Dante Valentine 03 - Feuertaufe
aus den Lautsprechern hinausplärrte. Nicht mehr weit bis zum nächsten Bahnhof. „Was hältst du davon?“
„Es würde allerhand erklären. Aber dennoch …“
Genau. Aber dennoch. Irgendein wichtiges Teil fehlt mir, ein Teil, das du wahrscheinlich besitzt. Hilf mir weiter, okay? „Es wäre durchaus logisch, wenn er mir eine große Zielscheibe auf den Rücken malt und mich dann losschickt. Der Dämon in dem einen Gebäude hat mich Rechte Hand genannt. Selbst wenn er mich mit dir verwechselt hat, weil wir ähnlich riechen, wie hätte er denn so schnell erfahren können, dass du wieder für den Teufel arbeitest? Außer Luzifer hätte dafür gesorgt, dass die entsprechende Information durchgesickert wäre. Wenn ich an seiner Stelle wäre und mich möglichst effektiv loswerden und dabei noch gleichzeitig den größtmöglichen Nutzen aus mir ziehen wollte, würde ich es genauso anstellen.“ Aber ich hin nicht Luzifer. So etwas würde ich nie jemandem antun, ihn als Köder für ein größeres Raubtier zu benutzen.
„Allerdings.“ Er klang widerwillig bewundernd. Der Zug wurde langsamer. „Dich möchte ich nicht zur Feindin haben, Hedaira.“
„Ha ha!“ Beherzt verzichtete ich darauf anzudeuten, dass er wahrscheinlich längst ähnliche Überlegungen angestellt hatte. „Zum Glück! Ich würde nur ungern Jagd auf dich machen.“
McKinley stand auf. Japhrimels Arm lockerte sich. Ich atmete durch und strich meine Haare nach hinten.
„Dazu wird es nie kommen.“ Japhrimel schaffte es trotz allem immer noch, belustigt zu klingen. Als der Zug stoppte, stützte er mich. McKinley schwang sich aus der Tür und scannte den Bahnhof.
Gelbe Wandkacheln aus der Prä-Hegemonie-Ära wurden von fluoreszierenden Lampen erhellt, und hinter einer Plasglasscheibe sah man das eingerahmte Porträt eines finster dreinblickenden Mannes mit Hamsterbacken und dichtem schwarzem Schnauzbart. Wahrscheinlich irgendein hohes Tier, das die Charta der Freistadt mit ausgehandelt hatte. Die Kacheln wurden von Permaspray-Graffiti verziert. Beim letzten Putzdurchgang hatte man wohl die Ultraschallreinigung ausgelassen. Der Bahnhof lag verlassen da. Ich hatte keine rechte Vorstellung, wo wir uns befanden, außer unter der Erde natürlich. „Wo sind wir?“
„In den Außenbezirken, nicht weit von Ruzyne Transport entfernt“, sagte McKinley blinzelnd. „Ich glaube nicht, dass uns jemand gefolgt ist.“
Ich straffte die Schultern und checkte meine Ausrüstung. Es war gutes Gerät und hatte die erste Bewährungsprobe soeben mit Auszeichnung bestanden. „Ich auch nicht. Wo treffen wir die anderen?“
Japhrimel zuckte mit den Schultern. Ich schaute ihm ins Gesicht und bemerkte eine senkrechte Linie zwischen den dunklen, geschwungenen Augenbrauen. Wenn er dazu noch die Mundwinkel nach unten zog, sah er noch grimmiger und trübsinniger aus als so schon. Er antwortete nicht sofort.
Schließlich seufzte er. „Vann bringt die anderen aus der Stadt. Ab hier übernehme ich die Jagd.“
Ich spürte, wie sich meine Brauen nach oben schoben. „Moment mal!“ Ich schnippte direkt vor seiner Nase mit den Fingern. McKinley fiel die Kinnlade nach unten. Das erste Anzeichen von Überraschung, das ich bei ihm entdeckte. „Erlaube mal, aber wenn mich nicht alles täuscht, wurde ich für diese Jagd verpflichtet.“ Da kam mir plötzlich ein neuer Gedanke und haute mich fast von den Socken.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und ich erstarrte förmlich. „Sie waren nur der Köder. Der Magi sollte den Dämon anlocken, damit du ihn dir ansehen konntest.“ Wie hatte ich nur so blind sein können? „Für dich kommt das alles keineswegs überraschend, was? Ich sollte mit den anderen mitgehen, damit die mich aus der Gefahrenzone schleppen, und dann sollte ich zu McKinley rennen, damit er … Du arrogantes Arschloch!“
Mein Magen flippte aus. Kein Wunder, dass Bella so verängstigt ausgesehen hatte. Sie hatte rausgekriegt, dass sie und ihr Partner nur Lockvögel waren, und meine Vermutung, sie seien Jäger, keine bloßen Hilfstruppen, musste ihr eine Heidenangst eingejagt haben.
„Deine Sicherheit macht mir mehr Sorgen als dein angekratzter Stolz, obwohl du das wahrscheinlich anders siehst. Es ist aber auch vollkommen egal. Mir ist es jedenfalls lieber, ich habe dich im Blickfeld, falls du wieder irgendwelches Unheil anrichtest.“
„Ich kann es einfach nicht glauben“, murmelte ich. Würde es dich tatsächlich umbringen, nur wenigstens ein paar
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