Dante Valentine 02 - Hoellenritt
nur reizen wollte?
Wenn der Teufel mich reizen wollte, gelang ihm das jedenfalls verdammt gut. Ich musste diesen beschissenen Fall zu Ende bringen und mir dann jedes Buch über die Wiederauferstehung von Dämonen vornehmen, das ich in die Finger kriegen konnte. Keine Kopfgeldjagden mehr. Verdammt noch mal, ich hatte lange genug getrauert.
25
Das Polizeirevier brodelte vor Aktivität, und wir gelangten problemlos von der Tiefgarage zum Parapsycho-Stockwerk. Ich nehme an, mein Gleiter war den Bullen bekannt, denn ihre Parkplatz-KI wies ihn automatisch ein. Jace sagte nur wenig und wirkte wie in Gedanken versunken. Mir war es endlich gelungen, meine rechte Hand zu entkrampfen und mich zu überzeugen, dass ich Poly gerade nicht in Versuchung geführt hatte, sich wieder bei mir zu melden. Ich hatte ihr nur einen Ausgleich dafür geboten, dass ich sie dazu gebracht hatte, sich an Rigger Hall zu erinnern.
Und dass ich einen leichten Schweißfilm auf der Stirn und unter den Achseln spürte, wenn ich an sie dachte – na wenn schon. So leicht schwitzte ich nicht mehr; wenn ich meiner Haut ein paar Tropfen entlocken wollte, musste ich mich schon anstrengen, bis ich ganz ausgelaugt und hungrig war. Aber jetzt schwitzte ich.
Gabe kam mit einem Stapel Papiere in ihr Büro marschiert, wo wir bereits auf sie warteten. Ihre dunklen Augen glitzerten, als stünde sie kurz vor einem Wutausbruch, und ihr glattes Haar war zerrauft. Als sie uns sah, blieb sie stehen und warf den Papierstapel auf den Schreibtisch. „Habt ihr was Brauchbares rausgefunden?“
Ja, ich habe rausgefunden, dass es mich berauscht, wenn ich einer Sexhexe Angst einjage. Wie steht’s mit dir, Gabe? „Eine Menge interessanter Sachen, die uns vielleicht sogar weiterhelfen.“ Ich blinzelte ihr zu. „Was ist los, Spukmädel?“
„Ich habe eine Liste der Kinder in dem Jahrbuch aufgestellt, die dieses Mal trugen. Eins von ihnen kann ich nicht finden. Von den wenigen, die noch leben, wohnen alle in Saint City. Die anderen sind tot.“
„Wie viele?“ Jace lehnte sich gegen die Trennwand ihres Büroabteils und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich versuchte mir einzureden, dass ich gar nicht wissen wollte, was er in Polys Angst gerochen hatte.
Sich selbst zu belügen ist eine schlechte Angewohnheit, wenn man eine Nekromantin ist.
„Neun, die nicht in Saint City gewohnt haben, sind tot.“ Gabes Mundwinkel sanken herab. „Sieht aus, als hätte es sie damals in alle vier Winde verweht: Drei haben auf Putchkingebiet gelebt, zwei in Freistädten und drei in der Hegemonie, allerdings so weit von Saint City entfernt wie möglich.“
„Lass mich raten.“ Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen, lehnte mich zurück und schloss die Augen. „Der, den du nicht finden kannst, ist Kellerman Lourdes.“
„Sieht aus, als hättet ihr ein paar ergiebige Stunden verbracht“, sagte sie säuerlich. „Also: Alle neun sind tot. Es fing in Putchkin an, ging in den Freistädten weiter und näherte sich dann immer mehr Saint City. Und jetzt die Morde in der Stadt selbst. Niemand hat einen Zusammenhang hergestellt. Rate mal, wann der erste Mord geschah.“
Ich zuckte mit den Schultern und rieb mir über die Schläfen, als hätte ich Kopfweh. Ich fragte mich, ob Teildämonen wohl jemals Kopfschmerzen bekamen oder ob sich das Dröhnen in meinem Kopf psychosomatisch erklären ließ. „Sag’s mir.“ Tut mir leid, Gabe, ich bin gerade nicht in Stimmung, um groß herumzuraten.
„Auf den Tag genau zehn Jahre nach Mirovitchs Tod. Das Opfer, Anders Cullam…“
„An den kann ich mich erinnern.“ Mich schauderte. „Einer von Mirovitchs Spitzeln.“ Die Phantomnarben auf meinem Rücken begannen zu brennen wie drei Feuerstreifen, und das Brandmal in der Falte meiner linken Pobacke glühte kurz auf und gab dann wieder Ruhe. Von der linken Schulter lief mir prickelnde Hitze über die Brust, und samtenes Feuer rann durch meine Venen und beruhigte mich, wie ich Polyamour beruhigt hatte.
Mit einem kalten und stillen Dämonenmal war ich fast glücklicher als mit einem, das ein Eigenleben zu führen schien. Besonders, weil ich mich fragte, ob das Mal auf meine Angst reagierte. Aber das war unmöglich. Ich war schließlich keine Sexhexe.
Gabe ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Er hatte eine dieser Halsketten mit dem Pik, und er wurde quasi Stück für Stück zerrissen. Die Polizei von Putchkin hatte den Fall zu den Akten gelegt, nachdem sie einfach nicht weiterkam
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