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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lauert - natürlich. Es ist eine schuppige,
lurchähnliche Kreatur, die bemerkenswerte Ähnlichkeit mit
Lovecrafts halbblütigen degenerierten Abweichungen hat den verrückten und blasphemischen Nachkommen einer
Liaison zwischen Göttern und Menschenfrauen (ich sagte
Ihnen ja, es fällt schwer, sich von Lovecraft loszureißen). Dieses Monster verbarrikadiert den Zufluß des Stroms langsam
und geduldig mit Stöcken und Zweigen und schneidet die
Gruppe der Anthropologen damit von der Außenwelt ab.
    Damals war ich kaum alt genug, um zu lesen, die Entdekkung der Bücherkiste meines Vaters lag noch in ferner Zukunft. Ich kann mich vage daran erinnern, daß meine Mutter
in dieser Zeit Freunde hatte - etwa von 1952 bis 1958; genügend Erinnerungen, um zu wissen, daß sie ein gesellschaftliches Leben hatte, nicht genügend, um auch nur zu mutmaßen, ob sie ein Sexualleben hatte. Da war Norville, der
Luckies rauchte und im Sommer zwei Ventilatoren in seiner
Zweizimmerwohnung laufen hatte; und da war Milt, der
einen Buick fuhr und im Sommer große, blaue kurze Hosen
anhatte; und noch ein Mann, ein sehr kleiner, der, soweit ich
weiß, Koch in einem französischen Restaurant war. Ich denke
nicht, daß meine Mutter auch nur überlegte, einen von ihnen
zu heiraten. Diesen Weg hatte sie einmal eingeschlagen. Außerdem war damals eine Zeit, da eine Frau, war sie erst einmal verheiratet, zur schemenhaften Gestalt wurde, wenn es
darum ging, Entscheidungen zu treffen und Brötchen zu verdienen. Ich glaube, daß meine Mutter, die störrisch, widerspenstig, grimmig beharrlich und fast unmöglich zu entmutigen sein konnte, Gefallen daran gefunden hatte, selbst über
ihr Leben zu bestimmen. Also ging sie mit Männern aus, aber
keiner davon wurde ihr ständiger Begleiter.
    An jenem Abend waren wir mit Mut unterwegs, dem mit
dem Buick und den großen kurzen Hosen. Er schien meinen
Bruder und mich aufrichtig zu mögen, und es schien ihm
nichts auszumachen, uns gelegentlich auf dem Rücksitz dabeizuhaben (es mag sein, daß einem die Vorstellung, auf dem
Rücksitz eines Autos zu schmusen, nicht mehr ganz so verlokkend erscheint, wenn man erst einmal die ruhigeren Gewässer jenseits der Vierzig erreicht hat, selbst wenn man einen
Buick hat, der so groß wie eine Yacht ist, in dem man es machen kann). Als das Monster endlich in Erscheinung trat, war
mein Bruder auf den Boden hinter dem Sitz gerutscht und
eingeschlafen. Meine Mutter und Milt unterhielten sich und
gaben möglicherweise eine Kool aneinander weiter. Das
spielt keine Rolle, wenigstens nicht in diesem Zusammenhang; nichts spielt eine Rolle, abgesehen von diesen großen
Schwarzweißbildern auf der Leinwand, wo das unaussprechliche Ding den stattlichen Helden und die sexy Heldin in …,
in … die schwarze Lagune lockt!
    Ich wußte, während ich zusah, daß das Monster zu meinem Monster geworden war; ich hatte es gekauft. Es war nicht einmal für einen Siebenjährigen ein besonders glaubwürdiges
Ungeheuer. Ich wußte damals nicht, daß es Ricou Browning,
der berühmte Unterwasser-Stuntman, in einem Latexanzug
war, aber ich wußte ganz sicher, daß es jemand in irgendeiner
Art von Monsteranzug sein mußte …, ebenso wie ich wußte,
daß er mich später in dieser Nacht an der schwarzen Lagune
meiner Träume besuchen und dort wesentlich realistischer
aussehen würde. Er konnte im Schrank warten, wenn wir zurückkehrten; er konnte zusammengekauert in der Dunkelheit des Badezimmers am Ende des Flurs stehen und nach
Algen und Sumpffäulnis riechen und bereit sein für einen
kleinen Jungen als Mitternachts-Snack. Sieben ist nicht alt,
aber alt genug, um zu wissen, daß man das bekommt, wofür
man bezahlt hat. Es gehört einem, man hat es gekauft, man
besitzt es. Alt genug zu spüren, wie die Wünschelrute plötzlieh ausschlägt, schwer wird, sich in den eigenen Händen
dreht und auf verborgenes Wasser deutet.
    In jener Nacht war meine Reaktion auf das Monster wahrscheinlich die perfekte Reaktion, auf die jeder Autor von
Horror oder jeder Regisseur, der im Genre gearbeitet hat,
hofft, wenn er den Füller oder die Linse öffnet: völlige emotionale Anteilnahme, die von keinem Denkprozeß beeinträchtigt wird - und Sie verstehen sicher, wenn es um HorrorFilme geht, dann ist der Gedankenprozeß, der notwendig ist,
die Stimmung zunichte zu machen, schlichtweg der, daß ein
Freund sich zu einem beugt und flüstert: »Siehst du den Reißverschluß an seinem Rücken?«
    Ich glaube, nur Leute, die

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