Dante Valentine 03 - Feuertaufe
um“, sagte er leise. „Überaus achtsam. Kannst du dir eigentlich vorstellen, was passieren würde, wenn dich ein Dämon in die Finger kriegt, dem du vollkommen egal bist?“
Ich musste schlucken. Angst vor seiner Kraft und seiner Geschwindigkeit zu haben war das eine. Wenn er sie tatsächlich einsetzte, dann war das etwas völlig anderes. Meine Brust schmerzte. Der Smaragd an meiner Wange schlug Funken, meine Ringe wirbelten vor Psinergie. „Das hättest du nicht tun sollen“, sagte ich wie betäubt.
„Ich werde tun, was notwendig ist, um dich zu beschützen. Habe ich das nicht bewiesen?“
„Das hättest du nicht tun sollen.“ Ich konnte keinen anderen Gedanken fassen. Tränen schossen mir in die Augen.
Seufzend schüttelte er den Kopf. Seine Aura legte sich um mich. Vergeblich versuchte ich, diese Berührung abzuwehren. „Das ist zwecklos.“
„Wie konntest du nur?“ Er hatte mich nicht verletzt. Jedenfalls nicht körperlich. Noch nicht. Aber ich rieb immer noch den Punkt, an dem er mir seine Knöchel reingedrückt hatte. „Wie konntest du mir das nur antun?“
„Ich tue, was ich tun muss.“ Er packte mich am Arm und zog mich von der Wand weg. „Komm jetzt, wir müssen einen Transporter erwischen.“
Oh, Ihr Götter. Anubis, hilf mir! „Wohin fahren wir?“ Ich brachte die Worte kaum heraus, so betäubt war ich immer noch. Ich wehrte mich nicht unbedingt gegen seinen Griff, leistete mehr passiven Widerstand, sodass er sich ein wenig Mühe geben musste. Statt seiner antwortete McKinley.
„In eine andere Freistadt“, sagte er grinsend. Er schien sehr zufrieden damit, wie Japhrimel mich zurechtgestutzt hatte. „Nach Sarajewo, in die entmilitarisierte Zone.“
Sarajewo? Aber weshalb? Dort waren keine Menschen zugelassen.
Ich hätte die Absätze fest in den Boden stemmen können, sodass er mich hätte tragen müssen, aber diese Idee verursachte mir Übelkeit. Mir waren jegliche Gefühle abhandengekommen, bis auf eine Fassungslosigkeit, die mir schier den Verstand raubte und die nur eine einzige Frage zuließ, die mir ständig durch den Kopf ging. Wie konntest du das nur tun, Japhrimel? Wie konntest du das nur tun? Und von einem Satz, der wieder und immer wieder im Kreis raste.
Ich habe dir vertraut.
31
Ruzyne, der Gleiterhafen von Neo-Prag, befand sich am Stadtrand. Japhrimel spazierte einfach durch die Sicherheitssperre. McKinley und ich machten es ihm nach, und rasch fand ich mich an Bord eines glänzend schwarzen Gleiters wieder. Mir stellten sich die Haare auf bei der Erinnerung an meine jüngsten Erfahrungen mit diesen Dingern. Aber ich hätte keine Chance gehabt abzuhauen. McKinley war vorausgegangen, Japhrimel hinter mir, eine Hand immer auf meiner Schulter. Vorsichtig und sanft, keine Frage, aber ich hatte gerade erst eine Lektion erhalten, wie schnell er war, wenn er es ernst meinte. Ein Fluchtversuch wäre lächerlich gewesen.
Abgesehen davon wäre ich nicht weit gekommen, wenn tatsächlich noch Höllenhunde da draußen auf mich warteten.
Ich ließ mich in den schwarzen Plasledersitz fallen, legte mir das Katana über die Knie und blickte aus dem Fenster. Kein Wunder, dass Bella und Ogami solche Angst gehabt hatten. Kein Wunder, dass Japhrimel sich über etwaige Fortschritte des Teams keine Sorgen gemacht hatte – er wartete einfach, bis der Feind auftauchte. Mit mir trieb er seine Spielchen, während er die Menschen ohne jedes Mitgefühl als Lockvögel missbraucht hatte. Dass er sie zusammen mit Vann und Tiens losgeschickt hatte, änderte nichts an seiner Unbarmherzigkeit. Es war letztlich niemand zu Schaden gekommen, aber dennoch …
Ich war ein Teil dieses Plans gewesen. Er hatte mich dazu gemacht. Wenn etwas schiefgelaufen wäre, dann wäre auch ich teilweise dafür verantwortlich gewesen.
Jetzt wusste ich außerdem, warum er wegen der Gefallenen so mundfaul gewesen war. Wenn er auch nur eine Andeutung gemacht hätte, dass er jetzt nicht mehr an die Regeln für dämonische Vertraute gebunden war, hätte ich mich möglicherweise entschlossener auf die Hinterbeine gestellt und verlangt, dass er mir alles sagte. Wenn ich nur irgendwie vorgewarnt gewesen wäre.
Aber das war ich nicht. Ich hatte ja nicht einmal gewusst, dass der Teufel nach mir verlangt hatte. Keine Ahnung von nichts. Japhrimel hatte sich keineswegs schuldbewusst verhalten, so als ob er etwas verheimlichen würde, und dabei hatte er jeden meiner wachen Momente mit mir verbracht. Da fragt man sich
Weitere Kostenlose Bücher