Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
weniger mit Morgenübelkeit zu tun, sondern mit der Tatsache, dass Donnerstag ist, der Tag der Beerdigung.
    »Bitten Sie doch Drew, den Hausbesuch zu übernehmen, Maz«, sagt Frances, als ich zu ihr an den Empfang komme und dabei mein mit Pfotenaufdruck verziertes Praxisoberteil zurechtziehe.
    »Nein, das mache ich lieber selbst.« Bei Sally bin ich eigen. Sie ist meine Patientin. »Ich fahre nach der Beerdigung hin.«
    »Nach der Beerdigung gehen Sie alle zu Emma und Doktor Mackie nach Hause.«
    »Davon hat Ben nichts gesagt.«
    »Es gibt immer einen Leichenschmaus«, entgegnet Frances. »Ohne ist es keine richtige Beerdigung.«
    »Es wird nur eine sehr kleine, private Zeremonie.« Ich kann mir nicht vorstellen, dass Emma die Angelegenheit unnötig in die Länge ziehen möchte.
    »Alexander wird Sie doch sicher begleiten?«
    »Er hat zu tun.«
    »Was ist das denn für eine Ausrede? Ihre beste Freundin hat ihr Baby verloren, und Sie sind …« Sie zögert. »Schon gut, ich weiß, dass Sie mir alter Schachtel nichts sagen werden, schließlich gibt es andere, die es vor mir erfahren sollten. Aber ich finde trotzdem, dass Sie jemanden bei sich haben sollten.«
    »Keine Sorge, Frances, das schaffe ich schon«, sage ich, etwas genervt von ihrem fürsorglichen Getue. Es stört mich, dass sie ständig solche Andeutungen macht. Außerdem wünschte ich, sie würde mir nicht auch noch ein schlechtes Gewissen einreden, da ich Alex nämlich gar nicht gefragt habe, ob er mich begleiten möchte. Ich habe schon genug Schuldgefühle, weil ich schwanger bin und Emma nicht.
    Um halb elf beende ich meine Sprechstunde und ziehe mich um. Ich kann die Nähte beinahe ächzen hören, als ich das seidene blasstürkisfarbene Corsagenkleid über meinen Bauch ziehe. Ich schlüpfe in meine High Heels, nehme den kleinen Blumenstrauß, den ich über Shannon im Blumenladen ihrer Mutter bestellt habe, und mache mich auf den Weg. Drew kümmert sich in der Zwischenzeit um die Praxis.
    »Sie kommen zu spät, Maz«, sagt Frances missbilligend. Erst als sie hinzufügt: »Grüßen Sie Emma und den lieben Doktor Mackie von uns allen«, wird mir klar, was wirklich mit ihr los ist. Sie ist gekränkt, weil sie nicht eingeladen wurde. Nun, ich würde liebend gern mit ihr tauschen.
    Bei der Kirche halte ich direkt hinter dem leeren Leichenwagen. Ich schalte den Motor nicht aus und schaue durch den Regen auf den von düsteren Eiben eingerahmten Friedhof mit seinen zahllosen Grabsteinen. Wasser tropft aus den Mäulern der Wasserspeier an der Seite der eindrucksvollen mittelalterlichen Kirche mit den beiden Türmen. Durch das eiserne Gitter sehe ich eine kleine Menschentraube unter farbenfrohen Schirmen am gegenüberliegenden Ende des Friedhofs.
    Ich werfe einen Blick auf den kleinen Strauß auf dem Beifahrersitz und die Arzttasche im Fußraum.
    Mein Herzschlag beschleunigt sich, mein Fuß berührt das Gaspedal, und ich tue eines der schlimmsten Dinge, die ich jemals getan habe.
    Ich fahre weg.
    Fünfzehn Minuten später erreiche ich die Old Forge in Talyford, wo ich Sally, der Golden-Retriever-Hündin mit besonderer Vorliebe für Truthahn, ihre jährliche Auffrischungsimpfung geben soll.
    Ein junger Mann Mitte zwanzig in Jeans und Linkin-Park-T-Shirt öffnet mir die Tür. Sally steht neben ihm, sie winselt und wedelt mit dem Schwanz, als sie mich erkennt.
    »Hallo«, sage ich. »Ist Penny zu Hause?«
    »Ja, ist sie«, ruft Penny vom anderen Ende des Flurs aus. »Kommen Sie rein, Maz.«
    Der Mann tritt zur Seite, um mich vorbeizulassen. Er ist groß – sehr groß , mit knochigen Schultern, schmalen Hüften und zerzaustem hellblondem Haar. Er erinnert mich an einen unterernährten Afghanen, und wenn er tatsächlich ein Hund wäre, würde ich ihm eine kalorienhaltige Diät verschreiben, damit er etwas Fleisch auf die Rippen bekäme.
    »Könnten wir einen Tee kriegen, Declan?«, bittet Penny.
    Ich glaube nicht, dass er bemerkt, wie sie mir zuzwinkert und mir damit zu sagen scheint: Ist er nicht niedlich?, als er den Kopf einzieht, um nicht an einen Balken zu stoßen, und in der Küche verschwindet.
    »Sind Sie beide …?«
    »Um Himmels willen, nein.« Penny schüttelt den Kopf, dass die Perlen in ihrem Haar klappern. »Er ist viel zu jung … Nein, er ist der liebenswerteste, netteste Mensch, dem ich je begegnet bin – abgesehen von Ihnen natürlich. Ich werde nie vergessen, was Sie für meine Sally getan haben.«
    Ich untersuche Sally und gebe ihr die Spritze.

Weitere Kostenlose Bücher