Danse Macabre
Brautprinzessin). Mit Ausnahme von Alice in Wonderland (dt: Alice im Wunderland) fällt mir keine andere Satire ein, die so deutlich
ein Ausdruck von Humor und Liebe und gutem Temperament ist.
ziemlich grob). Diese Frauen könnten ebensogut Aufkleber
auf den Stirnen tragen, auf denen steht: ICH BIN EINE DER UN - HEIMLICHEN FRAUEN VON STEPFORD , sie fahren alle Kombiwagen, unterhalten sich mit einem unangemessenen Enthusiasmus über Hausarbeit und scheinen ihre gesamte Freizeit im
Supermarkt zu verbringen.
Eine der Frauen von Stepford (eine der unheimlichen) stößt sich bei einem unbedeutenden Parkplatzautounfall den
Kopf; später sehen wir sie bei einer Gartenparty, wo sie immerzu wiederholt: »Ich muß dieses Rezept einfach haben …,
ich muß dieses Rezept einfach haben … ich muß dieses Rezept einfach haben …« Das Geheimnis von Stepford wird sofort deutlich. In einem Tonfall, der recht verzweifelt klang,
stellte Freud die Frage: »Die Frau …, was will sie?« Forbes
und seine Spießgesellen stellen die umgekehrte Frage und
präsentieren eine beißende Antwort: Männer, sagt der Film,
wollen keine Frauen; sie wollen Roboter mit Geschlechtsorganen.
Der Film enthält einige komische Szenen (abgesehen von
der zuvor erwähnten »Frank-du-bist-der-Champion«-Szene);
meine Lieblingsszene ist die, als die unheimlichen Frauen von
Stepford bei einem von ROSS und Prentiss arrangierten Frauennachmittag plötzlich anfangen, sich mit langsamer, aber
ernster Ergebenheit über Waschpulver und Reinigungsmittel
zu unterhalten; alle scheinen direkt aus einem jener Werbespots herausgekommen zu sein, die männliche Madison-Avenue-Angestellte manchmal als »Zwei F in einer K« bezeichnen - was bedeutet: Zwei Fotzen in einer Küche.
Aber der Film tanzt im langsamen Walzerrhythmus aus diesem hell erleuchteten Zimmer der sozialen Satire heraus und
in eine weitaus dunklere Kammer. Wir spüren, wie sich die
Schlinge zuzieht, zuerst um Paula Prentiss, dann um Katharine ROSS . Es gibt eine unbehagliche Szene, als der Künstler,
der offenbar die Masken für die Roboter erschafft, dasitzt
und ROSS skizziert, seine Augen sehen vom Skizzenblock auf,
sie an, dann wieder hinunter; dann der verschmitzte Gesichtsausdruck vonTina Louises Mann, als der Bulldozer den
Tennisplatz aufreißt, um den Swimmingpool zu bauen, den er sich immer gewünscht hat; da ist ROSS , die ihren Mann findet,
wie er mit einem Drink in der Hand allein im Wohnzimmer
ihres neuen Hauses sitzt und weint. Sie ist zutiefst besorgt,
aber wir wissen, seine Krokodilstränen bedeuten, daß er sie
für eine Puppe mit Mikrochips im Kopf verkauft hat. Sie wird
schon sehr bald ihr Interesse an der Fotografie verlieren.
Der Film reserviert seinen ultimativen Horror und seine
vielsagendste soziale Einstellung für das Ende, als die »neue«
Katharine ROSS auf die alte trifft …, vielleicht, denken wir,
um sie zu ermorden. Unter ihrem fließenden Neglige”, das
von Frederick’s in Hollywood stammen könnte, sehen wir,
daß Ms. ROSS ‘ recht kleine Brüste zur Größe dessen aufgeblasen wurden, was Männer, die sich bei einem Bier über Frauen
unterhalten, gern als »Brummer« bezeichnen. Und es sind
natürlich gar nicht mehr die Brüste der Frau; sie gehören jetzt
einzig und allein ihrem Mann. Aber die Puppe ist noch nicht
ganz vollständig; sie hat zwei schreckliche schwarze Löcher,
da wo die Augen sein sollten. Schlimm und wahrscheinlich
spektakulärer, aber mir haben diese hinoperierten neuen
Brüste viel mehr Grauen bereitet. Die besten sozialen Horror-Filme erreichen ihre Wirkung durch Implikationen, und The Stepford Wives, der uns nur die Oberfläche der Dinge
zeigt und sich niemals die Mühe macht zu erklären, wie sie bewerkstelligt werden, ist diesbezüglich sehr vielsagend.
Ich will Sie nicht damit langweilen, die Handlung von William Friedkins The Exorcist zu wiederholen, ebenfalls ein
Film, der sich auf das Unbehagen bezieht, das sich verändernde Moralvorstellungen mit sich bringen; ich gehe einfach
davon aus, daß, wenn Ihr Interesse für das Genre so groß ist
und Sie bis hierher durchgehalten haben, Sie ihn wahrscheinlich gesehen haben werden.
Wenn die späten fünfziger und frühen sechziger Jahre den
Vorhang für das Generationenproblem hoben (»Ist es ein
Junge oder ein Mädchen?« usw. usw. usw.), dann waren die
sieben Jahre von 1966 bis 1972 das Stück selbst. Little Richard, der 1957 Eltern schockiert hatte, als er aufsein Klavier
sprang und mit
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