Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
Vom Netzwerk:
weiblich, scheint völlig von der Rolle.
    »So etwas machen wir NIE wieder! Ich dachte, der fällt gleich tot um vor Schreck. Und auf mich drauf!«
    Empört tätschelt sie ihrem Liebling den Hals, der sich mit einem herzhaften Biss in den Heuballen ein paar beruhigende Extrakalorien zu Gemüte führt.
    Nachdem wir Eddy und seine Freunde artgerecht entsorgt, das dicke Pferd zur Beruhigung noch ein paar Runden über die Koppel geführt und anschließend zum Nachtmahl in den Stall geparkt haben und uns gerade schon auf dem Weg nach Hause befinden, bimmelt plötzlich mein Handy munter vor sich hin. Und noch bevor ich es auf dem Display der Freisprechanlage gesehen habe, weiß ich es genau: Der Mann ist’s ! Klar, denn wenn mein Telefon »I will always love you« schmettert, ist es immer der Gatte. Mein Herz stockt. Vor lauter Egelei hab ich doch glatt vergessen, was ich mir für heute vorgenommen habe. Mit zittrigen Fingern drücke ich den Abnehmknopf am Lenkrad des Vans.
    »Hey, Herr Chaos!«
    Klingt das unbekümmert erfreut? Ich hoffe es sehr!
    »Hey, Liebling! Wo seid ihr? Was macht der Gaul? Ist er endlich hinüber?«
    »Paaaapiiiiiii!« Empörtes Gebrüll vom Kind auf dem Beifahrersitz, denn selbstverständlich kann sie das Gespräch mithören. Was Herr Chaos offensichtlich nicht bedacht hat.
    »Oh – Schatz. Tut mir leid. Du weißt, ich mach nur Spaß!« Der Vater ist jetzt ehrlich erschüttert.
    »Ja, nee, is’ klar …!« brummt K2w, schon fast wieder versöhnt, vor sich hin. Zum Glück sind sie und ihr Vater ein Herz und eine Krone. Die können einander gar nicht wirklich böse sein. Aber ein bisschen leid tut er mir schon, so betröppelt wie er gerade klang. Weshalb ich die Konversation jetzt todesmutig an mich reiße: »Bist du schon zu Hause?«, frage ich möglichst beiläufig.
    »Ähm – nee. Deshalb rufe ich an … Ich habe heute Abend noch einen Geschäftstermin. Außerplanmäßig. Wird spät. Nur, damit ihr nicht mit dem Essen auf mich wartet.«
    Fast hätte ich vor Erleichterung laut geseufzt. Hurra! Noch ein Tag Schonfrist. Dabei weiß ich gerade nicht wirklich, ob ich lachen oder weinen soll …

Vierter Schwangerschaftsmonat
    Warum zehn Snickers noch lang keinen Herzinfarkt machen
    Der nächste Morgen beginnt – völlig irritierend – mit einem laut weinenden Kind, männlich. Mit meinem laut weinenden Kind, und das Irritierende ist in der Tatsache begründet, dass all unsere Kinder eigentlich schon längst dem Grein-Heul-Alter entwachsen sind. Der Grund für den Kinderalarm kurz nach Tagesanbruch: Der Kerl hat Bauchweh. Linksseitig. Und Übelkeit.
    »Daaaaaaaa«, jammert er herzerweichend, während er mit der linken Hand wild hin- und herwedelt. Und blass ist er auch noch.
    Mein Problem lässt sich kurz und schmerzlos wie folgt zusammenfassen: Bei meinen Notfallpatientinnen dauert es keine dreißig Sekunden, bis ich zuverlässig beurteilen kann, ob sie eine gefährliche Grunderkrankung, Magen-Darm-Grippe, Mittelschmerz oder einfach nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Kind drei ist aber erstens männlich (wie war das bei denen noch einmal unterhalb der Gürtellinie?), zweitens auch jetzt schon ein echter Kerl – und damit heißer Anwärter für Krankheiten wie den unsagbar gefährlichen Männerschnupfen – und drittens (aber am wichtigsten) mein Kind! Und somit absolut und völlig ungeeignet, adäquat von mir untersucht werden zu können. Will sagen: Selbst wenn ich ihn eine halbe Stunde lang von Kopf bis Fuß untersucht habe, inklusive Ultraschall, Computertomographie und allem Schnickschnack, könnte ich absolut nicht sagen, was dem Kerl fehlt. Und das, obwohl ich doch seine komplette Krankengeschichte auswendig kenne. Quasi vom Tag seiner Zeugung an …
    So wende ich mich also umgehend – jetzt ebenfalls greinend und wehklagend wie immer, wenn mein Nachwuchs krank ist – an den einzigen Menschen, dessen medizinischem Urteil ich uneingeschränkt vertraue: meinen Mann . Den IT-Manager !
    Ich sag es gleich, wie es ist: Sobald Ärztin Mutter wird, kann sie ihr medizinisches Wissen getrost in der Klinik lassen, ächt jetzt! Hübsch ordentlich zu Kitteln und Fachbüchern gepackt, denn zu Hause wird sie es einfach nicht brauchen: Sie kann es an ihrer eigenen Brut nämlich sowieso nicht anwenden!
    Nachdem der Vater das Kind also mit einem einzigen, fachmännischen Blick als »nicht lebensgefährlich erkrankt« eingestuft und mich energisch vor die eigene Haustür gesetzt hat, mache

Weitere Kostenlose Bücher