Dann muss es Liebe sein
wirklich sicher, dass Sie die Welpen nicht wollen?«
»Wenn ich sie diesen Wurf bekommen lasse, sind die nächsten missgebildet.«
»Das ist ein Mythos«, entgegne ich, »genau wie die Behauptung, dass man jede Hündin mindestens einen Wurf zur Welt bringen lassen sollte, um ihre mütterlichen Instinkte zu befriedigen.« Meiner Meinung nach geht es dabei eher um die mütterlichen Instinkte der Besitzer. »Sie braucht überhaupt keine Welpen zu bekommen. Wenn Sie sie allerdings ohnehin irgendwann decken lassen wollen, würde ich empfehlen, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen. Labradoodles sind im Moment sehr beliebt.«
»Wirklich?«
»Sie sind eine großartige Kreuzung. Labrador und Pudel – Sie bekommen das Beste aus beiden Rassen.« Vermutlich könnte man genauso gut auch das Gegenteil behaupten, denke ich und sehe vor meinem geistigen Auge einen großen, ungestümen, stark haarenden Hund, der beim Gassigehen allerlei undefinierbare Leckerbissen aufstöbert.
»Nun ja, ich hatte tatsächlich vor, sie decken zu lassen.« Aurora dreht sich zu Saba um und streichelt ihr Gesicht. »Ich wünschte nur, du hättest Gefallen an einem richtigen Hund gefunden. Was war denn mit Lord Goldenpaws of Waltingham nicht in Ordnung?« Aurora wendet sich wieder mir zu. »Ich bin mit ihr kilometerweit zu einem der besten Deckrüden des Landes gefahren, doch sie hat ihn nicht eines Blickes gewürdigt.«
»So etwas kommt vor.«
»Wann wissen Sie denn, ob sie wirklich schwanger ist?«
»In ungefähr drei Wochen kann ich ihren Bauch abtasten. Falls sie tatsächlich trächtig sein sollte, fühlen sich die Welpen dann an wie zwei dicke Perlenstränge.«
Ich sorge dafür, dass Frances ihr im entsprechenden Zeitraum einen Termin gibt.
»Es geht um eine Schwangerschaftsdiagnose«, erkläre ich, und sie sieht mich mit diesem merkwürdigen Blick an, den sie immer hat, wenn sie sich krampfhaft einen Kommentar verkneift. Ich schaue sie warnend an. Auf keinen Fall werde ich mir anhören, ich dürfe Auroras Hund nicht behandeln, weil halb nackte Puppen in ihrem Schaufenster stehen.
Ich wende mich wieder Aurora zu.
»Also dann, bis in drei Wochen. Falls es in der Zwischenzeit Probleme geben sollte, sagen Sie mir sofort Bescheid.«
»Das ist ja die reinste Epidemie«, meint Frances, als wir ihr vom Empfangstresen aus nachsehen. Saba tänzelt auf Auroras Zehen herum, als sei nie etwas geschehen.
»Was?« Ich nehme einen Stift und kritzele damit achtlos auf dem aufgeschlagenen Notizblock herum.
»Diese ganzen Schwangerschaften. Die halbe Stadt bekommt Babys.«
»Wir wissen doch noch gar nicht, ob Saba trächtig ist«, gebe ich zu bedenken. »Und das hat nicht das Geringste mit Auroras moralischen Grundsätzen zu tun – oder ihren nicht vorhandenen moralischen Grundsätzen«, füge ich hinzu, als mir einfällt, dass sich Aurora auch für eine Affäre mit einem verheirateten Mann nicht zu schade ist. (Letzten Sommer hatte sie etwas mit Stewart, Lynsey Pitts Ehemann und Alex’ bestem Freund.)
»Die meine ich auch nicht. Sie bekommt kein Baby. Auf dem Gebiet kenne ich mich aus. Ich sehe immer sofort, wenn eine Frau guter Hoffnung ist.«
»Mir soll’s recht sein. Solange Sie nicht auf meinem Gebiet mitmischen wollen«, sage ich lächelnd. »Die Hunde und die Katzen überlassen Sie bitte mir.«
Ich bezweifle, dass Emma es übers Herz bringen wird, Hunde, Katzen oder irgendeine andere Spezies Drew zu überlassen. Wie geplant beginnt er am darauffolgenden Tag mit der Arbeit. Er erscheint pünktlich, glatt rasiert und mit behosten Beinen, und ich seufze erleichtert, denn ich hatte schon befürchtet, einige der weiblichen Einwohner von Talyton könnten vom Anblick seiner langen nackten Beine allzu sehr abgelenkt werden.
Von der ersten Minute an pusselt Emma wie eine Glucke um ihn herum – auch wenn sie mittlerweile ziemlich watschelt und eher an eine Entenmutter erinnert als an ein Huhn.
»Ich bin gleich nebenan, falls Sie etwas brauchen, Drew. Also, wenn Sie irgendeine Frage haben …« Sie gibt ihm eine Schürze aus dem OP -Raum, die er sich über seine Kleider ziehen kann, da die bestellte Praxiskleidung in Größe XXL noch nicht angekommen ist.
»Keine Angst«, antwortet Drew. »Ich finde mich hier sicher schnell zurecht.«
»Heute Vormittag kommt Mr Victor mit seinem Papagei zum Flügelstutzen. Ich kann das gerne übernehmen, Sie brauchen mir nur Bescheid zu sagen, wenn er da ist.«
»Das schaffe ich schon.« Drews Wangen färben
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