Dante Valentine 03 - Feuertaufe
„Tja, das werden wir mm nie mehr erfahren, was?“
„Gut möglich.“ Er lächelte ein wenig, zärtlich. Ich konnte diesen Gesichtsausdruck kaum ertragen. Verstand er denn gar nicht, was er mir angetan hatte?
Ich konnte nicht anders. „Ich könnte dich hassen.“ Du hast mich gebeten, dir zu vertrauen. Ich habe es getan, und was ist der Dank dafür? Du tust mir weh, hebst mich hoch und drückst mich gegen eine Wand … Ich spürte immer noch, wie lässig er seine Kraft eingesetzt hatte, um mich mit baumelnden Beinen in der Luft hängen zu lassen, und wie seine Knöchel mir gegen die Brust drückten.
„Du kommst schon darüber hinweg.“ Verdammt noch mal, er lächelte immer noch.
Das glaube ich nicht. Ich schloss die Augen, um ihn nicht mehr sehen zu müssen. Der Gleiter legte sich in eine Kurve. Mir kam der Magen hoch. „Das hättest du mir nicht antun dürfen! Das hättest du mir einfach nicht antun dürfen!“ Ich hörte mich an wie ein kaputter Holodisc-Player. Na los, Dante, lass endlich gut sein.
„Ich werde tun, was notwendig ist. Ich bin dein Gefallener.“ Er klang überhaupt nicht zerknirscht.
Wenn du einfach zugeben könntest, dass du mich belogen hast, das würde mir schon viel bedeuten. „Dafür habe ich nur dein Wort.“ Das stimmte nicht ganz – ich hatte auch Luzifers Wort und meine eigenen Erfahrungen dazu. Aber wenn ich ihn schon nicht mit Waffen verletzen konnte, dann wenigstens mit Worten. Die Dunkelheit hinter meinen geschlossenen Lidern war mir auch kein Trost. Ich sah ihn immer noch vor mir, die schwarzdiamantenen Flammen des Dämons.
Bildete ich mir das nur ein, oder wurde er tatsächlich unsicher? „Ich will doch nur, dass du in Sicherheit bist, Dante. Du bist verletzlich, auch wenn ich dir einen Teil meiner Stärke abgegeben habe.“
Für das eine oder andere reicht meine Kraft, Japh. Verschwinde. „Lass mich in Frieden!“
„Nein.“ Abgelehnt. Einfach so. Nur selten hatte er weniger ironisch, ernster geklungen.
„Ich meine es ernst, Tierce Japhrimel. Lass mich in Ruhe. Erledige deine verdammte Jagd und spiel mit Luzifer deine kindischen Spielchen.“
Am liebsten hätte ich die Knie angezogen, mich zusammengerollt und gewartet, bis der heftige Schmerz in meiner Brust nachließ. Das würde vermutlich einige Zeit dauern, aber ich brauchte einen netten, dunklen Ort, wo ich mich eine Weile verkriechen konnte. „Ich will nach Hause.“
Wo immer das sein mag. So unsicher, so schutzlos hatte ich mich nicht mehr gefühlt seit … seit wann?
Seit ich zwölf gewesen war. Genau. Seit jenem Jahr, in dem der Mann, der mich großgezogen hatte, von einem Chill-Junkie erstochen worden war. Nachdem ich Lewis verloren hatte, war ich durch eine Welt geirrt, die einfach zu groß für mich war. Und jetzt fühlte ich mich wieder so. Mein Atem stockte, Finger und Zehen wurden eiskalt, als würde ich in die Halle des Todes eintreten. Meine Haut war viel zu empfindlich für die Brutalitäten dieser Welt.
Ich fühlte mich sehr, sehr klein.
Und natürlich wusste er, welche Worte mich am meisten schmerzten. „Hast du ein Zuhause, Dante?“
Ich zog die Schultern hoch. Saint City wäre nicht allzu weit entfernt. Dort habe ich den größten Teil meines Lebens verbracht, bevor du aufgetaucht bist und alles ruiniert, mich in die Hölle verschleppt und mich in eine Halb-Dämonin verwandelt hast. Dann bist du gestorben und hast mich allein gelassen, ehe du zurückgekehrt bist und mir den Rest gegeben hast, indem du … Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Ich hatte geglaubt, du wärst mein Zuhause.
Meine Haut begann zu jucken. Ich hatte das Bett mit ihm geteilt, ihm zu den geheimsten Winkeln meines Ichs Zutritt gewährt, wohin ich keinen geliebten Menschen je zuvor hatte gelangen lassen. Nicht einmal Doreen, die mir wieder beigebracht hatte, auf meinen Körper und seine Bedürfnisse stolz zu sein, deren Freundlichkeit mir ganz neue Welten eröffnet hatte.
Nicht einmal Jace.
Die Erinnerung an Jace ließ das Gefühl vollkommener Taubheit aufbrechen. Nein, ich würde nicht zusammenklappen.
Japhrimel seufzte erneut. „Unsere Legenden warnen vor dem Preis, den man zu zahlen hat, wenn man ein Änankimel wird. Ein Mensch kann ich nicht werden, Dante, nicht einmal für dich. Kannst du das nicht begreifen?“
Etwas in seiner Stimme tat mir weh. Er flehte mich an. Inständig.
Mich packte die Wut. Ich riss die Augen auf. Er hatte mich in einer U-Bahn-Station in Neo-Prag gegen eine Wand geklatscht,
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