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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Leben lang nichts anderes getan. Tu es. Nur dieses eine Mal, dann nie wieder.
    Ich war fest entschlossen, mich dieser Sache zu stellen. Nur dieses eine Mal. Dafür war ich stark genug. Ich schluckte Galle. Meine Ringe funkelten und blitzten unbehaglich. Das Mal an meiner Schulter pulsierte schmerzhaft. Ich atmete ein, roch den Staub und den Muff der alten Sachen. Spürte, wie das Phantomblut von Neuem meinen Rücken hinabrann.
    Ganz unten in der Truhe lag das einzige Ding, das ich je gestohlen hatte, ohne dafür bezahlt worden zu sein: eine lange, biegsame Peitsche aus echtem Leder mit einer kleinen Nadelspitze aus Metall am oberen Ende. Die rostbraunen Flecke waren immer noch zu sehen.
    Blutflecke.
    Jace atmete hörbar aus, als ich die Peitsche mit einem Finger berührte. Der Schock jagte meinen Arm hinauf – Schmerz, Furcht, perverse Erregung. Ich riss die Hand weg.
    „Roanna“, flüsterte ich. „Sie war eine Sedayeen. Ihrem Sozialarbeiter wollte sie alles berichten, was in Rigger Hall vor sich ging, doch der Drecksack wollte einem Kind nicht glauben und traf sich zu einer netten kleinen Besprechung mit dem Direktor.“ Meine Stimme wurde immer matter. „Mirovitch hat sie fast zu Tode gepeitscht und anschließend die nötigen Papiere unterzeichnet, um aus ihr eine Brüterin zu machen. Sie hat Selbstmord begangen. Mit hochgefahrenem Halsband hat sie sich in die Umzäunung gestürzt.“
    „Danny…“ Er hörte sich an, als hätte man ihm gerade einen Fausthieb verpasst.
    Ich strich mir mit dem Handrücken über die Wange und fletschte die Zähne, als stünde ich unmittelbar vor einem Kampf. Dann stapelte ich die Schulbücher auf die Peitsche, legte den Teddybär zurück an seinen Platz und stopfte die Uniform und das grüne Stofftuch hinterdrein. Das Halsband hob ich wieder mit der Messerklinge hoch und legte es obenauf. Ich klappte den Deckel zu, zuckte zusammen, als die Scharniere quietschten, und gab einen Laut von mir, der wie ein Seufzer klang. Schließlich brachte ich das Vorhängeschloss wieder an und ließ es zuschnappen. Das leise Klicken dröhnte geradezu durch die Stille. Zuletzt steckte ich das Messer in die Scheide zurück und hob die elf Jahrbücher hoch. „Räum doch bitte mal den Esstisch ab.“ Als ich aufstand, kamen mir die schmalen Bände plötzlich ausgesprochen schwer vor.
    Jace’ Gesicht war kreidebleich, sein Mund ein dünner Strich. Seine Augen loderten. Wut brandete um ihn auf, seine Aura bildete harte, kristalline Stacheln. Dennoch lag in seiner Stimme keine Anspannung, nur Ruhe. „Das haben sie dir auch angetan. Stimmt doch, oder? Ich habe mich immer gefragt, was dir solche Angst gemacht hat.“
    Angst? Das verblüffte mich. Angst zu haben lag nicht in meiner Natur. Ich war dazu bestimmt zu kämpfen. Die Klassiker, die Lewis mir eingepaukt hatte, hatten mich eines gelehrt: Der einzige Weg, deine Ängste zu bezwingen, ist, sie zu bekämpfen. Habe Angst, so viel du willst, flüsterte Lewis’ Stimme in meinem Kopf. Dann tu, was getan werden muss. Das will er dir mit diesem Abschnitt sagen.
    „Einmal bekam ich die Peitsche zu spüren. Viermal wurde ich in den Käfig gesteckt. Und ich bekam das Brandmal verpasst. Ich hatte noch Glück, dass es nicht öfter war.“ Zum Glück geschah mir nichts, das mich innerlich zerbrochen hätte. Nichts, mit dem ich nicht umgehen könnte, Jace.
    „Glück.“ Seine Aura blitzte vor Wut. „Danny…“
    „Räum bitte den Tisch leer, Jace. Je schneller wir damit durch sind, desto schneller kann ich das Ganze wieder begraben.“ Und Anubis sei mir gnädig, ich kann es gar nicht erwarten, dies alles wieder zu begraben.
    Mit malmenden Kiefern starrte er mich noch einige Augenblicke lang an; dann machte er auf dem Absatz kehrt und stolzierte lautlos davon. Die Haltung seiner Schultern war mir vertraut, dieser Ausdruck kontrollierten, anmutigen Zorns. Jace war wütend. Zweimal hatte ich ihn in diesem Zustand erlebt, und beide Male hatte ich einen gesunden Respekt vor seiner Wut bekommen. Ich fragte mich, ob ich einen neuerlichen Ausbruch erleben würde. Hoffentlich nicht.
    Falls er in die Luft gehen sollte, standen die Chancen gut, dass ich das Schwert ziehen würde. Und mit scharfem Metall traute ich mir derzeit selbst nicht über den Weg.
    Ich trug die Bücher ins Esszimmer, und Jace räumte den Tisch frei: Bücher über Dämonologie und Grundlagen der Magitheorie, ein Stapel Zettel, auf denen ich mir Notizen gemacht, und die Talismane, an denen Jace

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