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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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zusammengereimt hätte. Ich war direkt nach dem Abschluss an der Akademie zu ihm gekommen, weil ich gehört hatte, dass sein Training das beste sei. Er kannte mich länger als so ziemlich jeder andere – abgesehen vielleicht von Gabe.
    Er nickte nachdenklich, seine mandelförmigen Augen funkelten, und auf seiner braunen Stirn glänzte Schweiß. Aus seinem Mund kam ein leises, tonloses Knurren – auch ich hatte ein oder zwei Treffer gelandet. Es war fantastisch, sich nicht zurückhalten zu müssen. Menschen waren so verdammt zerbrechlich.
    Jetzt mach mal halblang, Danny. Im Wesentlichen bist auch du noch immer ein Mensch. Ich schluckte, beruhigte mich ein wenig, beobachtete seine Brust. Jede Bewegung würde sich dort zuerst abzeichnen. Wir umkreisten einander. Ein erneuter blitzschneller Schlagabtausch. Auf meiner Haut bildete sich Schweiß, der mir den Rücken entlangrann. Ein gutes Gefühl.
    Es fühlte sich rein an.
    „Also bringst du Geister zu Jado, wie?“ Er lächelte, aber sein Blick war völlig humorlos. Hier auf der Kampfmatte schenkte man sich nichts.
    „Euch kann ich wenigstens nicht töten“, gab ich zurück.
    „Hm.“ Er zuckte mit den Achseln, unergründlich wie immer. Seine Robe raschelte, als die nackten braunen Füße über die Tatamimatten glitten. Plötzlich machte er einen Ausfallschritt, und ein Gewitter aus Hieben prasselte auf mich nieder. Schweiß spritzte, seiner und meiner. Bewegen! Los, los, los!, klang mir seine Stimme von alten Trainingsstunden in den Ohren. Nicht denken, bewegen!
    Plötzlich zerbarst sein Stab, und im selben Moment stieß ich einen Schrei aus, der in dem sonnendurchfluteten Raum verhallte. Mein Stab hatte seine Brust nur um Haaresbreite verfehlt. Das Echo meines Kia prallte von den Wänden ab und ließ das gesamte Gebäude erzittern. Von dem ächzenden Dach rieselte Staub.
    „Nicht schlecht“, gab Jado grummelnd zu. Ich genoss diese Andeutung eines Lobes. „Komm. Ich mache dir Tee.“
    Schwitzend, noch immer wachsam, nickte ich. „Jado-sensei, habt Ihr jemals etwas gesehen, das einen Nekromanten verstümmelt?“
    „Nicht in letzter Zeit.“ Er rieb seine dick mit Hornhaut überzogenen Hände aneinander, um sie von Splittern zu befreien. „Komm. Erst Tee. Dann reden.“
    Ich stellte den Langstab weg und folgte ihm in die makellose grüne und beige Küche. Durch die Erkerfenster fiel das Licht des frühen Abends herein. Jado nahm den Eisenkessel, zwei Schalen und die rosafarbene Hiero Kidai -Dose, in der er den grünen Tee aufbewahrte. Ich verkniff mir ein Lächeln. Der alte Drache war schroff, aber er liebte kleine rosafarbene Sachen.
    Vielleicht sind auch Menschen für ihn nur kleine rosafarbene Sachen. Einmal mehr musste ich Galle schlucken. In meiner linken Schulter wühlte fiebrig-heißer Schmerz.
    „Also.“ Jado setzte Wasser auf, während ich mich auf der gegenüberliegenden Seite des Küchentresens auf einem Holzhocker niederließ. „Sieht aus, wie man hat dich aus Schlummer gerissen.“
    „Ich habe nicht geschlafen, ich schlafe nicht“, widersprach ich umgehend. „Ich bin einfach kein besonders geselliger Mensch, nichts weiter. Ich war viel auf Kopfgeldjagd.“
    Er zuckte mit den Schultern. Und er hatte recht. Mich von einer Jagd in die nächste zu stürzen war auch nur eine Art, mich zu betäuben. Ein Versuch, mich zu verausgaben, damit ich schlafen konnte – Schmerzlinderung durch halsbrecherische Rastlosigkeit. Eine altbewährte Methode, die ich mein ganzes Leben lang angewandt hatte. Allerdings musste ich zugeben, dass sie als Mittel, die Dinge tatsächlich zu verarbeiten, auf ganzer Linie versagte.
    Seine Robe aus grober Baumwolle leuchtete im Sonnenlicht. Ich sog die Luft ein – der lästige Geruch nach Mensch war kaum wahrnehmbar inmitten seines dunkleren Aromas von Flammen und irgendeinem tiefen, siedenden Loch, von einem Bodensatz aus Finsternis und Weihrauch, abgebrannt in einem vergessenen Tempel. Ich wusste nicht, was Jado war, er passte in keine der Kategorien nichtmenschlicher Wesen, von denen ich jemals gelesen oder gehört hatte. Aber er war schon mindestens so lange in Saint City wie Abra, denn manchmal, wenn auch selten, brachte ich Nachrichten vom einen zum anderen, Bruchstücke von Informationen. Nie hatte ich erlebt, dass Jado sein Heim oder dass Abra ihren Laden verlassen hätte, und ich fragte mich, woher sie wohl gekommen waren. Wer weiß, vielleicht würde ich es eines Tages herausfinden!
    Es war eine Erleichterung,

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