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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Armada
eines sterbenden Planeten, alt und gierig suchen sie nicht
Frieden, sondern Plünderung.
The Day the Earth Stood Still gehört zu einer ausgesuchten
Handvoll - den echten Science-Fiction-Filmen. Die uralten
Untertassenbewohner von Earth vs. the Flying Saucers sind
Botschafter einer viel weiter verbreiteten Art von Film - dem
Horror-Film. Hier haben wir es nicht mit Unsinn wie »Es war
ein Geschenk für euren Präsidenten« zu tun; diese Wesen sinken einfach auf Hugh Marlowes Operation Skyhook in Cape
Canaveral herab und fangen an, Ärsche zu treten.
    Ich glaube, im Zeitraum zwischen diesen beiden Philosophien wurde der Schrecken gesät. Wenn es ein Stromkabel
zwischen solchen, einander entgegengesetzten Vorstellungen
gibt, dann muß der Schrecken mit ziemlicher Sicherheit dort
gewachsen sein.
    Denn gerade als die Untertassen in der letzten Filmrolle
ihren Angriff auf unsere Hauptstadt begannen, hörte plötzlich alles auf. Die Leinwand wurde schwarz. Das Kino war
voller Kinder, aber es gab bemerkenswert wenig Unruhe.
Wenn Sie an die Samstagnachmittagsvorstellungen Ihrer vergeudeten Jugend zurückdenken, dann erinnern Sie sich vielleicht, daß eine Horde Kinder im Kino eine Vielzahl von Möglichkeiten hat, ihr Mißfallen darüber auszudrücken, daß der
Film unterbrochen wird oder zu spät anfängt - rhythmisches
Klatschen; den gewaltigen Kinderkriegsruf: »Wir wollen den Film! Wir wollen den Film! Wir wollen den Film!«; Süßigkeitenschachteln, die auf die Leinwand fliegen; Popcorntüten,
die zu Jagdhörnern werden. Wenn ein Kind seit dem letzten 4.
Juli einen Black-Cat-Kracher in der Tasche hat, dann wird es
diese Gelegenheit nützen, ihn hervorzuholen, Freunden zur
Bewunderung und Billigung zu zeigen, dann anzuzünden und
über den Balkon zu werfen.
    An diesem Oktobertag geschah nichts von alledem. Der
Film war nicht gerissen; der Projektor war einfach abgeschaltet worden. Dann gingen die Lichter an, ein vollkommen unerhörter Vorgang. Wir saßen da und sahen uns um und blinzelten ins Licht wie Maulwürfe.
    Der Geschäftsführer trat bis zur Mitte der Bühne und hielt
- völlig unnötigerweise - die Hände hoch, um um Ruhe zu
bitten. Sechs Jahre später, 1963, fiel mir dieser Augenblick
wieder ein, als der Mann, der uns von der Schule nach Hause
fuhr, an einem Freitagnachmittag im November erzählte, daß
der Präsident in Dallas erschossen worden war.
2
    Wenn es im Danse Macabre eine Wahrheit oder einen Wert
gibt, dann schlicht und einfach die, daß Romane, Filme,
Fernseh- und Rundfunkprogramme
- sogar Comic-Hefte -,
die sich mit Horror beschäftigen, stets auf zwei Ebenen funktionieren.
    Zuoberst ist die Ebene des »Niederknüppeins« - wenn
Regan in The Exorcist (dt: Der Exorzist) dem Priester ins Gesicht kotzt oder mit einem Kruzifix masturbiert oder wenn
das wie rohes Fleisch aussehende, gräßlich von innen nach
außen gekehrte Monster in John Frankenheimers Prophecy (dt: Die Prophezeiung) den Kopf des Hubschrauberpiloten
wegmampft wie ein Marshmallow. Dieses »Niederknüppeln«
kann mit verschiedenen Stufen künstlerischer Finesse getan
werden, aber es ist immer da.
    Aber auf einer anderen, überzeugenderen Ebene ist jedes
Horror-Werk tatsächlich ein Tanz - eine bewegte, rhythmische Suche. Und es sucht nach dem Ort, wo Sie, der Zuschauer oder Leser, auf Ihrer primitivsten Ebene leben. Ein
Horror-Werk interessiert sich nicht für das zivilisierte Mobiliar unseres Lebens. Ein solches Werk tanzt durch diese Zimmer, die wir mit einem Stück nach dem anderen eingerichtet
haben, wobei jedes Stück - hoffen wir! - unseren gesellschaftlich akzeptablen und angenehm erleuchteten Charakter zum
Ausdruck bringen soll. Es sucht nach einem anderen Ort,
einem Zimmer, das manchmal der geheimen Kammer eines
viktorianischen Gentleman ähneln kann, machmal einer Folterkammer der spanischen Inquisition …, aber am häufigsten und erfolgreichsten dem schlichten und brutalen Loch
eines steinzeitlichen Höhle nmenschen.
    Ist Horror Kunst? Auf dieser zweiten Ebene kann ein Horror-Werk nichts anderes sein; es erreicht die Ebene der Kunst
einfach dadurch, daß es nach etwas jenseits der Kunst sucht,
etwas, das vor der Kunst existierte: Es sucht nach etwas, das
ich den phobischen Druckpunkt nennen möchte. Eine gute
Horror-Geschichte wird sich ins Zentrum Ihres Lebens tanzen und die Geheimtür zu dem Zimmer finden, das - wie Sie
glaubten - außer Ihnen keiner kennt. Sowohl Albert Camus
wie auch Billy Joel haben darauf

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