Dann muss es Liebe sein
Frances ihn eintragen kann.
»Sie kommen zu Drew, unserem neuen Vertretungsarzt«, informiert ihn Frances.
»Versteht der was von Papageien?«, will Mr Victor wissen. »Wenn er keine besondere Passion für Vögel hat, möchte ich nicht zu ihm. Dann mache ich lieber einen neuen Termin bei Emma, auch wenn das ausgesprochen ärgerlich wäre.«
Frances sieht mich Hilfe suchend an, und ich erinnere mich daran, was Emma über die Praxis erzählt hat, in der Drew in Edinburgh gearbeitet hat.
»Drew ist auf Kleintiere und Exoten spezialisiert«, erkläre ich, und das scheint Mr Victor zu beruhigen. Er setzt sich hin und wartet, bis er aufgerufen wird. Als ich vom Captain kein Krächzen oder Kreischen höre, gehe ich davon aus, dass Drew alles im Griff hat. Trotzdem suche ich später einen Vorwand, um kurz ins Sprechzimmer zu schlüpfen, und hole eine Packung Antibiotika für einen meiner stationären Patienten. Ich lasse mir etwas mehr Zeit als gewöhnlich, während ich in den Schachteln herumkrame, und belausche dabei Drew und Eleanor Tarbarrel, die Frau des Anwalts, der den Gesellschaftervertrag für Emma und mich aufgesetzt hat. Sie zieht ihren alten Kater Bobby aus seinem Weidenkorb und drückt ihn an ihre Brust.
»Der sieht ja aus wie das blühende Leben«, bemerkt Drew, und ich zucke zusammen, denn es sieht für mich eher so aus, als stünde er mit einem Bein im Grab. Bobby erinnert an ein anatomisches Modell, ein mit dünnem, struppigem schwarzem Fell bedecktes Skelett.
»Maz hat gesagt, er hat nicht mehr lange zu leben«, antwortet Eleanor Tarbarrel und schaut fragend zu mir herüber. »Sie hat ihm höchstens noch ein paar Wochen gegeben.«
»Na, was auch immer sie ihm gegeben hat, es scheint gewirkt zu haben«, zieht sich Drew gewandt aus der Affäre. »Was bekommt er denn?«
»Das weiß ich doch nicht.« Wieder sieht Eleanor zu mir herüber. »Alle zwei Wochen gibt sie ihm eine Spritze und ein paar Pillen. Das haben Sie doch alles im Computer.« Sie macht eine Pause und mustert ihn kritisch. Gott sei Dank trägt er keine Shorts, denke ich. »Sind Sie ein richtiger Tierarzt?«
»Natürlich. Tut mir leid, wenn ich etwas nervös wirke, aber in einer neuen Praxis anzufangen ist immer eine Herausforderung. Ich bin erst gestern aus Edinburgh gekommen und gerade dabei, mich hier einzugewöhnen.«
»Ach so, ich verstehe.« Misstrauen und Zweifel schwingen in Eleanors Stimme mit. »Werden Sie Bobby diesmal Blut abnehmen? Das kann er nämlich überhaupt nicht leiden.«
»Lassen Sie mich erst mal einen Blick auf ihn werfen«, sagt Drew. »Wir wollen den armen kleinen Bobs ja nicht unnötig quälen.«
Bobs? Ich werfe Eleanor, die Bobby gerade auf den Behandlungstisch setzt, einen verstohlenen Blick zu, um zu sehen, wie das bei ihr ankommt.
»Was für ein schöner kleiner Kerl«, schwärmt Drew. »In seinen besten Zeiten muss er beeindruckend ausgesehen haben.«
»O ja, das hat er«, bestätigt Eleanor, die offensichtlich mehr und mehr Drews Charme erliegt. »Er war ein wunderbares Haustier. Offen gestanden, er ist mein bester Freund. Er hört immer zu, widerspricht nicht …« Ihre Augen werden feucht. »Manchmal denke ich, ich liebe ihn sogar mehr als meinen Mann. Ist es nicht furchtbar, so etwas zu sagen?«
»Überhaupt nicht.« Drew nimmt die Taschentuchbox vom Regal und bietet sie Eleanor mit einer schwungvollen Geste an.
»Sie sind ja so nett«, sagt sie und putzt sich die Nase. »Ich gehe viel lieber zu Tierärzten als zu einem richtigen Arzt.«
Als ich später noch einmal ins Sprechzimmer platze – diesmal, um eine Dosis Impfstoff zu holen –, weil ich davon ausgehe, dass Drew mit seinen Terminen durch ist, stelle ich fest, dass er tatsächlich eine besondere Passion für Vögel hat, wenn auch eher für Küken als für Papageien.
Shannons Kaninchen sitzt auf dem Behandlungstisch. Unsere Auszubildende hat ein Stethoskop in den Ohren, und Drew steht hinter ihr. Er hat beide Arme um sie gelegt und drückt den Trichter des Stethoskops auf Angels Brust. Keiner von beiden schaut auf.
»Das schlägt ja total schnell«, meint Shannon. »Ich kann gar nicht mitzählen.«
»So, und jetzt vergleich das mal mit meinem Herzschlag.« Drew hebt die Hände in den Nacken, löst den Knoten seiner Schürze und lässt sie auf den Bildschirm hinter ihm fallen. Dann zieht er sein Hemd hoch und enthüllt ein perfektes Sixpack.
Ich räuspere mich. »Ist das hier etwa eine Privatsprechstunde?«
Shannon erschreckt sich
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