als nötig an diesem gefährlichen Ort zu bleiben. »T-tut mir leid, Alex. Das B-Baby kommt …«
    »Wie oft?«, fragt er brüsk. »Die Wehen?«
    »Ungefähr alle … fünf Minuten«, keuche ich. »Ich kann mich nicht bewegen.«
    Alex flucht. »Maz, hol tief Luft und hör mir zu. Tu genau das, was ich dir sage.«
    »Das Wasser?«
    »Vergiss das Wasser. Konzentrier dich auf deine Atmung. Ich kümmere mich um den Rest.«
    »Ich war so ein Idiot«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. In dem vergeblichen Versuch, die nächste Wehe aufzuhalten, presse ich die Fäuste gegen meinen Bauch.
    »Ruhig, ganz ruhig.«
    »Red nicht mit mir, als wäre ich einer von deinen Patienten.« Jetzt bin ich wütend – auf Alex, auf mich selbst, auf den Sturm. Ich liege in den Wehen, und das in dieser Einöde. Wo ist die leise Musik, wo sind die ätherischen Öle und die Hebamme? Schlimmer noch, wo ist die verdammte PDA ? Das Baby quetscht seinen Kopf gegen meine Beckenknochen und reißt sie auseinander. Ich beginne zu schreien. Und diesmal höre ich mich. Mein unkontrolliertes, durchdringendes Schreien.
    »Warte hier«, sagt Alex und wendet sich ab. Er will doch wohl nicht zurück zum Traktor?
    »Nein! Wag es ja nicht, mich hier allein zu lassen!« Ich stampfe mit den Füßen auf, doch Alex ignoriert mich. Ich bin außer mir. Wie kann er es wagen, seine Freundin mitten in der Pampa allein zu lassen, während sie sein Kind zur Welt bringt? Ich habe nie darum gebeten, dieses Kind zu bekommen. Ich wollte es nicht. Vor allem jetzt nicht, wo es sich anfühlt, als würde es mich umbringen …
    Doch schon bald ist Alex wieder zurück. Er hat nicht nur mehrere alte Mäntel und Decken mitgebracht, sondern auch Stewart, der Sallys Leine an das Seil um seine Taille bindet und mit ihr zurück ans sichere Ufer schwimmt.
    Alex legt mir eine Decke um die Schultern.
    »Also gut, glaubst du, du schaffst es noch da rüber, ehe …«
    Es ist zu spät. Ich werfe die Decke weg, schneide ihm mit einem lang gezogenen Stöhnen das Wort ab und sinke auf die Knie. Mir ist jetzt alles egal.
    »Okay, dann bringen wir es eben hier auf die Welt.« Alex geht neben mir in die Hocke, und halb rechne ich damit, dass er gleich das Hemd auszieht. Aber der Schmerz ist zu groß, um noch länger darüber nachzudenken. »Hechle, Maz«, fordert mich Alex auf, und seine Finger drücken sich in mein Kreuz. »Ich sagte, du sollst hecheln – wie ein Hund. So ist es besser.«
    »Ich will nicht hecheln«, heule ich. »Ich will pressen …«
    »Na gut, dann press.« Alex’ Mund ist dicht neben meinem Ohr. Meine Hose liegt in einem nassen Haufen auf dem Schlackeweg. Ich spüre einen glühenden, reißenden Schmerz zwischen den Beinen, und die ganze Zeit über höre ich Alex’ Anweisungen, doch ich habe wirklich nicht die geringste Lust, auf ihn zu hören. Für wen hält der sich eigentlich? Glaubt, mir erzählen zu können, was ich zu tun habe, obwohl er nicht die leiseste Vorstellung davon hat, wie verdammt weh das tut.
    »Hör auf zu pressen, Maz«, meint er. »Hecheln. Noch mal. So ist es gut.«
    Zu meiner Erleichterung wird der Schmerz ein wenig schwächer, nur um kurz darauf umso heftiger zurückzukehren. Diesmal muss ich pressen. Es geht nicht anders.
    »Gut gemacht, Maz.« Alex lässt nicht locker. »Hör nicht auf zu pressen.«
    »Ich presse doch«, gifte ich.
    »Du hast es fast geschafft. Ich habe schon den Kopf. Nur noch einmal pressen.«
    Ich mobilisiere meine letzten Kräfte. Nur noch … einmal … pressen. Ich drehe mich um, und da ist er, der bleiche, glänzende Körper unseres Babys in Alex’ Händen. Die Nabelschnur ist gerissen und liegt blutend über Alex’ Handgelenk. Ich sacke zu Boden und merke kaum, dass die Nachgeburt ausgestoßen wird, gefolgt von einem weiteren Schwall Flüssigkeit. Aber an mich selbst verschwende ich nun keinen Gedanken. Was ist mit dem Baby?
    Ich schaue hoch und lausche und warte …
    Sein Brustkorb zuckt. Sein Mund öffnet sich. Ich höre ein leises Weinen, wie das Miauen einer Katze, und breche in Tränen aus.
    »Es ist ein Junge«, sagt Alex, und er zittert, als er mir das Baby in die Arme legt.
    Ich schrecke vor diesem warmen, feuchten, glitschigen Außerirdischen zurück und versuche, ihn Alex zurückzugeben, aber der hebt abwehrend die Hand.
    »Halt

Weitere Kostenlose Bücher