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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Hitchcock.
    »Wie rechtfertigen Sie die Eröffnungsszene in Hiroshima,
Mon Amour?« soll Hitchcock darauf geantwortet haben. In
dieser Eröffnungsszene, die 1959 nach amerikanischen Maßstäben sicherlich skandalös war, sehen wir Emmanuele Riva
und Eliji Okada nackt einander umarmen.
»Die Eröffnungsszene war notwendig für die Integrität des
Films«, antwortete der Kritiker.
»Die Duschszene in Psycho auch«, sagte Hitchcock.
     
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    Welche Bürde trägt der Autor - besonders der Verfasser von
Horror-Literatur - bei alledem? Es hat sicherlich nie einen
Schriftsteller im Genre gegeben (ausgenommen vielleicht
Shirley Jackson), der nicht mit mehr als einem kleinen Maß
kritischem Argwohn betrachtet worden ist. Die Ethik der
Horror-Literatur wird seit mehr als einhundert Jahren in
Frage gestellt. Einer der bluttriefenden Vorläufer von Dracula, Varney the Vampire, wurde als »penny dreadful« - als
»Groschenroman« - bezeichnet. Später verwandelte die Inflation die »penny dreadfuls« in »dime dreadfuls«. In den späten dreißiger Jahren wurden Rufe laut, daß Pulps wie Weird
Tales oder Spicy Stories (das regelmäßig zungenschnalzende
S & M-Titelblätter präsentierte, auf denen reizende Damen,
stets in Unterwäsche, gefesselt waren und von einer monstermäßigen - aber eindeutig männlichen - Kreatur der Nacht bedroht wurden) die Moral der Jugend Amerikas verdarben.
Ganz ähnlich würgte die Comic -Industrie in den fünfziger
Jahren solche gesetzesbrecherischen Gewächse wie E. C.s Tales from the Crypt ab und führte den »Comics Code« ein,
als deutlich wurde, daß der Kongreß ihnen den Laden säubern würde, wenn sie das nicht selbst machten. Es gab keine
Geschichten über Verstümmelung, von denToten zurückkehrende Leichen und Begräbnisse bei lebendigem Leib mehr jedenfalls nicht in den nächsten zehn Jahren. Die Rückkehr
signalisierte die unprätentiöse Geburt von Creepy, einer Zeitschrift der Warren Group, die eine totale Rückbesinnung auf
die Zeiten von Bill Gaines’ E.-C.-Horror-Comics war. Uncle
Creepy und sein Kumpel, Cousin Eerie, die etwa zwei Jahre
später kamen, waren im Grunde genommen dasselbe wie die
alte Hexe und der Gruftwächter. Sogar einige der alten
Künstler waren wieder zur Stelle - Joe Orlando, der sein
Debüt als Zeichner bei E. C. gegeben hatte, veröffentlichte
auch in der ersten Ausgabe von Creepy, wenn ich mich recht
erinnere.
    Ich würde sagen, daß es speziell bei so populären Darbie tungen wie Filmen, Fernsehen und Mainstream-Literatur
eine starke Tendenz gegeben hat, den Botschafter wegen seiner Botschaft zu töten. Ich habe nicht bezweifelt und bezweifle nicht, daß die Jugendlichen, die die Frau in Roxbury
verbrannt haben, den Einfall nach der Ausstrahlung von Fuzz durch ABC am Sonntagabend bekommen haben; wäre das
nicht gezeigt worden, dann hätten Dummheit und mangelnde Phantasie sie vielleicht dazu gebracht, sie auf weniger
spektakuläre Weise umzubringen. Dasselbe gilt für viele der
anderen hier erwähnten Fälle.
    Der Danse Macabre ist ein Walzer mit demTod. Das ist eine
Tatsache, und wir können es uns nicht leisten, vor dieserTatsache zurückzuschrecken. Die Horror-Geschichte bietet die
Möglichkeit, etwas zu betrachten, was sich hinter Türen abspielt, die wir normalerweise verschlossen halten, so wie die
Jahrmarktsfahrten, die einen gewaltsamen Tod nachahmen.
Doch die menschliche Phantasie gibt sich nicht mit verschlossenen Türen zufrieden. Irgendwo gibt es eine andere Tanzpartnerin, flüstert die Phantasie in die Nacht hinein - eine
Tanzpartnerin in einem verfaulten Ballkleid, eine Partnerin
mit leeren Augenhöhlen, grünem Schimmel auf den ellbogenlangen Handschuhen, Maden, die im verbliebenen schütteren Haar wuseln. Ein solches Geschöpf in denArmen halten?
Wer, fragen Sie mich, würde so verrückt sein? Nun …?
    »Diese Tür wirst du nicht öffnen«, sagt Blaubart in der
gräßlichsten aller Horror-Geschichten zu seiner Frau, »weil
dein Mann es dir verboten hat.« Aber das macht sie natürlich
nur um so neugieriger …, und schließlich wird ihre Neugier
befriedigt. »Sie dürfen sich im Schloß frei bewegen«, sagt
Graf Dracula zu Jonathan Harker. »Nur nicht hinter verschlossene Türen, aber dorthin werden Sie auch gar nicht
gehen wollen.« Aber Harker geht schon bald dorthin.
    Und so machen wir es alle. Vielleicht gehen wir freiwillig zu
der verschlossenen Tür, weil uns klar ist, daß eine Zeit
kommt, da wir gehen müssen, ob wir wollen oder

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