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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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A. M. Washington an. Die Fernsehscheinwerfer
betonten den gelinden Kater, mit dem ich aufgestanden war,
und ich war dankbar für das recht entspannte Essen mit dem
Reporter der Post, dessen Fragen interessant und vergleichsweise wenig bedrohlich gewesen waren. Dann kam aus dem
Nichts sein angeschnittener Ball über die schlimmsten Ängste der Leute. Der Reporter, ein junger, schlacksiger Bursche, sah mich über sein Sandwich hinweg mit strahlenden
Augen an.
    Es ist das Jahr 1960, und ein einsamer Jugendlicher aus Ohio
hat das Kino verlassen, in dem er gerade zum fünften Mal Psycho gesehen hat. Dieser junge Mann geht nach Hause und ersticht seine Großmutter. Der Gerichtsmediziner zählte später
über vierzig Stichwunden.
Warum? fragt die Polizei.
Stimmen, antwortet der junge Mann. Stimmen haben mir
gesagt, daß ich es tun soll.
    »Sehen Sie«, sagte ich und legte mein eigenes Sandwich weg.
»Nehmen Sie einen Psychiater in einer Großstadt. Er hat ein
wunderschönes Haus im Vorort, ein Haus, das mindestens
hunderttausend Dollar wert ist. Er fährt entweder einen tabakbraunen oder silbergrauen Mercedes. Seine Frau hat
einen Country-Squire-Wagen. Seine Kinder gehen während
des Schuljahres in eine Privatschule und jeden Sommer nach
Neu-England oder in den Nordwesten ins Ferienlager. Sonny
kann nach Harvard, wenn er die Zensuren bringt - Geld ist sicher kein Problem -, und seine Tochter kann eine feine Mädchenschule besuchen, wo das Motto der Verbindung lautet:
>We don’t conjugate, we decline*.< Und wie macht er das
Geld, das all diese Wunder bringt? Er hört Frauen zu, die
wegen ihrer Frigidität weinen; er hört Männern zu, die Selbstmordimpulse verspüren; er hat es mit ausgeprägter und weniger ausgeprägter Paranoia zu tun, mitunter hat er vielleicht
einen wirklich Schizophrenen. Er hat mit Leuten zu tun, die
irgendwie eine Scheißangst davor haben, ihr Leben könnte
außer Kontrolle geraten sein und alles auseinanderfallen …,
und wenn das nicht heißt, von den Ängsten der Leute zu
leben, dann weiß ich nicht, was sonst.«
    Ich griff wieder nach meinem Sandwich und biß hinein; ich
war der Überzeugung, daß ich den angeschnittenen Ball, den
er mir zugespielt hatte, wenn nicht zurückgeschlagen, so
doch immerhin wieder in seine Spielhälfte gefoult hatte, so
daß ich im Spiel bleiben konnte. Als ich von meinem Reuben
aufsah, war das winzige Lächeln vom Gesicht des Reporters
verschwunden.
»Ich«, sagte er leise, »bin zufällig in psychiatrischer Behandlung.«
    Januar 1980. Die Frau und ihre Mutter haben eine besorgte
Unterhaltung über das drei Monate alte Baby der Frau. Das
Baby hört nicht auf zu weinen. Es weint immerzu. Sie sind sich
einig, was die Ursache des Übels anbetrifft: Das Baby ist von
einem Dämon besessen, wie das kleine Mädchen in The Exorcist. Sie schütten Benzin über das Baby, das weinend in seiner
    * Unübersetzbares Wortspiel mit folgender Doppelbedeutung: Zum
einen: »Wir konjugieren nicht, wir deklinieren.« Und zum anderen:
»Wir paaren uns nicht, wir weigern uns.«
(Anm.d.Übers.)
    Krippe liegt, und dann zünden sie das Kind an, um den
Dämon auszutreiben. Das Baby liegt drei Tage mit Verbrennungen auf der Intensivstation. Dann stirbt es.
7
    Trotz alledem war der Artikel des Reporters sauber und fair;
er war unfreundlich, was mein Aussehen anbelangt, und ich
denke, dazu hatte er allen Grund - ich war im Sommer des
Jahres 1979 in der schlechtesten Form seit zehn Jahren -, aber
davon abgesehen fühlte ich mich ziemlich gut behandelt.
Aber selbst in dem Artikel, den er schrieb, kann man feststelen, wo sich sein Weg und meiner trennten; man vernimmt das
laute Klappen von Vorstellungen, die sich plötzlich in zwei
vollkommen unterschiedliche Richtungen bewegen.
»Man hat den Eindruck, daß King diese Art von Übungsboxen gefällt«, schrieb er.
     
8
    Boston 1977. Eine junge Frau wird von einem Mann getötet,
der den Mord mit einer ganzen Reihe von Küchengeräten begeht. Die Polizei vermutet, er könnte den Einfall dazu aus
einem Film haben - Brian De Palmas Carrie nach dem. Roman
von Stephen King. Im Film tötet Carrie ihre Mutter, indem sie
alle möglichen Küchengeräte - darunter einen Korkenzieher
und einen Kartoffelschäler - durch das Zimmer fliegen und die
Frau buchstäblich an die Wand nageln läßt.
9
    Das Fernsehen überlebte den Ruf von Einflußgruppen, die
exzessive, unverblümte Darstellung von Gewalt in der
Glotze zu beenden, über zehn Jahre lang, ebenso fast

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