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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Literatur«
erhoben wird, dann kann man sein Gesamtwerk wohlbehalten neu bewerten).
    Meine eigene Meinung ist, daß Literatur automatisch in
drei Sparten zerfällt - Literatur, Mainstream-Literatur und
Pulp-Literatur - und daß das Kategorisieren die Arbeit des
Kritikers nicht beendet, sondern ihm lediglich einen Platz
gibt, wo er Stellung beziehen kann. Einen Roman mit dem
Etikett »Pulp« zu versehen heißt nicht, ihn einen schlechten
Roman zu nennen oder zu sagen, daß er dem Leser kein Vergnügen bereitet. Natürlich werden wir bereitwillig zugeben,
daß ein Großteil der Pulp-Literatur tatsächlich schlecht ist;
wir können nicht viel Positives über so alte Pappkameraden
aus der Pulp-Ära wie William Sheltons »Seven Heads of Bushongo« oder »Satan’s Virgin« von Ray Cummings sagen.*
* Und es gibt da noch eine köstliche Geschichte über Erle Stanley Gardener aus der Zeit, d ie Frank Gruber den »Pulp-Dschungel« genannt
    Andererseits hat Dashiell Hammett viel in den Pulps veröffentlicht (am meisten in der hochgeschätzten Zeitschrift Black Mask, in der auch Zeitgenossen wie Raymond Chandler, James M. Cain und Cornell Woolrich veröffentlichten);
Tennessee Williams’ erste Veröffentlichung, eine vage lovecraftsche Geschichte mit dem Titel »The Vengeance of Nitocris«, erschien in einer frühen Ausgabe von Weird Tales; Bradbury fing auf demselben Markt an; und auch MacKinlay Kantor, der später Andersonville geschrieben hat.
    Pulp-Werke von vorneherein zu verdammen ist so, als
würde man ein Mädchen nur deshalb als lose verdammen,
weil sie aus unangenehmen familiären Verhältnissen stammt.
Die Tatsache, daß angeblich renommierte Kritiker innerhalb
wie außerhalb des Genres es immer noch tun, macht mich
traurig und wütend zugleich. James Herbert ist kein in der
Entwicklung begriffener Tennessee Williams, der nur auf den
rechten Zeitpunkt wartet, einen Kokon zu spinnen und als
große Gestalt der modernen Literatur zu erscheinen; er ist
das, was er ist, und mehr ist er nicht, wie Popeye sagen
würde. Ich möchte sagen, daß das, was er ist, schlicht und einfach gut genug ist. Vor ein paar Jahren hat John Jakes eine Bemerkung über seine zweihundert Jahre umspannende Saga
der Familie Kent gemacht, die mir sehr gut gefallen hat. Er
sagte, Gore Vidal sei der Rolls-Royce des historischen Romans; er selbst sei mehr in der Chevrolet-Vega-Klasse. Was
Jakes so bescheiden ungesagt ließ, war die Tatsache, daß
einen beide Fahrzeuge ganz gut ans Ziel bringen können; wie
man über den Stil denkt, ist jedermanns eigene Sache.
    hat. Damals war die Depression in vollem Gange, und Gardener
schrieb Western für einen Penny pro Wort, die er an Publikationen wie Western Round- Up, West Weekly und Western Tales (dessenWahlspruch
lautete: »Fünfzehn Stories, fünfzehn Cents«) verkaufte. Gardener gestand, daß er es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, die letzte Schießerei so lange wie möglich hinauszuzögern. Natürlich biß der Bösewicht schließlich ins Gras, und der gute Held schlenderte mit klirrenden Sporen und rauchendem .44er in den Saloon, wo er einen kalten
Sarsaparilla trank, bevor er weiterzog, doch zuvor verdiente Gardener
jedesmal, wenn er »Peng!« schrieb, einen Penny mehr …, und damals
konnte man sich für zwei Pengs noch eine Tageszeitung kaufen.
    James Herbert ist der einzige in diesem Buch abgehandelte
Schriftsteller, der deutlich der Pulp-Tradition verhaftet ist. Er
hat sich auf gewaltsamenTod, blutige Konfrontationen, expliziten und in manchen Fällen abartigen Sex und kräftige junge
Helden mit wunderschönen Freundinnen spezialisiert. Das
Problem, das gelöst werden muß, ist in den meisten Fällen
deutlich, und die Geschichte dreht sich stets direkt darum,
dieses Problem zu lösen. Aber Herbert arbeitet in dem von
ihm gewählten Genre effektiv. Er hat sich von Anfang an
strikt geweigert, mit Personen zu arbeiten, die nichts weiter
sind als Pappschablonen, die er auf dem Spielfeld seiner Romane hin und her schiebt; in den meisten Fällen bekommen
wir Motivationen, mit denen wir uns identifizieren und an die
wir glauben können, wie im Fall der armen, von Selbstmordgedanken geplagten Mavis. Mavis überlegt mit einer Art bemitleidenswertem, trostlosem Trotz: »Sie sollten wissen, daß
sie sich selbst das Leben genommen hatte; ihr Tod sollte, anders als ihr Leben, eine Bedeutung haben. Auch wenn es nur
Ronnie war, die den Grund dafür völlig verstehen konnte.«
Das sind kaum verblüffende

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