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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aussehe, wäre es …«
»Liebling, bitte!« Sie ließ ihn nicht zu Ende sprechen. »Du
machst es schlimmer, als es ist.«
»Schau mich doch an!« forderte er sie auf. »Wieviel schlimmer kann es denn noch werden?«
    Später sehen wir Scott in einer anderen Rückblende alsVoyeur, der der Babysitterin nachspioniert, die Lou eingestellt
hat, damit sie für Beth sorgt. In einer Reihe komisch-schrecklicher Szenen macht Scott aus dem pickligen, übergewichtigen Mädchen eine Art masturbatorischeTraumgöttin. In seiner Rückkehr zur ohnmächtigen frühen Jugend zeigt uns Matheson, wieviel der sexuellen Magie Scott tatsächlic h verloren hat.
    Aber einige Wochen später - Scott ist zu dem Zeitpunkt
sechsundvierzig Zentimeter groß - lernt er auf einem Jahrmarkt Clarice kennen, eine Liliputanerin der Show. Und in
seiner Begegnung mit Clarice zeigt uns Matheson am deutlichsten seine Überzeugung, daß die verlorene Magie wie dererlangt werden kann; daß die Magie auf vielen Ebenen
existiert und daher zur vereinenden Kraft wird, die Mikrokosmos und Makrokosmos zu ein und demselben macht. Als
Scott Clarice erstmals trifft, ist er ein klein wenig größer als
sie, und in ihrem Wohnwagen findet er eine Welt, in der die
Perspektiven wieder stimmen. Es ist eine Umwelt, in der er
seine eigene Macht wiedererlangen kann:
    Der Atem stockte ihm. Das war seine Welt, seine ureigene
Welt: Stühle und eine Couch, auf denen er sitzen konnte,
ohne sich verloren zu fühlen, Tische, neben denen er stehen und über sie hinwegreichen konnte, statt unter ihnen
hindurchmarschieren zu müssen, Lampen, die er ein- und
ausschalten konnte und die keine unerreichbaren Bäume
für ihn darstellten.
    Und er findet auch - es ist fast unnötig, es zu sagen - die sexuelle Magie bei Clarice wieder, und zwar in einer Episode, die
pathetisch und rührend zugleich ist. Wir verstehen, daß er
auch diese Magie wieder verlieren wird, daß er gegenüber
Clarice schrumpfen wird, bis auch sie ihm wie eine Riesin erscheint, und diese Episoden werden durch die RückblendenTechnik etwas abgeschwächt, aber dennoch wird die Meinung deutlich vertreten: Was einmal wiedergefunden wurde,
kann nochmals wiedergefunden werden, und das Zwischenspiel mit Clarice rechtfertigt den seltsamen, aber dennoch
sehr wirkungsvollen Schluß des Romans: »… Dann dachte
er: Wenn die Natur auf unendlich vielen Ebenen existiert,
dann vielleicht auch die Intelligenz. (…) Scott rannte hinaus
in seine neue Welt, um sie zu erforschen.«
    Nicht, hoffen wir eindringlich, um von der ersten Gartenmade oder Amöbe aufgefressen zu werden, die ihm über den
Weg läuft.
    In der Filmversion, die Matheson auch geschrieben hat, ist
Scotts letzter Satz ein Triumph: »Ich existiere immer noch!«,
begleitet von Aufnahmen von Spiralnebeln und explodierenden Galaxien. Ich fragte ihn, ob hier ein religiöser Zusammenhang besteht oder sich vielleicht ein frühes Interesse am
Leben nach dem Tod ausdrückt (ein Thema, das im Spätwerk
Mathesons immer mehr Bedeutung gewinnt, man vergleiche Hell House [dt: Das Höllenhaus] und What Dreams May
Come). Matheson antwortete: »Ich glaube, Scott Careys >Ich
existiere noch!< deutete lediglich auf ein Kontinuum zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos hin, nicht zwischen
Leben und Leben nach demTod. Interessanterweise hätte ich
kürzlich fast ein Remake von The Fantastic Voyage [dt: Die
phantastische Reise] gemacht, das Columbia neu verfilmen
möchte. Ich entschied mich dann doch dagegen, weil es so
technisch war und ich mich heutzutage mehr für Personen interessiere, aber es war wie eine kleine Fortsetzung nach dem
Ende von The Shrinking Man mit Stab und Gewehr in den
Mikrokosmos.«
    Alles in allem können wir sagen, daß The Shrinking Man eine klassische Überlebensgeschichte ist; wir haben es im
Grunde genommen nur mit einer Person zu tun, und die Probleme sind grundlegender Natur: Essen, Unterschlupf, Überleben, Vernichtung der Nemesis (der dionysischen Kraft in
Scotts fast rein apollinischer Kellerwelt). Es ist keineswegs
ein besonders sexy Buch, aber es setzt sich immerhin auf eine
sorgfältigere Weise mit dem Sex auseinander als die »Reinraus, danke, Maus«-Ebene von Shell Scott, die typisch für
Taschenbucherstausgaben in den fünfziger Jahren war. Matheson war ein wichtiger Pionier für das Recht der ScienceFiction- und Fantasy-Autoren, sich in realistischer und einfühlsamer Weise mit sexuellen Problemen zu beschäftigen;
andere, die denselben Kampf kämpften (und

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