Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Ruhe. Er hat allen Grund, mich zu hassen.“
„Und der wäre?“
„Ich habe seine Frau umgebracht“, antwortete ich, während ich die Treppe überprüfte. Sah einigermaßen sicher aus. „Dann lass uns mal auf die Suche nach Lucas gehen.“ Ich biss die Zähne zusammen, froh darüber, dass Japhrimel nicht weiter nachfragte.
33
Das Las Vigrasas war eine Bar. Die Straße, in die sie sich duckte, war unter Bergen von Müll begraben. Finstere Gestalten huschten umher, und Gefahr lag in der Luft. Mir schauderte, als wir von einem sicheren Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus die Gegend ausspähten. Japhrimel hatte vorgeschlagen, das Lokal erst einmal eine Zeit lang zu beobachten, und ich hatte ihm zugestimmt.
Sorgfältig scannte ich die Kneipe. Hier gab es keine ernst zu nehmende Psinergie, in der Bar hockten nur Strohköpfe. Dort hineinzugehen schrie förmlich nach Ärger. In bestimmten Etablissements waren Psionen nicht gerade willkommen.
Ein einsames Schild, von dem ein aufgemaltes Las Vigrasa abblätterte, schaukelte gemächlich in der auffrischenden Brise, die bei der schwülen Luft allerdings auch nicht viel half. Das Gebäude selbst war übersät mit Einschusslöchern und Brandflecken von Plaspistolen.
Ich atmete tief ein. „Was meinst du?“, fragte ich.
Ich fasse es nicht – ich frage einen Dämon nach seiner Meinung, dachte ich. Was zur Hölle stimmt nicht mit mir? Andererseits ist er die beste Rückendeckung, die ich habe, zumindest bis ich dieses seltsame Ei gefunden habe.
„Ich halte das hier für eine gefährliche Gegend“, sagte er behutsam. „An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, aber …“
„Ich werde vorsichtig sein“, entgegnete ich. „Hör zu, halt dich da drinnen nicht zurück. Wenn du jemanden bemerkst, der es auf mich abgesehen hat, mach ihn nieder.“
„Töten?“
„Wenn es nötig wird.“ Ich zögerte. „Ich vertraue deinem Urteil.“
Seine Augen funkelten kurz lasergrün auf, bevor sie sich ebenso schnell wieder verdunkelten. „Tatsächlich?“
„Schätze schon“, antwortete ich. „Bisher hast du mich nicht enttäuscht.“
Er entgegnete nichts, sah mir nur lange in die Augen.
Schließlich löste ich mich vorsichtig aus dem Halbdunkel, wich einigen Haufen von Schutt und Unrat aus und überquerte die Straße. Ich brauchte mich nicht erst umzuschauen – Japhrimel schien mit meinem Schatten verschmolzen zu sein. Drei Stufen führten hinauf zur Schwingtür der Bar. Dahinter waren ausgelassenes Gegröle und das Klimpern eines Kneipenpianos zu hören. Als ich die Tür aufstieß, berührte ich schmieriges Holz und verzog innerlich das Gesicht. Eine Vielzahl von Gerüchen schlug mir entgegen – Alkohol, Erbrochenes, Zigaretten, der Gestank einer dreckigen Toilette und ungewaschene Männer.
Eau de Nuevo Rio Bar, kam es mir in den Sinn. Ich wünschte, Gabe wäre hier.
Damit verblüffte ich mich selbst. Ich war es nicht gewohnt, mit Begleitung im Schlepptau auf die Jagd zu gehen, aber es war nett gewesen, Gabe bei mir zu haben. Zumindest war sie aufrichtig-hoffte ich wenigstens. Andererseits hatte sie vorgeschlagen, bei Jace unterzuschlüpfen und sich mit ihm in Verbindung gesetzt.
Echt ganz schön beschissen, an seinen Freunden zu zweifeln, vor allem, wenn man nur ein oder zwei davon hat, durchfuhr es mich.
Ich trat in die Bar, dicht gefolgt von Japhrimel. Dichter Zigarettenrauch lag in der Luft. Die plötzliche tiefe Stille, die sich über den berauschten Pfuhl senkte, war eine deutliche Warnung. Zum Teufel, was soll’s, dachte ich. Wer A sagt, muss verdammt noch mal auch B sagen. Mein Smaragd knisterte und sprühte, ein grüner Funke segelte zu Boden.
Die linke Seite des Raums nahm eine lange Bar ein, zu meiner Rechten standen mehrere Tische und Stühle. Während ich die Treppe hinabstieg, verursachten meine Stiefel leise Geräusche auf den Holzstufen, dann gedämpftes Knirschen, als ich auf ölige Sägespäne trat.
Finstere Augen musterten mich. Mehrere Einheimische, magere, gebräunte Männer in Kleidung, die meiner ganz ähnlich war, trugen offen Plaspistolen und antiquierte Projektilwaffen zur Schau. Ein paar Brocken anglos waren zu hören – schon beim ersten Blick in die Runde stieß ich auf ein mir vertrautes Paar hängender Schultern. An der Bar, mit dem Rücken zur Tür, lehnte Lucas.
Natürlich bildete ich mir nicht ein, er wüsste nicht, wen der Wind da gerade hereingeweht hatte.
Ich kam gerade einmal zwei Schritte weit, da
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