Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
sexuellen Abweichung von der Norm - die Jim Nightshade an der Schwelle des Erwachsenwerdens so sehr anzieht -, die das Buch zu bieten hat.
    rys Stil, der mich als Heranwachsender so sehr gefesselt hat,
scheint mir heute ein wenig zu süßlich zu sein. Dennoch übt
er eine bemerkenswerte Faszination aus. Hier einer der Abschnitte, die mir zu süßlich erscheinen:
    Und Will? Er ist der letzte Pfirsich, hoch droben auf dem
sommerlichen Baum. Bei manchen Jungen muß man weinen, wenn sie nur vorübergehen. Ihnen geht’s gut, sie
sehen gut aus, sie sind brav. Natürlich pinkeln sie auch einmal von einer Brücke oder stehlen einen billigen Bleistiftanspitzer - das ist es nicht. Nur wenn man sie vorbeigehen
sieht, da weiß man schon, wie’s ihr Leben lang sein wird:
Sie stecken die Schläge, Wunden, Schmerzen, Stiche ein
und fragen stets nach dem Warum. Warum muß das so sein?
Und nun einer, der in Ordnung ist:
    Das Heulen und Klagen eines ganzen Lebens lag im Pfiff
dieses Zuges, gesammelt aus anderen Nächten, anderen
schlummernden Jahren; das Heulen der Hunde in Vollmondnächten, das Brausen kalter Winde, die im Januar
vom Fluß her durch das Geländer der Veranda pfeifen, bis
das Blut in den Adern stockt ;Tausende jammernde Feuersirenen, schlimmer noch: letzte Atemzüge einer Milliarde
Menschen, tot oder sterbend, die leben wollten, ihr Stöhnen, ihr Seufzen - das tönte hier über die Erde!
    Mann, das ist eine Zugpfeife! Ich kann Ihnen sagen! Something Wicked This Way Comes reflektiert den Unterschied
zwischen apollinischem und dionysischem Leben deutlicher
als jedes andere Buch, das hier behandelt wurde. Bradburys
Jahrmarkt, der über die Stadtgrenze schleicht und um drei
Uhr morgens auf einer Wiese seine Zelte aufschlägt (Fitzgeralds dunkle Nacht der Seele, wenn Sie so wollen), ist ein
Symbol für alles, das abnormal, mutiert und monströs ist …,
dionysisch! Ich habe mich immer gefragt, ob die Faszination,
die der Vampirmythos auf Kinder ausübt, nicht schlicht und
einfach in der Tatsache begründet liegt, daß der Vampir den
ganzen Tag lang schläft und die ganze Nacht über aufbleibt
(Vampire können sich immer den Gruselfilm um Mitternacht
ansehen, weil sie morgens nicht in die Schule gehen müssen).
Auf dieselbe Weise, wissen wir, besteht ein Teil der Faszination, die der Jahrmarkt auf Jim und Will ausübt (sicher, Will
verspürt den Sog auch, nur nicht so stark wie sein Freund Jim;
und nicht einmal Wills Vater ist völlig immun gegen seinen
tödlichen Sirenengesang), darin, daß es keine Schlafenszeit
gibt, keine Vorschriften und Regeln, keinen langweiligen und
öden Kleinstadttag nach dem anderen, kein »Iß deinen Brokkoli, denk an die hungernden Kinder in China«, keine
Schule. Der Jahrmarkt ist das Chaos, er ist ein durch
Zauberei beweglich gewordenes Land der Tabus, das mit seinen
Wagen voller Freaks und prachtvoller Attraktionen von
einem Ort zum ändern reist, selbst von einer Zeit zur anderen.
    Die Jungs (klar, auch Jim) repräsentieren genau das Gegenteil. Sie sind normal, nicht mutiert, nicht monströs. Sie
leben ihr Leben nach den Gesetzen der von der Sonne beschienenen Welt, Will bereitwillig, Jim ungeduldig. Und
genau deshalb will der Jahrmarkt sie. Die Essenz des Bösen,
sagt uns Bradbury, ist die Notwendigkeit, den delikaten Übergang von Unschuld zu Erfahrung, den alle Kinder vollziehen
müssen, zu korrumpieren und zu verderben. In der strengen,
moralischen Welt von Bradburys Literatur haben die Freaks,
die den Jahrmarkt bevölkern, die äußerlichen Gestalten ihrer i
inneren Laster angenommen. Mr. Cooger, der seit tausend
Jahren lebt, bezahlt für sein finsteres degeneriertes Leben
damit, daß er ein Ding wird, welches noch älter ist, so alt, daß
wir es fast nicht mehr begreifen können, und er wird nur
durch einen konstanten Strom von Energie am Leben erhalten. Das menschliche Skelett bezahlt für seinen Geiz mit Gefühlen, die dicke Dame für leibliche oder seelische Gier, die
Staubhexe für ihre klatschhafte Einmischung in das Leben
anderer. Der Jahrmarkt hat das mit ihnen gemacht, was der
Bestattungsunternehmer der älteren Geschichte von Bradbury mit seinen Opfern gemacht hat, nachdem sie gestorben
waren.
    Auf der apollinischen Seite bittet uns das Buch, die Fakten
und Mythen unserer eigenen Kindheit zurückzurufen und
neu zu betrachten, im speziellen die unserer Kindheit in der
amerikanischen Kleinstadt. In seinem halb poetischen Stil,
der so sehr zu diesemThema paßt, untersucht

Weitere Kostenlose Bücher