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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Normalsterblichen, denen nie das rechte
Wort zur rechten Zeit einfällt, bleibt nichts anderes übrig als zu sagen:
»Recht so, Harlan!«
    Kurzgeschichtensammlung Strange Wine (1978). Jede Sammlung von Ellison scheint auf den vorangegangenen Sammelbänden aufzubauen - jede scheint Ellisons Meldung an die
Außenwelt zu sein: »Hier ist Harlan jetzt.« Und daher wird es
notwendig sein, dieses Buch auf eine persönlichere Weise abzuhandeln. Er verlangt es von sich selbst, und das allein mag
noch nicht den Ausschlag geben, aber sein Werk verlangt es
auch …, und das zählt.
    Ellisons Literatur war und ist immer ein nervöses Bündel
von Widersprüchen. Er sagt, er sei kein Romancier, dennoch
hat er wenigstens zwei Romane geschrieben, und einer
davon, Rockabilly (später unter demTitel Spider Kiss neu veröffentlicht), ist einer der zwei besten Romane, die jemals
über die kannibalistische Welt des Rock’n’Roll veröffentlicht
worden sind. Er sagt, er sei kein Autor des Phantastischen,
dennoch sind fast alle seine Geschichten phantastisch. In Strange Wine begegnen wir zum Beispiel einem Schriftsteller,
dessen Arbeit von Kobolden für ihn erledigt wird, nachdem
er selbst ausgetrocknet ist; außerdem begegnen wir einem
netten jüdischen Jungen, der von seiner Mutter heimgesucht
wird, nachdem sie gestorben ist. (»Mom, warum läßt du mich
nicht in Ruhe?« fragt Lance, der nette jüdische Junge, einmal
das Gespenst verzweifelt. »Ich habe gesehen, wie du gestern
nacht selbst an dir herumgespielt hast«, antwortet der Schemen von Mom traurig.)
    In der Einführung zur furchteinflößendsten Geschichte des
Buches, »Croatoan«, sagt Ellison, daß er für die freie Entscheidung ist, wenn es um Abtreibung geht, so wie er in seinen Geschichten und seinen Essays der vergangenen zwanzig
Jahre gesagt hat, daß er ein überzeugter Liberaler und Freigeist ist*, aber »Croatoan« - und die meisten anderen Ge
    * Ellison-Anekdote Nr. 2: Meine Frau und ich besuchten einmal einen
Vortrag, den Harlan im Herbst 1974 an der University of Colorado
hielt. Damals hatte er »Croatoan«, den Schocker, der Strange Wine eröffnet, gerade geschrieben, und er hatte zwei Tage vorher eine Sa-.
menstrangexstirpation gehabt. »Ich blute immer noch«, sagte er dem,
Publikum, »und mein Mädchen kann bestätigen, daß ich die Wahrheit
sage.« Das Mädchen bestätigte es, und ein älteres Ehepaar, das ein
    schichten von Ellison - sind so streng moralisch wie die Worte
eines Propheten aus dem Alten Testament. In vielen der reinen Horror-Geschichten finden wir mehr als eine Andeutung
der alten Tales from the Vault / Vault of Horror-Schocker, zu
deren Höhepunkt so häufig gehört, daß die Verbrechen des
Bösen an ihm selbst wiederholt werden …, nur in die zehnte
Potenz erhoben. Aber in EllisonsWerken schneidet die Ironie
mit einer schärferen Klinge, und wir haben weniger das Gefühl, daß Unrecht wiedergutgemacht und das Gleichgewicht
wiederhergestellt wurde.
    In Ellisons Geschichten haben wir kaum Gewinner oder
Verlierer. Manchmal haben wir Überlebende. Manchmal
haben wir keine Überlebenden.
    »Croatoan« verwendet den Mythos von Alligatoren unter
den Straßen von New York als Ausgangspunkt - man vergleiche auch Thomas Pynchons V. und einen komisch-schrecklichen Roman mit demTitel Death Tour von David J. Michael;
dies ist ein seltsam eindringlicher, urbaner Alptraum. Aber
Ellisons Story handelt in Wirklichkeit von der Abtreibung. Er
mag nicht gegen die Abtreibung sein (aber er sagt auch in der
Einleitung der Geschichte nicht, daß er für die Abtreibung
ist), aber die Geschichte ist ganz sicher schärfer geschliffen
und beunruhigender als jener vergilbte Zeitungsausschnitt,
den jeder »Recht-auf-Leben«-Anhänger offenbar in der Tasche hat, um ihn bei der leisesten Andeutung einer Meinungsäußerung herauszuziehen und einem unter der Nase zu
schwenken - er gibt vor, von einem Baby in utero erzählt zu
werden. »Ich kann es kaum erwarten, die Sonne und die Blumen zu sehen«, flüstert der Fötus. »Ich kann es kaum erwarten, das Gesicht meiner Mutter zu sehen, das auf mich herablächelt …«Er endet natürlich damit, daß der Fötus sagt: »Gestern nacht hat mich meine Mutter umgebracht.«
    »Croatoan« fängt damit an, daß der Protagonist den abgetriebenen Fötus das Klo hinunterspült. Die Damen, die der
Freundin des Protagonisten den Gefallen getan haben, haben
    wenig schockiert aussah, verließ das Auditorium. Harlan winkte ihnen
vom Podium

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