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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Notdienst.«
    »Ich auch.«
    »Also stehen die Chancen ziemlich …« Alex beendet den Satz nicht.
    »Ja«, bestätige ich bedauernd.
    Ich muss wieder eingenickt sein, denn als ich endlich aufwache, ist es schon nach halb neun. Ich ziehe mich hastig an, greife nach etwas zu trinken und einem Müsliriegel und renne nach unten.
    Von der Station dringt ein Heidenlärm. Ich öffne die Tür und sehe Shannon. Wimperntuschespuren ziehen sich über ihre Wangen, und sie schluchzt, während Izzy eine Feuerlöschdecke auffaltet. Über einer blubbernden, teerähnlichen Masse auf einem Teller in der Mikrowelle tanzen Flammen. Izzy schlägt die Tür zu und wirft die Decke über das Gerät.
    »Ich bin ja nicht Gordon Ramsay, aber mich erinnert das eher an gebratene Ente als an gekochtes Hühnchen. Wie lange hast du es da drin gelassen?«, fragt sie Shannon, ohne den Blick von der Mikrowelle zu wenden.
    »D-dreißig Minuten auf höchster St-tufe. Das konnte ich doch nicht wissen. Wenn meine Mutter sonntagmorgens Hähnchen macht, lässt sie es stundenlang im Ofen.«
    »Aber das hier ist eine Mikrowelle – so was musst du doch schon mal benutzt haben.«
    »Nur für Popcorn.« Shannon verschränkt ihre Finger und lässt die Gelenke knacken.
    »Ich geb’s auf«, seufzt Izzy.
    »Jetzt habe ich Initiative gezeigt, wie Sie es wollten«, jammert Shannon, »und es ist noch immer nicht richtig.«
    »Müsst ihr so etwas in dieser Herrgottsfrühe ausprobieren«, mische ich mich müde ein. »Ist das Gerät jetzt sicher?«, frage ich Izzy.
    »Ich habe den Stecker gezogen«, antwortet sie, »aber ich glaube nicht, dass wir sie noch mal benutzen sollten.«
    »Dann bestellen Sie lieber gleich eine neue«, sage ich und rechne im Kopf aus, wie viele Katzen wir impfen müssen, um die Kosten dafür wieder hereinzuholen.
    »Da bist du ja endlich.« Emma kommt herein. »Wer will hier was bestellen?«
    »Ach, nichts.« Ich bemerke, wie Izzy mir einen Blick zuwirft. Ich möchte Emma nicht mit so belanglosen Dingen wie einer Mikrowelle behelligen, nachdem sie mir unmissverständlich klargemacht hat, dass ihr ganzes Interesse nur noch der Vorbereitung auf ihr Baby gilt. Ich bin froh, dass ich das nicht laut gesagt habe – es klingt kleinlich und verbittert, dabei will ich doch nur, dass sie diese magische Zeit genießt, von der sie schon geglaubt hatte, sie würde sie nie mehr erleben.
    »Würde mir bitte mal jemand verraten, was hier los ist?« Mit gerümpfter Nase mustert Emma die rauchende Decke. »Kaum bin ich fünf Minuten weg, steht hier alles in Flammen.«
    »Shannon hat das Hühnchen eingeäschert«, kläre ich sie auf, und mein Blick fällt auf einen Mann, der hinter ihr in der Türöffnung aufgetaucht ist. »Wir haben alles unter Kontrolle.«
    Offensichtlich genügt ihr diese Antwort, und sie winkt den Mann herein.
    »Darf ich vorstellen, das ist Drew«, sagt sie, und ich sehe, wie die abgrundtiefe Verzweiflung in Shannons Gesicht nach und nach Neugier weicht, während sie seinen gebräunten Teint und seine blonden Locken in Augenschein nimmt. Er trägt einen schlichten grauen Anzug, der ihm zu klein zu sein scheint, und eine khakifarbene Herrenumhängetasche über der Schulter.
    »Hallo, ich bin Maz.« Ich strecke ihm die Hand entgegen. Er ist überraschend groß, mindestens eins fünfundachtzig, und angesichts seines Äußeren frage ich mich, ob ich ihm tatsächlich die Hand geben oder ihn lieber abklatschen soll.
    Er lächelt, und seine blauen Augen leuchten auf wie der Sommerhimmel.
    »Hallo«, begrüßt er mich mit schwül-warmer, sonnendurchtränkter Stimme.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, erwidert Emma. »Tut mir leid, dass es so kurzfristig sein musste.«
    »Mein aktueller Chef war ganz froh, mich für ein paar Tage los zu sein.« Drew legt den Kopf schräg. »Er hat gesagt, ein bisschen Ruhe würde ihm ganz guttun.«
    »Ach ja?«, antworte ich. Was meint er damit? Ist er ungewöhnlich laut oder nicht besonders umgänglich? Ich sehe zu Emma hinüber, die ihn offenbar unbesorgt anlächelt und nickt.
    »Möchten Sie einen Kaffee, Drew?«, erkundigt sie sich. »Wir können uns bei ein paar frischen Donuts unterhalten, und danach zeigen wir Ihnen die Praxis.«
    »Für etwas Koffein könnte ich töten«, entgegnet Drew fröhlich. »Die Bezeichnung ›Schlafwagen‹ ist reichlich übertrieben, wenn Sie mich fragen. Ich habe in diesem Zug nicht eine Sekunde geschlafen.«
    »Dann kommen Sie mit«, fordert ihn Emma auf und führt ihn in den

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