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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sich der Filmemacher zunutze machen
kann, ist diese Angst vor der Dunkelheit vielleicht das natürlichste, weil man Filme aufgrund ihrer ureigenen Natur im
Dunkeln ansehen muß.
    Michael Cantalupo, Lektor bei Everest House, war es, der
mich auf einen Kunstgriff hinwies, der bei den ersten Aufführungen von Wait Until Dark verwendet wurde, und der verdient in diesem Zusammenhang eine bewundernde Erwähnung. Die letzten fünfzehn oder zwanzig Minuten des Films
sind absolut schreckenerregend, was teilweise an der virtuosen schauspielerischen Leistung von Audrey Hepburn und
Alan Arkin liegt (meiner Meinung nach war Arkins Rolle als
Harry Roat jr. aus Scarsdale die größte Darstellung eines
Leinwandschurken überhaupt, sie kommt der von Peter
Lorre in M - eine Stadt sucht einen Mörder gleich, übertrifft
sie vielleicht sogar noch) und teilweise an dem brillanten
Kunstgriff von Frederick Knotts Story.
    In einem verzweifelten und letzten Versuch, ihr Leben zu
retten, zertrümmert Hepburn alle verdammten Glühbirnen
in der gesamten Wohnung, so daß sie und der sehende Arkin
gleichwertig sind. Das Dumme ist nur, sie vergißt ein
Licht …, und Sie und ich hätten es wahrscheinlich ebenfalls
vergessen. Das Licht im Kühlschrank.
    Wie auch immer, der Kino-Kunstgriff war, daß jedes verdammte Licht im Auditorium abgeschaltet wurde, außer den
NOTAUSGANG-Schildern über den Türen. Bis vor den letzten
zehn Minuten von Wait Until Dark ist mir überhaupt nicht
klar gewesen, wie viele Lichter in den meisten Kinos eingeschaltet sind, auch während der Film läuft. Wenn es sich um
ein neueres Kino handelt, dann sind winzige »Dimmer-Glühbirnen« in die Decke eingelassen, in älteren diese geschmacklosen, aber dennoch irgendwie schönen elektrischen flambeaux, die an den Wänden leuchten. Und wenn man auf dem
Klo war, kann man den Rückweg zu seinem Platz im Licht der
Leinwand selbst immer finden. Nur, daß die letzten zehn Minuten von Wait Until Dark in einer vollkommen dunklen Wohnung spielen. Sie haben nur Ihre Ohren, und was sie hören Miß Hepburns Schreien, Arkins gequältes Atmen (er mußte
kurz vorher einen Messerstich einstecken, und wir können
uns ein wenig entspannen und uns sogar der Hoffnung hingeben, daß er tot ist, bis er wie ein übelwollendes Sprungteufelchen aus der Schachtel wieder hervorgesprungen kommt) -,
ist nicht sehr beruhigend. Sie sitzen also da. Ihr großes altes
Boeing-747-Gehirn ist aufgezogen wie das Spielzeugauto
eines Kindes, die Feder bis zum Anschlag gespannt, und es
hat sehr wenig konkrete Eingaben, mit denen es arbeiten
kann. Sie sitzen also da, schwitzen und hoffen, daß das Licht
bald wieder angehen wird …, was früher oder später auch geschehen muß. Mike Cantalupo hat mir erzählt, daß er Wait
Until Dark in einem völlig heruntergekommenen Kino sah, in
dem sogar die NOTAUSGANG-Beleuchtung kaputt war.
    Mann, muß das schlimm gewesen sein.
Mikes Erinnerung daran rief mir einen anderen Film ins
Gedächtnis zurück, William Castles The Tingler (dt: Schrei,
wenn der Tingler kommt), der einen ähnlichen (wenn auch im
Castle -Stil ungleich krasseren) Kunstgriff enthält. Castle,
den ich bereits im Zusammenhang mit Macabre erwähnt
habe - der uns WASP-Kindern allesamt als McBare bekannt
war, wie Sie sich erinnern werden -, war der König der Kunstgriffe und Tricks; er erfand zum Beispiel die Politik der
»Angstversicherung« über hunderttausend Dollar; wenn Sie
während des Films tot umfielen, bekamen Ihre Erben das
Geld. Dann war da der großartige »Bei-allen-Vorstellungenist-eine-Krankenschwester-anwesend«-Trick; da war der
»Vor-diesem-gräßlichen-Film-müssen-Sie-sich-im-Foyer-denBlutdruck-messen-lassen«-Trick (der als Bestandteil der Werbekampagne für The House of Haunted Hill [dt: Das Haus
auf dem Geisterhügel] Verwendung fand) und zahlreiche andere Tricks und Kniffe.
Ich kann mich an die Einzelheiten der Handlung von The
Tingler (der wahrscheinlich so dermaßen billig war, daß er
seine Entstehungskosten bereits eingespielt hatte, als ihn tausend Leute gesehen hatten) nicht mehr erinnern, aber da war
dieses Monster (‘türlich der Tingler), das von Angst lebte.
Wenn seine Opfer solche Angst hatten, daß sie nicht einmal
mehr schreien konnten, setzte es sich auf ihre Wirbelsäulen
und …, nun, kitzelte sie irgendwie zuTode. Ich weiß, das muß
sich verdammt dumm anhören, aber im Film funktionierte es
(wenngleich es wahrscheinlich half, wenn man elf Jahre alt
war, als man ihn

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