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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Messer hätte sie, wenn überhaupt, nur am Tage ihrer Geburt gesehen. Denn der Oberarzt ist scheinbar immer im Dienst. 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag!

    Ich wähle seine Nummer und habe ihn auch schon direkt am Apparat.
    »Oberarzt Messer? Josephine Chaos hier! Mein Kind ist krank!« Ich greine ein bisschen, wie ich das immer tue, wenn meine Babys leiden. OA Messer kennt diese Nummer schon, schließlich schleife ich ihm – von Kind über Mann zu Katze und Pferd – alles an, was »Au« sagt. Oder aussieht, als wollte es »Au« sagen, wenn es könnte!.
    »Wer?« Messer hält keine großen Reden. Chirurg eben.
    »Kind, klein, männlich, Nummer drei!«
    »Gut. Melde mich!« Heißt übersetzt: »Schick mir das Kind vorbei und denke nicht mal im Traum daran, selbst mitzukommen! Ich kann überdrehte, hysterische Mütter auf den Tod nicht ausstehen!«
    Sir, yes, Sir! Hauptsache, du machst mir das Kind wieder gesund!
    Aber Messer hält immer, was sein Ruf verspricht: Keine Stunde später sind Vater Chaos und sein Sohn wieder zu Hause – es waren wohl doch die Snickers und kein Herzinfarkt.

    Als ich zwei Stunden später selbst nach Hause komme, sitzt der Kleine, munter wie eh und je, in der Küche und wartet sehnsüchtig darauf, dass die Spaghetti auf den Tisch kommen.
    »Mooooooom!«, jault er empört, als ich ihm erleichtert ein paar Mutterküsse aufs Haupthaar schmatze. »Lass das – das ist ja eklig!«
    »Vielleicht überlegst du dir dann beim nächsten Mal, ob du das zehnte Snickers in Folge auch wirklich noch in dich reinstopfen musst!« Ich drohe mit erhobenem Finger und dem strengen Mutterblick. Spitzbübisch grinst er mich von der Seite an, hält mir jetzt bereitwillig den Kopf hin und deutet mit dem Zeigefinger auf seinen Haaransatz.
    »Okay, dann hau noch ein paar drauf. Dafür kann ich nämlich auf gar keinen Fall garantieren!«
    Während ich ihn fluchend durch die Wohnung treibe, rührt Herr Chaos lachend die Tomatensoße auf dem Herd um.
    »Bin ich froh, dass wir nur drei von der Sorte haben.«

Geburten sind wie Überraschungseier: Man weiß nie, was man bekommt!
    Ich bin FERTIG! Völlig fertig! Der Grund dafür ist 1,83 Meter groß, ziemlich schwer und hätte meine höchstpersönliche, vaginale Hysterektomie werden können. Also: Entfernung der Gebärmutter durch die Scheide. Die Betonung liegt auf »hätte« und auf »können« !
    War es aber nicht. Denn diese spezielle, für mich ganz allein reservierte Gebärmutter war einfach nur weit weg! Also: verdammt tief drin! Und davor ein Beckenboden wie aus Stahlbeton! Da hat sich genau gar nichts gerührt, ich schwöre! Und deshalb hat dann auch recht zügig der leidende – Verzeihung! – leitende Oberarzt Dr. Napoli meinen Bühnenplatz eingenommen und die doofe Gebärmutter geschlagene zwei Stunden lang selbst ausgebaut. Während ich nur Haken halten durfte. Doofer Hund, der! Und all das nur, weil er keinen Bock – Verzeihung! –, nicht ausreichend OP-Kapazitäten zur Verfügung hatte, um mich so weit anzuleiten, dass ich Teile selbst rausbekommen hätte. Menno …

    Dr. Napoli ist ein kleiner, stämmiger Italiener mit ausgeprägter Vorliebe für Kulinarisches, und es spielt wahrhaftig keine Rolle, ob italienische Pasta auf den Teller kommt, argentinisches Rind oder Bundeswehr-Dosengulasch. Hauptsache, die Gesamtkalorienzahl befindet sich locker im vierstelligen Bereich. Böse Zungen behaupten gar, Napoli würde nur deshalb so schnell operieren, weil er permanent auf die nächste Mahlzeit geiere. Ich glaube das sofort! Im Umkehrschluss ist Napoli eine totale Nullnummer, wenn es um Lehre und Ausbildung geht, denn der Kerl hat leider nicht für zehn Cent Geduld.
    »Frau Kollegin, operieren Sie doch etwas schneller! Auf meiner Seite wächst es schon wieder zu!« Wer mit solchen Sprüchen am OP-Tisch nicht umgehen kann, sollte seine Ausbildung lieber an einer anderen Klinik fortsetzen. Napoli ist erzkatholisch und so unerbittlich wie das Jüngste Gericht. Wer nicht schnell genug schneidet, näht, klammert und tackert, ist raus. Das bin dann heute wohl ich.
    Und als wäre nicht alles schon schlimm genug, muss ich im Anschluss auch noch die außerplanmäßig in meinen OP-Saal aufgetauchte Kaiserschnitte an Wilma, die Schreckliche abgeben. Warum? Weil alle anstehenden OPs schon am Wochenanfang relativ fair unter den Assistenten verteilt wurden. Und da mir ja die Gebärmutterentfernung versprochen war, werden die ungeplanten Operationen an die

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