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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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es war ein
Kampf), sind Philip Jose Farmer und Harlan Ellison, am
wichtigsten aber wohl Theodore Sturgeon. Man kann sich
heute kaum noch vorstellen, welchen Aufruhr die letzten Seiten von Sturgeons Some of Your Blood (dt: Blutige Küsse) auslösten, als enthüllt wird, wie genau der Vampir an seine
Nahrung kam (»Es ist Vollmond«, schreibt er sehnsüchtig im
letzten Abschnitt des Buches, »ich wünschte, ich hätte etwas
von deinem Blut.«), aber es kam zu diesem Aufruhr. Wir
mögen uns wünschen, Matheson wäre mit der sexuellen
Frage etwas weniger ernst umgegangen, aber im Licht der
Zeit müssen wir wohl der Tatsache unsere Hochachtung zollen, daß er sich ihrer überhaupt angenommen hat.
    Und als Märchen über das Verlieren und Wiederfinden von
Macht ist The Shrinking Man eine der besten Fantasy-Geschichten der Zeit, die wir hier behandeln. Ich möchte Sie
aber nicht mit dem Eindruck entlassen, daß ich hier nur von
sexueller Macht und sexueller Potenz spreche. Es gibt langweilige Kritiker
- hauptsächlich die unausgegorenen Freudianer -, die die gesamte Fantasy- und Horror-Literatur auf Sex
zurückführen wollen; eine Erklärung für das Ende von The
Shrinking Man, die ich im Herbst 1978 während einer Party
gehört habe - ich werde den Namen der Frau, deren Theorie
es war, hier nicht nennen, aber wenn Sie Science Fiction
lesen, dann kennen Sie ihren Namen -, ist es vielleicht wert,
wiederholt zu werden, wo wir schon dabei sind. Auf symbolische Weise, sagte diese Frau, repräsentieren Spinnen die Vagina. Scott tötet seine Nemesis, die Schwarze Witwe (die vaginalste aller Spinnen), schließlich, indem er sie mit einer
Stecknadel aufspießt (dem Phallussymbol, kapiert, kapiert?). Daher, fuhr die Kritikerin fort, tötet Scott nach dem
sexuellen Versagen bei seiner Frau und einem ersten Erfolg
mit der Liliputanerin des Jahrmarkts symbolisch seinen eigenen Geschlechtstrieb, indem er die Spinne pfählt. Dies ist
sein letzter Geschlechtsakt, bevor er aus dem Keller entkommt und größere Freiheit erlangt.
    Das alles war wohlmeinender Mist, aber Mist bleibt eben
Mist und kann niemals mit McDonalds Geheimsauce verwechselt werden. Ich habe es nur erwähnt, um daraufhinzuweisen, daß die meisten Fantasy- und Horror-Autoren unter
dieser Art von Mist zu leiden haben …, der häufig von Leuten verbreitet wird, die offen oder im geheimen der Meinung
sind, daß der Horror-Schreiber mehr oder weniger wahnsinnig sein muß. Diese Leute sind dann weiterhin der Meinung,
daß die Bücher des Autors Rorschach-Tintenkleckse sind, die
letztlich die oralen, analen und genitalen Fixierungen des Autors offenbaren. Als er über die weitgehend ablehnenden Reaktionen schrieb, die Leslie Fiedlers Love and Death in the
American Novelbei seinem Erscheinen 1960 erhielt, fügtWilfried Sheed hinzu: »Freudianische Interpretationen [werden]
stets mit Staunen aufgenommen.«
    Das sind keine besonders schlechten Nachrichten, wenn
man bedenkt, daß selbst die gestandensten Romanciers von
ihren Nachbarn als ein wenig eigenwillig betrachtet werden …, aber ich denke, der Horror-Autor sieht sich immer
dem gegenüber, was ich als die Couch-Frage bezeichnen
möchte. Dabei sind die meisten von uns vollkommen normal.
Heh-heh-heh.
    Abgesehen von freudianischem Hokuspokus kann man The Shrinking Man auch als eine verdammt gute Geschichte
ansehen, die sich mit der Innenpolitik der Macht beschäftigt … oder, wenn Sie wollen (und ich will) mit der Innenpolitik der Magie. Und als Scott die Spinne tötet, soll uns das zeigen, daß Magie nicht von der Größe abhängt, sondern vom
Verstand und vom Herzen. Wenn es um einiges größer ist als
andere Bücher des Genres (der schale Witz ist durchaus beabsichtigt) und weit größer als andere Bücher, in denen winzige
Menschen riesige Insekten und Gottesanbeterinnen und dergleichen bekämpfen (Lindsay Gutteridges Cold War in a
Country Garden fällt einem ein), liegt das daran, daß Matheson seine Geschichte in so intime und verwurzelte Begriffe
kleidet - und daß er letztendlich so überaus überzeugend ist. *
8
    Es wäre nicht richtig, selbst eine so kurze Diskussion über
den modernen Horror-Roman wie diese zu beenden, ohne
zwei junge britische Schriftsteller zu erwähnen, Ramsey
Campbell und James Herbert. Sie gehören einer völlig neuen
Generation britischer Fantasy-Schriftsteller an, die das
Genre durch Mischkreuzung beleben, so wie britische Dichter Anfang der sechziger Jahre mithalfen, die

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