Danse Macabre
charakterlic he Einsichten, aber
sie reichen für Herberts Zwecke vollkommen aus, und wenn
das ironische Ende dem ironischen Ende der Horror-Comics
von B.C. ähnlich ist, dann sehen wir mehr und glauben daher
mehr, und das ist ein Sieg für Herbert, an dem der Leser teilhaben kann. Zudem ist Herbert immer besser geworden. The
Fog ist sein zweiter Roman; die nachfolgenden zeigen eine
deutliche Entwicklung des Schriftstellers, die ihren Höhepunkt möglicherweise in The Spear findet, das uns einen
Autor zeigt, der die Pulp-Arena völlig verlassen und das weitere Feld des Mainstream-Romans betreten hat.
Das bringt uns zu Harlan Ellison … und allen möglichen Problemen. Denn hier ist es unmöglich, den Menschen von seiner Arbeit zu trennen. Ich habe mich entschlossen, diese
kurze Abhandlung über einige Elemente der modernen Horror-Literatur mit der Diskussion von Ellisons Werk zu beenden, denn er selbst lehnt zwar die Bezeichnung »Horror-;
Autor« ab, dennoch verkörpert er für mich einige der besten
Elemente dieses Ausdrucks. Es ist vielleicht zwingend, mit
ihm zu schließen, denn in seinen Kurzgeschichten von Fantasy und Horror kommt er all den Dingen am nächsten, die
uns in unserem gegenwärtigen Leben entsetzen und belustigen (manchmal beides gleichzeitig). Ellison steht unter dem
Einfluß der Ermordung von Kitty Genovese - einem Mord,
der in seinem »The Whimper ofWhipped Dogs« (dt: »Das
Winseln geprügelter Hunde«) und in einigen seiner Essays
zur Sprache kommt - und des Massenselbstmordes in Jonestown, und er ist der Überzeugung, daß Irans Ayatollah Khomeini einen senilen Traum der Macht erschaffen hat, in dem
wir jetzt alle leben (wie Männer und Frauen in einer FantasyGeschichte, die letztlich erkennen, daß sie allesamt in den
Halluzinationen eines Psychopathen leben). Ellisons Werk
scheint mir aber auch deshalb als Schlußpunkt so geeignet,
weil er niemals zurückblickt; er ist mittlerweile seit fünfzehn
Jahren der Punktemacher des Genres, und wenn es einen
Fantasy-Schreiber der achtziger Jahre gibt (immer vorausgesetzt, daß es die achtziger Jahre gibt, ha-ha), dann ist das mit
ziemlicher Sicherheit Harlan Ellison. Er hat ganz absichtlich
einen kontroversen Sturm wegen seinerWerke ausgelöst - ein
Autor des Genres, den ich kenne, betrachtet ihn als moderne
Inkarnation von Jonathan Swift, ein anderer bezeichnet ihn
ständig als »unbegabten Hurensohn«. Das ist ein Sturm, in
dem Ellison ganz zufrieden lebt.
»Sie sind überhaupt kein Schriftsteller«, hat einmal ein Interviewpartner mit leicht gekränktem Tonfall zu mir gesagt.
»Sie sind eine gottverdammte Industrie. Wie können Sie jemals erwarten, daß ernsthafte Leute Sie ernst nehmen, wenn
Sie jedes Jahr ein Buch veröffentlichen?« Nun, Tatsache ist,
ich bin keine »gottverdammte Industrie« (bestenfalls eine
kleine Firma); ich arbeite regelmäßig, das ist alles. Ein
Schriftsteller, der nur alle sieben Jahre ein Buch veröffentlicht, denkt keine tiefschürfenden Gedanken; selbst ein sehr
langes Buch auszudenken und zu schreiben dauert bestenfalls
drei Jahre. Nein, ein Schriftsteller, der nur alle sieben Jahre
ein Buch veröffentlicht, ist einfach faul. Aber meine eigene
Fruchtbarkeit - wie fruchtbar sie auch immer sein mag - verblaßt gegenüber der von Ellison, der mit atemberaubender
Geschwindigkeit schreibt; mittlerweile hat er über tausend
Kurzgeschichten veröffentlicht. Zusätzlich zu den unter seinem Namen veröffentlichten Geschichten hat Ellison als Nalrah Nosille, Sley Harson, Landen Ellis, Derry Tiger, Price
Curtis, Paul Merchant, Lee Archer, E. K. Jarvis, Ivar Jorgensen, Clyde Mitchell, Ellis Hart, Jay Solo, Jay Charby undWallace Edmondson geschrieben - und als Cordwainer Bird.*
Der Name Cordwainer Bird ist ein gutes Beispiel für Ellisons rastlosen, geistreichen Charakter und die Wut, die er gegenüber Arbeiten empfindet, welche er als wertlosen Dreck
betrachtet. Er hat seit den frühen sechziger Jahren zahlreiche
Fernsehdrehbücher geschrieben, darunter verfilmte Skripts für Alfred Hitchcock Presents, The Man from U.N.C.L.E. (dt: Solo für O.N.K.E.L.), The Young Lawyers, The Outer
Limits und die nach Meinung vieler Fans beste Star Trek Folge aller Zeiten, »The City on the Edge of Forever«.”Während er diese Fernsehdrehbücher schrieb - und dabei beispiellos drei Preise der ScreenWriters Guild of America für
das beste Fernsehdrehbuch gewann -, war Ellison in einen
bitteren Kampf, eine Art Guerillakrieg, mit anderen
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